Exklusiv: "Warum der Elsner sitzen muss":
Frühere Bawag-Chef Helmut Elsner als Poet

Eine Abrechnung mit seinen Gegnern in Versform Reden Sie mit: <b>Beitrag kommentieren!</b>

Exklusiv: "Warum der Elsner sitzen muss":
Frühere Bawag-Chef Helmut Elsner als Poet

Von Michael Nikbakhsh

Es soll offenbar nicht sein. Da können die Anwälte noch so viel vorbringen: Helmut Elsner bleibt weiter hinter Gitter. Dienstag vergangener Woche blitzten Wolfgang Schubert und Elmar Kresbach mit ihrem Antrag auf sofortige Enthaftung ab – zum mittlerweile zehnten Mal. Neu war nur der Richter. Anstelle von Claudia Bandion-Ortner, nunmehr Justizministerin, blieb es Christian Böhm vorbehalten, die U-Haft zu verlängern. Elsner ist, wie auch die anderen acht Angeklagten im Bawag-Prozess, nach wie vor nicht rechtskräftig verurteilt – er ist aber der Einzige unter ihnen, der sitzt. Und das seit nunmehr zwei Jahren. Die Justiz wähnt nach wie vor „Fluchtgefahr“.

Elsner verarbeitet das Erlebte nun auf seine Art. Er ließ profil bereits um den Jahreswechsel eine Art Manifest in Versform übermitteln – mit der Bitte, dieses erst nach einer allfällig negativen Haftprüfung zu publizieren. Es ist eine durchaus eigentümliche Abrechnung mit Investmentberater Wolfgang Flöttl, Richterin Claudia Bandion-Ortner, dem amtierenden OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny (vormals Bawag) und Sozialminister Rudolf Hundstorfer (vormals ÖGB). Im Sinne der Authentizität veröffentlicht profil das Poem unredigiert und in voller Länge.

"Gratulation an Frau Magister Bandion!"
von Helmut Elsner , Justizanstalt Wien-Josefstadt, Dezember 2008

Parbleu, Sie haben erklommen lichte Höhe!

Sie haben erkannt mit Seitenblick,
mich zu verurteilen, wird Ihr Glück!

Nun dürfen Sie packen Ihren Ranzen
und ins Ministerium abtanzen.

Es haben die Nazi schon erkannt,
der größte Schuft im ganzen Land
ist und bleibt der Spekulant!

Jedes Bankgeschäft ist aber Spekulation,
doch wen interessiert das schon.

Ein Meuchelcocktail aus Einkommen,
Verlust, Wohnung und Pension,
und schon ruft man nach Frau Bandion.

So wurde Elsner dann zum Schuft,
der dringend braucht gesiebte Luft!

Doch das Problem, das sich jetzt stellt,
ein Blick auf die Bankbilanz erhellt,
die Manager konnten ohne Leichen,
das Minus durch Gewinn begleichen.

Weninger und Verzetnitsch, diese beiden
halfen mit, Negativausweise zu vermeiden
durch die gegebene Garantie,
die natürlich schlagend wurde nie.

Zum Unterschied zur jetz’gen Krise
ging’s Bawag-Kunden niemals miese!

Für Zinsen und Kapital bestand keinerlei
Gefahr,
ÖGB-Vermögen und Bankenmitarbeiterstand erhöhten sich sogar.

Für niemand entstand geringste Qual,
wo ist hier bitte ein Skandal!

Ein Biotop von Ignoranten
jedoch diese Fakten mit Absichten verkannten.

Manche meinen, nur wer zu sich selber steht,
lebt ÖGB-Solidarität!

Sehr elegant ist’s auch, Förderer zu
verdonnern,
um sodann auf deren Rücken beruflich
fortzukommen.
So ließen Hundstorfer & Co den Zuruf nicht vermissen –
Weninger und Verzetnitsch sollen sich verpissen!

Wer nicht solch Handlung als Niedertracht kann erkennen,
darf sich nicht wundern, wenn Mitglieder ­entsetzt in Scharen von dannen rennen!

