Fipronil - EU will nach Ei-Skandal Warnsystem verbessern

Landwirtschaftsminister Rupprechter für Ursachenforschung unter Hinweis auf Massentierhaltung

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"Es ist auch klar geworden, dass das EU-Schnellwarnsystem verbessert werden muss, weil es da schon zu Verzögerungen gekommen ist", sagte Rupprechter weiter. In den Niederlanden waren Behörden schon 2016 informiert worden, dass Fipronil illegal in Ställen eingesetzt werde. Nachdem in Belgien in Eiern Fipronil nachgewiesen wurden, dauerte es dann noch einmal mehr als zwei Wochen, bis am 20. Juli über das EU-Schnellwarnsystem RASFF auch die anderen Mitgliedstaaten informiert wurden.

Der Informationsaustausch zwischen den Systemen müsse verbessert werden, räumte der für Lebensmittelsicherheit zuständige EU-Kommissar Vytenis Andriukaitis in Tallin ein. Konkret soll darüber am 26. September bei einem weiteren Treffen gesprochen werden. Der Eier-Skandal stand an diesem Dienstag erstmals auf der Tagesordnung bei einem EU-Ministertreffen. Für Verbraucher soll von verunreinigten Eiern zwar keine akute Gesundheitsgefahr ausgehen. Vorsorglich wurden aber bereits dennoch riesige Mengen an Eiern und Eierprodukten vom Markt genommen und vernichtet.

Betroffen sind nach jüngsten Angaben der EU-Kommission mindestens 45 Länder. Bis Dienstag hatten 26 der 28 EU-Staaten gemeldet, dass bei ihnen mit dem Insektengift verunreinigte Eier oder Eierprodukte aufgetaucht sind. Hinzu kamen Meldungen von 19 Nicht-EU-Staaten wie den USA, Russland und Südafrika.

Nach den bisherigen Ermittlungen gelangte das Insektengift Fipronil in die Eier, weil es unerlaubterweise zur Reinigung von Ställen eingesetzt wurde. Ziel war es offensichtlich, kostengünstig und effizient die Rote Vogelmilbe, umgangssprachlich auch Blutlaus genannt, zu bekämpfen. Das weitverbreitete Spinnentier ernährt sich vom Blut verschiedener Vogelarten und gilt als einer der wirtschaftlich bedeutendsten Schädlinge in der Geflügelzucht.

Bei der politischen Aufarbeitung des Skandals geht es vor allem um die Frage, ob die Kontrollen und das Krisenmanagement verbessert werden können. Rupprechter forderte auch Konsequenzen über den Fipronil-Skandal hinaus ein. Er sei dafür, "dass man einmal nachdenken muss, was die Ursache dieses Phänomens ist", so Rupprechter unter Hinweis auf Skandale rund um Dioxin-belastete Lebensmittel in den vergangenen Jahren. "Es ist auch ein Phänomen der Massentierhaltung und ich habe klar gesagt, dass man über diese intensiven Haltungssysteme nachdenken muss, die offensichtlich zu einem Kostendruck führen", sagte der Landwirtschafsminister. Das würde dazu verlocken, derartige kriminelle Handlungsweisen zu setzen wie es jetzt erneut geschehen ist.

Ich habe mich dafür ausgesprochen, dass man die Kennzeichnung der Herkunft von Eiern auch bei verarbeiteten Produkten verbessern muss. Es gibt das gute Beispiel der Fleischkennzeichnung, wo die Rückverfolgung inzwischen lückenlos möglich ist und die Herkunft so klar nachvollziehbar ist", sagte der Minister. Dies solle auch bei Verarbeitungsprodukten mit einem hohen Ei-Anteil entsprechend sichergestellt werden. "Es soll hier eine EU-weite Regelung geben, und ich denke, durch den Fipronil-Skandal haben wir jetzt einen Ansatzpunkt, das auch umzusetzen." Was Österreich betrifft, so betonte Rupprechter, dass die 48 Proben, wo Fipronil nachgewiesen wurde, ausschließlich im Großhandel aufgetaucht sind und auf Deutschland, die Niederlande, Dänemark und Belgien zurückzuführen waren.

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace begrüßte in einer Aussendung die österreichische Initiative für eine EU-weite Kennzeichnung zur Herkunft von verarbeiteten Eiern. Es sei erfreulich, dass sich sowohl Gesundheitsministerin Pamela Rendi-Wagner (SPÖ) als auch Landwirtschaftsminister Rupprechter für eine solche Kennzeichnung einsetzen. Allerdings sei es wichtig, dass wie bei Frischeiern auch die Haltungsform erkenntlich ist. "In verarbeiteten Produkten wie Kuchen oder Mayonnaise werden ihnen aber unter anderem Käfigeier aus Massenbetrieben untergejubelt. Auf den Packungen ist das derzeit nicht ersichtlich", sagte Sebastian Theissing-Matei, Landwirtschaftssprecher der NGO.

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