Was der Kongress Zuckerberg eigentlich hätte fragen müssen

Die Kongress-Anhörung des Facebook-Chefs war großteils eine vergebene Chance

Fünf Stunden lang stellte sich Facebook-Gründer Mark Zuckerberg gestern in einer Anhörung des US-Kongresses den Fragen der Senatoren. Viele davon gingen jedoch an den eigentlich brennendsten Themen weit vorbei. Welche Fragen Zuckerberg und Facebook wirklich beantworten müssten.

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Facebook - Was der Kongress Zuckerberg eigentlich hätte fragen müssen

Nicht lässig im T-Shirt wie sonst, sondern im Anzug und mit ungewohnt ernster Miene kam Facebook-Chef Mark Zuckerberg am Dienstag in die mit Spannung erwartete Anhörung des US-Kongresses aus Anlass des Datenskandals um "Cambridge Analytica". Aufmerksam hörte er den Fragen der Senatoren zu, entschuldigte sich wieder und wieder und nahm Fehler auf seine eigene Kappe. Doch neue Informationen oder gar konkrete Reformversprechen gab es nicht. Die insgesamt 44 Senatoren hatten nur jeweils fünf Minuten für ihre Fragen, was genaueres Nachhaken unmöglich machte. Viele der Fragesteller wichen auch weit vom eigentlichen Thema ab oder wussten offenbar nicht, wo genau das Problem mit Facebook liegt. Vier Fragen, die Zuckerberg eigentlich hätte beantworten sollen:

1. Kann ich irgendwie verhindern, dass Facebook meine persönlichen Daten weitergibt?

Die Nutzer würden an erster Stelle stehen, das sagte Mark Zuckerberg vor dem Kongress immer wieder. Doch wie ernst nimmt Facebook die Rechte der Nutzer, wenn sie seinen geschäftlichen Interessen zuwiderlaufen? Ob das Unternehmen es so offen aussprechen will oder nicht, seine Geschäftsmodell ist es, Nutzerdaten an Werbekunden zu verkaufen. Auch ein neue Seite, auf der man seine Privatsphäre-Einstellungen einfacher verwalten können soll, ändert daran nichts. Die zentrale Frage ist: Wenn ich diese Einstellungen auf das absolute Minimum setze, welche Daten werden dann dennoch weitergegeben? Gibt es für Nutzer eine Möglichkeit, völlig zu verhindern, dass Facebook ihre persönlichen Daten weitergibt?

2. Wie entscheidet Facebook, was in meinem Feed auftaucht?

Facebooks enormer Einfluss auf die politische Meinungsbildung, insbesondere auch in Zusammenhang mit der letzten US-Wahl, wurde in den Fragen wiederholt angesprochen. Immer mehr Menschen beziehen Nachrichten hauptsächlich oder gar ausschließlich über ihren Facebook-Account. Aufgrund seiner Größe hat das Unternehmen daher eine Verantwortung, die Abläufe dahinter transparent zu machen. Wie funktioniert der undurchschaubare Facebook-Algorithmus? Nach welchen Kriterien entscheidet das soziale Netzwerk wirklich, welche Beiträge ich in meinem Feed zu sehen bekomme? Kann dieses System manipuliert werden?

3. Verhält sich Facebook wie ein Monopolist?

Mehrere Senatoren wollten, dass Zuckerberg zugibt, dass Facebook de facto über ein Monopol in der Welt der sozialen Medien verfügt. Der CEO wich diesen Fragen meist aus. Würde der Konzern seine Übermacht offen eingestehen, wäre damit natürlich auch eine besondere Verantwortung verbunden. Als Zuckerberg nach einer Alternative für Facebook-Nutzer gefragt wurde, sagt er, der durchschnittliche Amerikaner benutze acht verschiedene Kommunikations-Apps. Jedoch gehören gleich mehrere von diesen (Instagram, WhatsApp, Facebook Messenger) ebenfalls zu Facebook. In der Vergangenheit sorgte Facebooks Umgang mit Konkurrenz immer wieder für Kritik: Sie wurde entweder aufgekauft oder gezielt kopiert.

4. Wie überwacht uns Facebook außerhalb von Facebook?

Mehrmals antwortete Zuckerberg auf Fragen, sein Team werde sich "später mit einer genaueren Antwort melden", weil er es selbst spontan nicht sagen könne. Ziemlich unglaubwürdig war diese Reaktion allerdings auf die relativ simple Frage eines Senators, ob Facebook Internet-Aktivitäten der Nutzer auch dann überwache, wenn sie ausgeloggt sind. Auf weiteres Nachfragen sagte er, mit Cookies könne man "Aktivitäten zwischen einzelnen Sessions möglicherweise miteinander in Verbindung bringen". Was er nicht sagte ist, dass Facebook Plugins wie Pixel oder seinen Like-Button eigens anbietet, mit denen Werbekunden die sonstige Internetnutzung von Usern "tracken" können. Diese Möglichkeiten sollten genau offen gelegt werden.