Und jetzt werfen wir noch einen schnellen Blick,
aufs Jahr 2006 zurück.

Ein bestellter Experte hatte die Tendenz,
konstant zu beweisen seine strahlende
Inkompetenz.

So behauptet dieser klar,
dass die Bawag im Casino war.

Mit Yen-Optionen allerdingos (sic!),
die auch sehr geschätzt von US-Gringos!

Die an der Wallstreet natürlich dürfen,
weil nicht in Sozi-Schuhen sie schlürfen!

Und jetzt dazu, welch Überschmäh,
auch uns’re Bank des ÖGB,
ja glaubt der Elsner, dieser Wicht –
Gewinn zu machen, das sei Pflicht?

Eine Dividend genügt doch eh
für unsre Bank des ÖGB!

Und Elsners Sitten, na die sind toll,
so steht’s ja auch im Protokoll.

Im Prozess kommt’s ans Licht,
dass Elsner eine ganze Woche
mit einem gewissen Herrn Moodys spricht,
„ich weiß zwar, wer Herr Moodys ist,
doch nicht, woran’s womöglich gebricht“.

Da behauptet Elsner glatt und lacht
erheitert nur,
Moody’s sei kein Mensch,
sondern eine Ratingagentur!

Danach frag ich klar daher,
„wozu braucht de Rogatsch z’haus
an Bösendorfer,
a Musi dort am flachen Land
macht doch ka Mensch net
mit der Hand“.

Die Antwort, die Elsner gibt mir trocken,
haut mich beinahe von den Socken:
„Den braucht sie doch als Wickeltisch,
wenn sie ihr Kind will machen frisch!“

Sie selbst haben doch auch Mutterfreuden
es heißt, keinesfalls Geld vergeuden,
wenn man erkennt, hiefür
eignet sich bestens ein Klavier!

Und Goethe hätte schon gesagt:
willst Du eine g’scheite Antwort haben,
musst Du erst einmal gescheit auch fragen!

Da hab ich, Sie werden’s verstehen, erkannt,
wie wichtig der Prozess fürs Land.
Und die Öffentlichkeit hat gesehen,
die Prozessführung war schlichtweg souverän.

Vor allem zum Hund und Handikap
die Fragen,
da kann man absolut nicht klagen.

Im ÖGB wurd man sich klar,
dass der Verlust, der einmal war,
wieder mit Leben erfüllt werden muss.
Na so weck’ ma halt den Lazarus!

Hierfür braucht man – wie wunderbar –
nicht einmal an Zaubera!

Es genügt als Wachessenz
a schöne Pressekonferenz!
In der – einst im Monat März –
Herr von Nowotny treibt sein’ Scherz.

Er spricht und so doziert er laut,
das Geld, das Flöttl einst versaut,
hat die Bank schon längst verdaut!

Später im Fernseh’n verkünd’ er ganz
versonnen,
50 Millionen Euro sind uns neu „zerronnen“,
weil ein paar Sparer, diese Gfraster,
ham heut behoben so viel Zaster!

Kaum hat das Volk dieses vernommen,
da hat es auch schon flugs begonnen,
zu stürmen auf die Schalter zu.

Bevor die Banker, diese Bösen,
unser Gerstl tun grad noch verdösen,
kommen wir’s lieber gleich beheben,
so ist das Leben nun mal eben.

Was dann noch folgt, ist keine Hetz,
das Bawag-Sicherungsgesetz.
Hierauf erfolgt der Aufschrei:
Fatal, Skandal, Skandal, Skandal …

Beachtet man die Zeitenfolge, wird man gewahr,
wes’ Schuld dieses Schlamassel war!

Manch einer fragt nun unumwunden,
um Gottes willen, wer hat denn diesen Herrn erfunden?
Der Wahlkampf hat wohl ’s Hirn verweht,
doch die Erkenntnis kommt – zu spät!
Dass 2006, in dem verflixten Jahr,
ein Zauberlehrling Bankchef war!

