Papamonat:
Wenn Väter daheim bleiben

Der Papamonat will Väter mehr in die Familienarbeit miteinbeziehen

Vom Windeln wechseln bis zum Wäsche waschen: Beim Papamonat ist alles inklusive. Schließlich zielt er darauf ab, Väter mehr in die Familienarbeit miteinzubeziehen. Dank der neuen Kindergeld-Reform gilt er nun auch für die Privatwirtschaft. Seitdem sind mehr als 1000 Anträge gestellt worden. Doch wozu braucht es die Väterfrühkarenz überhaupt? Und wie denken Väter darüber?

von Familie & Beruf - Papamonat:
Wenn Väter daheim bleiben © Bild: shutterstock

Die Zwillingsbrüder Noah und Levi sind im Oktober 2015 auf die Welt gekommen. Eineinhalb Jahre zu früh. Zumindest, wenn es um den sogenannten „Papa-Monat“ geht. Dieser erlaubt Vätern nach der Geburt ihres Kindes bis zu einem Monat zu Hause zu bleiben. Die Möglichkeit der Väterfrühkarenz gab es damals zwar auch schon, jedoch unbezahlt. Erst seit 1. März dieses Jahres, mit dem Inkrafttreten des neuen Kindergeldkontos, gibt es dafür 700 Euro. „Hätte es das gegeben als unsere Söhne auf die Welt gekommen sind, hätten wir nicht lange überlegt und es sofort gemacht. Der unbezahlte Papamonat ist für uns finanziell jedoch nicht machbar gewesen“, meint die Mutter der Zwillinge.

»Der Papamonat bietet Vätern die Möglichkeit, eine noch engere Bindung zu seinen Kindern aufzubauen.«

Auch ihr Partner und Vater der beiden begrüßt die bezahlte Väterfrühkarenz: „Ich finde es spitze, dass der Papamonat nun bezahlt wird. Er bietet Vätern die Möglichkeit, eine noch engere Bindung zu den Kindern aufzubauen. Etwas, das schon in einem Monat passieren kann. Und das, ohne einen erheblichen finanziellen Mehraufwand oder Einbußen in Kauf nehmen zu müssen.“ Seinen eigenen „Papamonat“ holt er übrigens gerade nach. In Form von unbezahltem Urlaub. Und dank eines „sehr sozialen Arbeitgebers“.

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Mehr Partnerschaftlichkeit durch das neue Kindergeld-Konto

Obwohl es das Wort „Familienarbeit“ noch nicht in den Duden geschafft hat, werden doch alle Eltern bestätigen können, dass mit der Geburt eines Kindes immer auch Arbeitslasten einhergehen. Und die sind in Österreich nach wie vor oft Aufgabe der Mütter. So liegt die Väterbeteiligung beim Kindergeldbezug gerade einmal bei 19,4 Prozent. „Ziel ist es, die Beteiligung der Väter auf 25 Prozent anzuheben“, erklärt die Familienministerin Sophie Karmasin in einer Aussendung. Erreicht werden soll dies durch die mit 1. März 2017 in Kraft getretene Reform des Kinderbetreuungsgeldes – dem „Kindergeld-Konto“.

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„Besonders wichtig war mir bei dieser Reform, dem Wunsch nach mehr Partnerschaftlichkeit nachzukommen. Daher habe ich mich für einen Partnerschaftsbonus in Höhe von zusätzlich €1.000 eingesetzt, den Eltern abrufen können, wenn sie sich die Betreuung fair, also 50:50 oder 60:40 aufteilen. Dadurch möchte ich Väter zusätzlich motivieren, sich verstärkt in dieser prägenden Lebensphase einzubringen“, so die Familienministerin.

