Ex-Keeper Koncilia: "Finde nichts dabei, Nummer eins erst vor Match zu nominieren"

Mit 84 Einsätzen im ÖFB-Team ist er Rekordgoalie Für Meistermacher Peter Pacult ist Macho "im Vorteil"

"Viel Wind um nichts" ist für die langjährige Nummer eins im ÖFB-Teamtor, Friedl Koncilia, das Rätselraten darüber, wer in Österreichs EM-Auftaktspiel gegen Kroatien zwischen den Pfosten steht. Der 84-fache Internationale, der so oft wie kein anderer das rot-weiß-rote Tor hütete, hat am Vorgehen von Teamchef Josef Hickersberger nichts auszusetzen. "Hicke" will der Öffentlichkeit erst kurz vor dem Spiel mitteilen, ob Jürgen Macho oder Alexander Manninger zum Zug kommt.

Ex-Keeper Koncilia: "Finde nichts dabei, Nummer eins erst vor Match zu nominieren"

"Beide werden sich als Nummer eins vorbereiten: Der, der dann spielen wird, wird erfreut sein, der andere enttäuscht", fasste der 60-Jährige zusammen. "Ich finde da gar nichts dabei, dass man die Nummer eins erst knapp vor dem Match nominiert. Die Torleute sind das gewohnt", erklärte Koncilia.

Auch ihm selbst sei diese Situation vertraut. "Wir waren unterm Stastny (Leopold Stastny, Teamchef zwischen 1968 und 1975, Anm.) oft in dieser Situation, dass du zum Ländermatch gekommen bist und nicht gewusst hast, wer die Nummer eins ist", erinnerte sich Koncilia, der freilich zugeben musste: "Später hat sich das dann ergeben, dass ich öfters mit Sicherheit die Nummer eins war. Das war mir damals sicher lieber."

Andere Probleme wichtiger
Aber: "Wenn der Kampf um das Teamtor da ist und sich niemand herauskristallisiert als absolute Nummer eins, dann finde ich das überhaupt nicht problematisch, dass sie das erst kurz vorher erfahren", stellte der 60-Jährige klar. "Das ist immer so: Einer ist der Einser, der andere der Zweier, der bei einer Verletzung einspringt. Ob das nur in einem Ländermatch oder einem Turnier ist, spielt keine Rolle. Der Oliver Kahn hätte bei der WM auch für den Jens Lehmann spielen müssen, wenn sich der verletzt hätte."

Auch die Argumentation Hickersbergers, der von disziplinären Problemen sprach, die eine Entscheidung in den Hintergrund rücken ließen, kann Koncilia nachvollziehen: "Wenn er andere Probleme und Sorgen hat, die auf der Tagesordnung wichtiger sind, warum nicht?"

Tormanntrainer kann nur beraten
"Lindenberger und Hickersberger arbeiten mit den Tormännern und wissen schon, was sie machen. Aber es ist sicher eine sehr schwierige Entscheidung, wenn keine klare Nummer eins da ist", erläuterte der langjährige Austria-Goalie. "Ich glaube nicht, dass sich die beiden uneinig sind. Der Tormanntrainer hat nur eine beratende Funktion, entscheiden tut der Cheftrainer, der auch den Kopf hinhalten muss."

Pacult formulierte die Antwort auf die Frage, wer nun die Nummer eins unter den Torhütern sein wird, so: "Ich sehe Jürgen Macho ein bisschen im Vorteil, weil er im Team immer überzeugend gespielt hat. Auch wenn er zuletzt im Tor seines Vereins AEK Athen ein paar Treffer kassierte, hat er immer eine gute Leistung gebracht und war der Rückhalt". Der Rapid-Trainer räumte jedoch ein, dass von Alexander Manninger in den vergangen Wochen auch viel Positives in der Presse zu lesen war.

Manninger spielt immerhin in der Serie A
Schließlich habe er großen Anteil, dass sein Arbeitgeber AC Siena in der Serie A blieb. "Doch Manninger hat im ÖFB-Team nicht immer den sichersten Eindruck gemacht." Peter Zajicek, Tormann-Trainer der Grünweißen und damit auch des aus dem EM-Kader wegen Erkrankung entlassenen Helge Payer, glaubt, dass jener Tormann, der zum Einsatz kommen wird, die Entscheidung von Hickersberger schon im Gefühl habe, es sich aber nicht anmerken lasse.

Am liebsten wäre der wegen seiner Venen-Thrombose im Darm- und Leber-Bereich leider "verhinderte" Helge Payer im ÖFB-Tor gestanden. Er hätte die Entscheidung des Teamchefs gerne früher und nicht erst kurz vor dem ersten Gruppen-Spiel gewusst. "Denn wenn man als Nummer eins bestätigt wird, fühlt man sich besser", so der Meister-Keeper. Alle drei Kandidaten, Macho, Manninger und er, hätten sich auf die fast Jahre währende Rotation-Situation eingestellt gehabt.

Payer ist schon auch neugierig
"Ich würde natürlich gerne spielen. Auf wen die Wahl fällt, ist Geschmacksache", meinte der 28-Jährige, der sich derzeit auch auf sein Bauchgefühl nicht verlassen kann: "Das ist ja angeschlagen, daher tue ich mir schwer, die Nummer eins vorherzusagen." Der Diplomat hat auch zur Verschiebung der Torhüter-Frage seine eigene Interpretation: "Wie ich Hicke kenne, wollte er mit den Torhütern zuerst reden, aber da sind dann die Undiszipliniertheiten dazwischen gekommen und er hat keine Zeit gehabt." (apa/red)

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