Zum Wohl der Pferde?

Ab einer Temperatur von 35 Grad Celsius dürfen die Vierbeiner nicht mehr arbeiten.

von Fiaker - Zum Wohl der Pferde? © Bild: News/Ian Ehm

Zu Jahresbeginn war eine Gesetzesnovelle in Kraft getreten, die den Wiener Kutschenpferden das Leben erleichtern soll. Nicht mehr als 18 Tage im Monat darf ein Gespann ausfahren. Zwei Ruhetage pro Woche muss jeder Fahrer seinen Pferden gönnen. In ihrer Freizeit dürfen die Tiere aber nicht im Stall gehalten werden: Jeder Fiakerunternehmer muss dafür sorgen, dass seine Pferde ordentlich Auslauf bekommen. Und ausgefahren darf nur zwischen zehn und 22 Uhr werden.

Die Gesetzesnovelle aber stellt weder Fahrer noch Tierschützer zufrieden. Dass erst am Vormittag ausgefahren werden darf, sei für viele Pferde keine Erleichterung, denn damit komme man sofort in den starken Verkehr. Darin sind sich Fiakerunternehmer wie Johann Trampusch und Gerhard Peter einig. Dass die Pferde in ihrer Freizeit genügend Auslauf haben, ist im Interesse der Unternehmer. Denn nur wenn es einem Pferd gut geht, kann es auch Leistung erbringen. "Wirklich geholfen wäre, wenn die Stadt Wien mehr Bäume pflanzt, die Schattenplätze schaffen“, sagt Gerhard Peter.

Oliver Bayer, Sprecher des Wiener Tierschutzvereins, schlägt vor, dass Fiaker nur noch in Wiens Grünzonen wie der Hauptallee fahren dürfen. Bei Temperaturen über 30 Grad soll aber auch dort Betriebsruhe herrschen.

Der Tierschutzverein Vier Pfoten nahm die sommerlichen Temperaturen zum Anlass, die Sinnhaftigheit der Pferdefuhrwerke komplett zu hinterfragen. Eine Umfrage unter Touristen ergab, dass viele mit den Fiakerpferden Mitleid haben. Kampagnenleiterin Martina Pluda resümiert: "Das zeigt doch, dass diese Institution nicht mehr zeitgemäß ist.“

Pferde-Veterinär Christian Tanczos meint: " Vom Naturell her sind Pferde Steppentiere und halten gewisse Temperaturen eine gewisse Zeit lang aus, wenn sie gesund sind und eine gute Kondition haben.”

Was aber passiert mit den Pferden, wenn tatsächlich das komplette Verbot der Fiaker kommt? 368 Pferde würden damit ihre Existenzgrundlage verlieren. Für viele von ihnen könnte das Verbot das grausame Ende im Schlachthof bedeuten.

Wollen wir das wirklich?

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