Mehr Papa durch den Papa-Monat

Seit es das Kindergeld-Konto und somit die Möglichkeit eines bezahlten „Papamonats“ für die Privatwirtschaft gibt, wurden bereits 1000 Anträge für einen solchen gestellt. Im Rahmen dieser „Familienzeit“ können frischgebackene Väter direkt nach der Geburt des Kindes zwischen 28 und 31 Tage durchgehend zuhause bleiben. Und bekommen einen Bonus von insgesamt 700 Euro – der später allerdings wieder vom Kinderbetreuungsgeld abgezogen wird. Nimmt der Vater also beispielsweise den Papamonat in Anspruch und geht zusätzlich noch drei Monate in Väterkarenz, so bekommt er nur zwei Monate ausbezahlt. Einen Rechtsanspruch für den Papamonat gibt es nicht, der Arbeitgeber muss einverstanden sein.

»So lange es keinen Rechtsanspruch auf einen Papamonat gibt und die 700 Euro wieder abgezogen werden, bleibt er für viele Familien reines Wunschkonzert«

Ändern wollen das die SPÖ und die Grünen. „So lange es keinen Rechtsanspruch auf einen Papamonat gibt und die 700 Euro wieder abgezogen werden, bleibt er für viele Familien reines Wunschkonzert“, betonte die grüne Familiensprecherin Judith Schwentner in einer Aussendung. Auch die Familienministerin der SPÖ, Pamela Rendi-Wagner, fordert bessere Rahmenbedingungen, damit sich Paare die Kinderbetreuung aufteilen können.

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Tiefe Beziehung zu Kinder und Familie

Einer der tausend Antragsteller war Armin Zebisch. Forschungsleiter am LKH Graz und Vater der mittlerweile fünf Wochen alten Lara. Bei ihm diente der Papamonat vor allem als gute Kennenlernphase. „Es war eine super Möglichkeit, um mit dem neuen Lebewesen in Kontakt zu treten und eine Beziehung aufzubauen. Gerade, wenn alles neu ist. Man hat Zeit, sich darauf einzulassen und bekommt den ganzen Tag mit. Es ist ein großer Unterschied, ob ich 24 Stunden oder am Abend nach der Arbeit gerade einmal zwei Stunden bei ihr sein kann.“

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"Den Papamonat kann ich jedem nur empfehlen!"

Außerdem sei es nicht nur fördernd für die Beziehung zum Kind, sondern auch für die Beziehung zur Partnerin, da es eine gegenseitige Unterstützung gibt. Das "klassische" Modell, wo die Frau ihre Karriere ganz aufgibt und alleine daheim bleibt, sei seiner Meinung nach nicht mehr zeitgemäß. Es müsse für beide im Beruf weitergehen. „In der Schweiz gibt es sowieso nur vier Monate Karenz, in Großbritannien sechs. Aber das funktioniert, weil es ausreichend Betreuungsplätze gibt. In Österreich wird man regelrecht zu einer langen Karenz gezwungen und schief angeschaut, wenn man nach einem Jahr wieder arbeiten geht. Hierzulande herrscht immer noch ein sehr traditionelles Gesellschaftsbild. So sind am Krippenplätze am Land beispielsweise eine Illusion“, sagt Zebisch, der den Papamonat jedem nur empfehlen kann.

»Zurück blieb regelmäßiges Kochen an Wochenenden – und eine tiefe Beziehung zu Kindern und Familie«

Laut der SPÖ-Frauenvorsitzenden Gabriele Heinisch-Hosek ist der Papamonat ein wichtiger Einstieg in die Väterkarenz. Ein älterer Kollege von Zebisch weiß genau, was das bedeutet. Er trat seine Väterkarenz bereits vor 16 Jahren an. In einer Zeit, wo es weder „Papamonat“ noch „Partnerschaftsbonus“ gab. Er erinnert sich gern daran: „Meine Tochter war damals eineinhalb Jahre alt, meine andere bereits zwölf. Und meine Frau ging wieder arbeiten. Also, von Anfang an das volle Programm: Essen kochen, Windel wechseln, Haushalt managen und, und, und… Doch nach nur wenigen Tagen der Unsicherheit fand ich mich bald zurecht, ja, es begann richtig Spaß zu machen. Und nach drei Monaten war es gar nicht so leicht, wieder in den Beruf zurückzukehren. Zurück blieb regelmäßiges Kochen an Wochenenden – und eine tiefe Beziehung zu Kindern und Familie.“