Pferden droht der Tod

von Fiaker - Pferden droht der Tod © Bild: News/Ian Ehm

Seit mehr als 300 Jahren prägen Pferdekutschen das Bild der Wiener Innenstadt. Nun fordert Bezirksvorsteher Markus Figl (VP), die Fiaker aus dem ersten Bezirk zu verbannen. Der primäre Grund ist nicht etwa, die Pferde vor dem täglichen dichten Verkehr zu bewahren. Figls Sorge gilt vielmehr den Straßen: Mit ihren Hufeisen würden die Tiere den Asphalt beschädigen, alljährlich liefen für die Sanierung Kosten in der Höhe von 75.000 Euro auf. Ein weiteres Argument kommt von der Gastronomie. Wer einen Schanigarten in der Nähe eines Fiaker-Standplatzes betreibt, empfindet die Pferde als störend. Der Geruch der Ausscheidungen sei den Gästen nicht zumutbar, wird von den feinnervigen Gastronomen zu bedenken gegeben.

Tierschützer sehen in der möglichen Abschaffung der Fiakerbetriebe das Ende einer heute längst nicht mehr notwendigen Quälerei. Was aber mit den Pferden geschieht, wenn sie keine Arbeit mehr haben und nicht mehr für ihren Lebensunterhalt aufkommen, wurde bis jetzt nicht überlegt. Wolfgang Fasching, Sprecher der Wiener Fiaker, besitzt selbst 16 Pferde. "Glauben Sie mir, ich liebe meine Tiere, aber wenn ich meinen Betrieb aufgeben müsste, könnte ich meine Pferde nur eine Woche durchbringen. Dann würde mir das Geld für das Futter ausgehen", erklärt er. Das Ende der Fiaker in Wien könnte also für mehr als 500 Pferde den Tod bedeuten. Denn jene, die aktiv im Arbeitsleben stehen, finanzieren den Ruhestand, den ihre Vorgänger auf Koppeln verbringen, mit.

© iStockphoto.com Die Zukunft der Wiener Fiakerpferde ist ungewiss

"Wer braucht in Österreich schon ein Kutschenpferd?", merkt Fasching an. In Ländern wie Ungarn und Rumänien sehe er Verkaufschancen, aber dorthin würde er keines seiner Pferde schicken. Denn der Fachmann weiß, dass Rösser in diesen Ländern kein gutes Leben haben. Er selbst hat drei seiner Pferde aus ihrem Elend in Ungarn geholt. Einige wenige Fiakerpferde wären auch für den Reitsport einsetzbar. Aber wie es den Tieren ergeht, wenn sie aus ihrem Trott gerissen werden, wenn sie nicht gemeinsam, Seite an Seite mit ihrem Partner, an den sie sich über die Jahre gewöhnt haben, weitertraben können: Das hat noch keiner überlegt.

Darüber hinaus müssten fast tausend Menschen um ihre Arbeitsplätze bangen, auch Hufschmiede, Tierärzte und Bauern. 23 Bauernhöfe versorgen die Wiener Fuhrwerksbetriebe mit Futter und Stroh für die Ställe.

Bevor man die Fiaker aus der Wiener Innenstadt verbannt, sollte gewährleistet sein, dass jedes einzelne dieser Pferde in besten Verhältnissen weiterleben kann.

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