Die zwei Seiten
des Josef Fritzl

Seit 2009 sitzt der heute 83-Jährige seine Strafe ab

10 Jahre ist es her, dass der spektakuläre Kriminalfall in Amstetten ans Licht gekommen ist. Heute ist Josef Fritzl 83 Jahre alt und verbüßt weiter seine Haftstrafe in der Justizanstalt Stein. Sein ehemaliger Verteidiger erinnert sich zurück.

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10 Jahre danach - Die zwei Seiten
des Josef Fritzl

Seit Juni 2009 sitzt Josef Fritzl in einer Einzellzelle in Stein, gesundheitlich soll es nicht zum Besten stehen: Der 83-Jährige soll an Altersdemenz leiden. Erst im Mai 2017 ließ er seinen Nachnamen auf "Mayrhoff" ändern. Wie News berichtete, gilt er den Angaben von Wachebeamten zufolge, als "anpassungsfähig und unproblematisch". Er soll hinter Gittern die Rolle des "netten, weisen Opas" eingenommen haben.

Die renommierte Psychiaterin Heidi Kastner erstellte damals das Gerichtsgutachten zur Psyche von Josef Fritzl, das News exklusiv vorlag. Darin beschrieb sie ihn als "Meister des Verdrängens und der Manipulation". Ihr gegenüber sagte er: "Ich glaube, dass ein 'guter Kern' in mir steckt. Doch ich weiß auch, dass etwas Böses in mir ist." Über seine Beziehung zu seiner Mutter teilte er mit: "Liebe bekam ich von ihr nie, sie prügelte und trat mich, bis ich am Boden lag und blutete. Ich fühlte mich dabei so erniedrigt, so schwach."

»Ich bin ein zerrissener Mensch mit Leidenschaften, die ich nicht beherrschen kann«

Mit 18 hat er dann seine Frau Rosemarie kennengelernt. Zur Montage und um sich eine Existenz aufzubauen, ging er 1963 beruflich nach Ghana. Anfang 1969 wurde Josef Fritzl wegen schweren sexuellen Missbrauchs zu zwei Jahren Haft verurteilt, seine Frau hielt weiter zu ihm, besuchte ihn im Gefängnis.

Viele Jahre später - im April 2008 - trat schließlich zutage, dass er seine Tochter jahrelang im Keller gefangen hielt, sie misshandelte, vergewaltigte und sieben Kinder mit ihr zeugte. "Ich bin ein zerrissener Mensch mit Leidenschaften, die ich nicht beherrschen kann", gab Fritzl im Gutachten vor rund 10 Jahren an.

Sein ehemaliger Verteidiger erinnert sich zurück

Im darauffolgenden Prozess wurde er vom renommierten Strafverteidiger Rudolf Mayer vertreten. Er war schon Verteidiger bei vielen spektakulären Mordfällen in Österreich. Rückblickend sagt er gegenüber News.at auf die Frage, ob er Josef Fritzl heute wieder verteidigen würde: "Wenn ich gewusst hätte, welchen Imageschaden ich dadurch erleide, würde ich es nicht mehr tun." Mit den späteren Reaktionen - konkret auch Anfeindungen und Drohungen gegen seine Person - habe er zunächst nicht gerechnet. Man habe ihn mit seinem ehemaligen Mandanten "in einen Topf geworfen". "Die Öffentlichkeit hat mich mit dem Täter gleichgestellt", sagt der Verteidiger, nach dem Motto, wie man so jemanden verteidigen könne.

Die Schuldfrage sei für ihn dahingehend relevant gewesen, insofern der Schuldgehalt der Tat die Höhe der Strafe bestimmt.

Und wie hat er Josef Fritzl als Person erlebt? Seine Taten seien konträr zu ihm als Mensch gewesen. Er habe ihn als einen aufrechten, korrekten und älteren Mann mit Handschlagqualität erlebt. "Seine Taten hätte man ihm aufgrund seines Charakters nicht zugetraut", teilt Mayer mit.

Eine Chronologie des Falles:

April 2008: Am 26. April wird Josef Fritzl nach einem Hinweis von der Polizei gemeinsam mit seiner vermeintlich seit 24 Jahren vermissten Tochter Elisabeth in Amstetten aufgegriffen. Es kommt ans Licht: Der Vater misshandelte und vergewaltigte seine Tochter jahrelang und hielt sie seit ihrem 18. Lebensjahr in einem Verlies seines Hauses in Amstetten gefangen. Insgesamt sieben Kinder brachte die Tochter zur Welt, ein Baby starb. Drei Kinder lebten mit Josef Fritzl und seiner Ehefrau in Freiheit, drei weitere Kinder mit der Mutter in Gefangenschaft.

März 2009: Die Anklage wirft Josef Fritzl Nötigung, Inzest, Freiheitsberaubung, Vergewaltigung, Mord und Sklavenhandel vor. Am 19. März wurde er von den Geschworenen in allen Anklagepunkten schuldig gesprochen und am Landesgericht St. Pölten zu lebenslanger Haft verurteilt. Seine Strafe sitzt er in der Justizanstalt Stein ab.

Oktober 2012: Wie News berichtete, ließ Josef Fritzl von seiner Ehefrau Rosemarie scheiden. Sie hatte ihn nie in der Justizanstalt besucht. Aus der Haft bewirkte er daher die Trennung von seiner Frau und damit den Verlust ihres Anspruchs auf seine Rente.

Juni 2013: Das Kellerverlies des Hauses von Josef Fritzl in Amstetten wurde über 5 Jahre nach Bekanntwerden des Falles zubetoniert.

Dezember 2016: Das Haus in Amstetten wurde von Brauhofwirt Herbert Houska gekauft. Der Kaufpreis lag bei 160.000 Euro, wie der Masseverwalter Walter Anzböck damals mitteilte. Der Käufer sanierte das Haus und wandelte es in ein Wohnhaus mit 10 Mietwohnungen um.

Mai 2017:Josef Fritzl hat seinen Nachnamen kurz nach seinem 82. Geburtstag in "Mayrhoff" ändern lassen. Das Kremser Magistrat genehmigte den Antrag, gekostet hat die Namensänderung rund 545 Euro.