Nun sitzt der Banker in der OeNB,
dort tut er wenigst’ niemand weh,
werkt doch – zum Glück für ihn –
auch als Beratungskumpel
in der EZB die Gerti Tumpel.

Die braucht er auch, weiß er sogleich,
denkt man an seine jüngste „Expertise“
zur jetzt ebenfalls bei uns verspürten Krise.

„Die erreicht uns nicht“, meint er, befragt,
sogleich,
es liegt ja noch der große Teich zwischen USA und Österreich.

Nun kam sie doch, was völlig klar,
weil Globalisierung ja nicht nur ein
Schlagwort war.

Warum der Herr Professor sich völlig unbeirrt
in einer unhaltbaren Theorie verliert?
Wissen’s Sie? Weil er halt ein guter Mensch ist,
dieser Nowotny!

Jetzt heißt es rasch zu reagieren
und einen Sündenbock zu präsentieren.
Denn ohne einen herzuheucheln,
könnt man den Ex-Vorstand nicht meucheln.

Am End musst’ man sich gar noch zieren,
überhaupt „Prozess“ zu führen!
Und Volkeszorn sich erst erschöpft,
wenn Elsner endlich wird geköpft!

Und so erklären wir jetzt zum Schluss,
warum der Elsner sitzen muss!

Schaun Sie, wir Sozialisten
müssen schon länger ein tristes Dasein fristen.
Jetzt wär’ der Wahlkampf wirklich fad,
wenn Elsner aus Frankreich nicht kommen tat,
weil er am Herzen an Krampf grad hat!

So müssen wir wider besseres Wissen
den Eindruck erwecken:
Er kommt nicht! Er will sich verstecken.

Und wir vermeiden jeden Ärger,
wir haben zum Glück ja uns’re Frau Berger!
Die ist EU-weit ja bekannt,
an Kranken zu holen, ist doch ka Schand!

Zu diesem Zweck, wegen der drei Ecken
tun wir jetzt schnell an Flieger checken,
der Elsner wird uns beim Transport
hoffentlich schon nicht verrecken!
So eine Moral, meinen Sie, wär’ verwerflich gar,
ich bitt’ Sie – es geht jetzt um den Sozialismus – klar?

Der Gusi will doch Kanzler werden,
da kann kein Mensch sich doch beschweren,
wenn s’ die Leut’ ordentlich verhetzen.
Warum? Wie?
Na, wir brauchen doch das blöde Stimmvieh!

Der Nowotny, unser braver Professor,
wetzt von der Bawag her das Messer,
so kommt dann alles noch ins Lot,
Boulevard und Justiz haben wir auch im Boot!

Um ’s Volk richtig zu verdummen,
muss halt der Elsner – eh klar – brummen.

„Brüder zur Sonne, zur Freiheit …“
Geh! Lasst die Blödheit!
Nur wenn wir präsentieren einen Schuldigen,
wird uns der Wähler vielleicht noch huldigen.

Wie meinen? Unrecht, Schweinerei?
Geh – ein dreifach Hoch nun der Partei!
Freundschaft!

Zurück ins Jahr 2008:
Nun hat noch Hundstorfer mit großen Wonnen,
auch die Regierungsbank erklommen,
dort trifft er nun auf die Frau Rat,
die auf seine Bitte hin Elsner & Co verurteilt hat.

Nun lasst aufrichtig Freude walten
und auf der Regierungsbank dankbar Händchen halten.

Dass die beiden Damen Schöffen
sich von Frau Rat haben lassen blöffen,
haben sie nach aktuellem Bankenzustand
sicher auch schon selbst erkannt.

Doch trösten Sie sich, meine Damen,
ich hab’ Verständnis, wie Sie zum Urteil
kamen:
Nicht Sie waren die Philister,
sondern die frischgfangte Frau Justizminister!

Nun wird der Elsner noch zum größten Lacher:
auch verurteilt zum Ministermacher!
Zu all dem noch sein Senf dazu,
beati pauperes spiritu.