Virtual Reality: Das Holodeck
in greifbarer Nähe

Wann wird die neue Dimension von Video breitenwirksam?

Virtual Reality ist in aller Munde. Jeder, der schon einmal in den Genuss gekommen ist, weiß warum. Aber ist es mehr, als bloß ein Hype? News.at hat auf dem Werbeplanung.at-Summit in Wien bei Experten und Auftraggebern nachgefragt (Video oben), wann die virtuelle Welt auch in unseren Wohnzimmern angekommen sein wird.

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© Video: News.at

1. Unterscheidung

360 Grad, Virtual Reality und Augmented Reality: Wer sich mit dem Thema virtuelle Realität beschäftigt, stößt immer wieder auf diese Begriffe. 360 Grad-Videos gelten als die einfachste Form von Virtual Reality. Der User hat zwar das Gefühl, sich in einer anderen Welt wieder zu finden. Er kann rundherum, sowie nach oben und unten sehen. Virtual Reality geht einen Schritt weiter: Der Betrachter bewegt sich in der virtuellen Welt, und kann darin interagieren.

Bei Augmented Reality geht es um eine - Nomen est Omen - erweiterte reelle Welt. Man sieht die Umgebung, wie sie ist - und eben noch etwas mehr. Theoretisch ist das auch mit allen anderen Sinnen möglich (hören, riechen, tasten), praktisch wird meist eine rein visuelle Erweiterung geschaffen. In der Sportberichterstattung kann das etwa in der Wiederholung eine Linie am Rasen sein, die den Weg des Balles nachzeichnet. Auch die derzeit alle Rekorde brechende Spieleapp "Pokemon Go" ist ein Beispiel für AR.

2. Die Technik

Um sich ein 360 Grad Video anzusehen, braucht es nicht viel. Auf Youtube ist das ohne weitere Hilfsmittel möglich. Man braucht nur das Handy hin- und herzubewegen, bzw. auf dem Desktop den Pfeilen zu folgen. Mehr Spaß macht es allerdings, sich in die Welt des 360 Grad Videos mithilfe einer VR-Brille zu wagen. Die günstigste Variante ist ein Cardboard (ab 10 Euro): Ein Bastelset aus Pappe, das erstmals von Google auf der Entwicklerkonferenz 2014 verteilt wurde. Zusammenfalten, Smartphone rein - und los geht's. Jedenfalls empfiehlt es sich, Kopfhörer aufzusetzen - denn der Ton ist in einer virtuellen Welt die halbe Miete.

Wer es professioneller angehen möchte, um sich etwa in Computerspielen einer nahezu perfekten Illusion hingeben zu können, muss tiefer in die Tasche greifen. Die Samsung GearVR-Brille ist schon um 84 Euro zu haben. Bei dem Mobilfunkanbieter "3" gibt es diese gerade im Paket mit Handy und Vertrag. Bei den Profimodellen à la Oculus Rift geht es erst bei 1.100 Euro los. Folgende VR-Brillen gibt es derzeit am Markt:

- GearVR
- Zeiss VR One
- Oculus Rift
- PS VR
- HTC Vive

3. Einsatzmöglichkeiten

Hier sind der Fantasie kaum Grenzen gesetzt. Zunächst denkt man wohl an die Unterhaltungsbranche. Klassische Games, wie Super Mario & Co. können via VR zum wahrhaften Jump and Run-Erlebnis werden. Noch heuer soll die Playstation VR auf den Markt kommen. Spätestens dann hat die neue Dimension an Video die Wohnzimmer erreicht.

In "The Void", dem weltweit ersten Virtual Reality-Themenpark in Pleasant Grove im US-Bundesstaat Utah, können sich Spieler in virtuellem Terrain austoben. Die Reaktionen der Besucher sind eindeutig: Man vergisst nach einiger Zeit, dass man sich zum Teil einfach nur im Kreis bewegt.

Für Unternehmen kann VR eine tolle Möglichkeit sein, Produkte den Kunden näher zu bringen. Ein Autohaus kann nur schwer so viele Fahrzeuge in den Schauraum stellen, um dem Kunden alle Zusatzfeatures zeigen zu können. Mithilfe einer VR-Illusion ist das möglich: der potentielle Käufer sieht alles, was das Vehikel kann auf Knopfdruck. Und zwar so, als würde er tatsächlich seinem Traumauto gegenüber stehen.

Nicht nur im kommerziellen Bereich kann VR zum Ziel führen. Auch Schulen oder NGOs eröffnet sich eine völlig neue Welt, so die Teilnehmer der Podiumsdiskussion am Werbeplanung.at-Summit zum Thema "Virtual Reality in der Praxis". Stellen Sie sich vor, Ihre Kinder bekommen nicht nur Bilder vom Regenwald gezeigt, sondern haben Dank modernster Technik das Gefühl, im Regenwald zu stehen. Da geht der Lernstoff viel eher in Fleisch und Blut über. Greenpeace schickt seine potentiellen Unterstützer gerade genau dort hin: Mitten in den Amazonas, um für ein Staudammprojekt zu sensibilisieren, das hektarweise unberührte Natur zu zerstören droht.

4. Die Gefahren

Bei aller Euphorie zum Thema Virtual Reality, sollte dennoch der eine oder andere Fallstrick erwähnt werden. Zunächst von Seiten der Produzenten: So warnt Thomas Bedenk von der Agentur "Exozet" davor, die Physiologie des Menschen bei dem Erstellen von 360 Grad Videos oder VR-Beiträgen und Erlebnissen zu unterschätzen. Bewegt sich die Kamera zu unruhig, kann dem Betrachter leicht übel werden. Und das wünscht sich schließlich kein Filmemacher oder Auftraggeber. Die Usetime ist eher kurz.

Eine weitere Sorge ist die soziale Vereinsamung von Nutzern. Diese Bedenken gibt es allerdings nicht erst seit der Weiterentwicklung von VR, sondern bereits seit der Breitenwirksamkeit des Internets, und dem Vormarsch realistischer Games. Eugen Knippel von "Ubisoft" verweist auf die Möglichkeit, sich gemeinsam im virtuellen und tatsächlichen Raum zu bewegen, um etwa Aufgaben in einem Game zu lösen. Eine gewisse Eigenverantwortung wird, wie bei der Nutzung von Smartphones oder TV, vorausgesetzt.

Wer kennt sie nicht: Die amüsanten Videos von Menschen aller Altersgruppen, die es bei dem ersten Mal VR buchstäblich vom Hocker haut. Sie kippen einfach um, fallen in Ohnmacht. Was auf den ersten Blick amüsant ist, sollte bei näherer Betrachtung zur Vorsicht ermahnen. "Ein realistisches Zombie-Game in allen Ehren, einen Herzinfarkt soll keiner dabei erleiden", bringt es Knippel auf den Punkt.

Alles in allem ist sie in greifbarer Nähe - die schöne neue virtuelle Welt. Zumindest für all jene, die es sich leisten können und wollen. Vor allem zu Marketingzwecken und an Point of Sales wird Virtual Reality künftig nicht mehr wegzudenken sein. Und wer weiß - vielleicht treffen wir uns schon bald auf einem echten Holodeck.

Weiterführende Links:
www.exozet.com/
www.ubisoft.com/de-DE/
www.vrisch.at/
www.greenpeace.org/austria/de/
thevoid.com/
www.oculus.com/
www.drei.at/
vrei.at/

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