Viel zu wenige
Wunderwuzzis

Kaum ein Unternehmen schafft es heute noch, seinen Bedarf an qualifizierten Mitarbeitern selbst zu decken.

von Fachkräftemangel - Viel zu wenige
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Schon der bisher bekannte Wert war erschreckend hoch. Immerhin fehlen in der österreichischen Wirtschaft sage und schreibe 50.000 Spezialisten. Nun warnt der Präsident der Wirtschaftskammer Österreich, Harald Mahrer, davor, dass die Zahl der fehlenden Mitarbeiter noch viel höher liegen dürfte. Immerhin melden 87 Prozent der heimischen Betriebe, dass sie mit einem Fachkräftemangel kämpfen. Besonders beunruhigend ist der sprunghafte Anstieg dieses Wertes. Noch im Vorjahr waren es nur 66 Prozent gewesen, die von solcherart Schwierigkeiten berichteten.

Dabei ist das Problem ein altbekanntes und wird dennoch von Jahr zu Jahr größer. Kaum ein Unternehmen schafft es heute noch, seinen Bedarf an qualifizierten Mitarbeitern selbst zu decken. Etwa, indem es im richtigen Ausmaß Lehrlinge ausbildet oder Hilfskräfte anlernt. Auch der Zuzug Hochqualifizierter aus EU-Mitgliedstaaten stockt und ist aus den Drittstaaten trotz Rot-Weiß-Rot-Card gar nie richtig in Gang gekommen.

Dabei ist es ja nicht so, dass es keine Vorschläge gibt. Mahrer zum Beispiel will auf kurzfristige Lösungen setzen und Mitarbeiter zu mehr (Umzugs-)Flexibilität motivieren und die Mangelberufsliste erweitern. Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck will das Problem indes langfristig angehen und setzt auf die Neueinführung und Modernisierung von Lehrberufen sowie auf mehr junge Erwachsene und Frauen in stark nachgefragten Berufen. Auf die Unterstützung ihrer FPÖ-Regierungskollegin Beate Hartinger-Klein darf Schramböck dabei wohl setzen, viel Zeit für eine effiziente Umsetzung dürfte der Sozialministerin angesichts ihrer vielen aktuellen Baustellen (Mindestsicherung, AUVA, Sozialversicherungen) freilich nicht bleiben.

Bei der Suche nach den Wunderwuzzis wird ein Weg aber nahezu außer Acht gelassen. Schon seit Längerem weist der oberösterreichische grüne Landesrat Rudolf Anschober darauf hin, dass es sehr wohl Interessenten an einer Ausbildung in besagten Mangelberufen gebe. Seit drei Jahren ist es Asylwerbern nämlich erlaubt, eine Lehre in genau diesen Sparten zu beginnen. Über 700 Personen haben diese Chance österreichweit bereits ergriffen. Allerdings mit einem sehr großen Haken: Bei einem negativen Asylbescheid samt Abschiebung ist die Fachkraft in spe für immer entschwunden.

Bleibt die Frage, ob wir es uns angesichts von 50.000 und mehr offenen Spezialisten-Stellen leisten können, auch nur auf ein paar Hundert Interessenten zu verzichten. Wahrscheinlich eher nicht.

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