Euros nach Athen tragen

von Stefan Melichar © Bild: News/Ian Ehm

Sie halten seit 2010 Europa in Atem: die griechischen Banken. Seit der Mittelmeerstaat in der Staatsschuldenkrise wirtschaftlich an den Rand des Abgrunds gerutscht ist, blickt die Eurozone sorgenvoll auf die Kreditinstitute in dem Land. Der konjunkturelle Zusammenbruch, gepaart mit riesiger Arbeitslosigkeit, massiven Budgetkürzungen und einer Quasi-Staatspleite, schlug sich eins zu eins bei den Banken nieder. Letztlich standen die Kreditinstitute selbst vor dem Zusammenbruch. Ohne funktionierendes Finanzsystem geht wirtschaftlich aber erst recht nichts mehr. Die Lösung: Restrukturierungen und Bankhilfen in Milliardenhöhe.

Und da hat seit Juni ein Österreicher die Zügel in der Hand: Martin Czurda wurde zum Chef des griechischen Bankenrettungsfonds HFSF bestellt. Der Fonds hat rund 40 Milliarden Euro in die griechischen Banken gepumpt. Die Mittel stammen größtenteils vom Europäischen Bankenrettungsschirm. Der griechische Fonds wurde wohl bewusst nicht der Regierung in Athen unterstellt: Mitunter schwang in den vergangenen Jahren der Verdacht mit, der griechische Staat würde nicht genug für die Stärkung der Banken tun, um Kreditnehmer, die ihre Raten wegen der Krise nicht mehr zahlen können, zu schonen. Der Abbau der faulen Kredite, die die Bankbilanzen belasten, ging langsamer vor sich als von den Geldgebern Griechenlands - der EU und dem Internationalen Währungsfonds -gewünscht. Sie sehen den HFSF wohl lieber unabhängig von der Regierung.

Mit Czurda hat nun ein Bankmanager mit viel Restrukturierungserfahrung das Ruder übernommen. Von 2013 bis 2015 war er Chef der von einem indischen Investor übernommenen Österreich-Tochter der Kärntner Hypo. Danach lenkte er die Restrukturierung der Privatbank Valartis in Österreich. Nun wird er sich wohl aktiver als seine Vorgänger in die Geschäftstätigkeit der griechischen Banken einmischen. Der HFSF hält Anteile an vier Kreditinstituten. Vor allem bei den zwei größten Beteiligungen, der National Bank of Greece und der Piraeus Bank, wird der HFSF den Abbau der faulen Kredite, die Anpassung von Geschäfts-und Risikomodellen sowie die Stärkung der Corporate Governance vorantreiben. Ein wichtiger Schritt wurde schon 2016 gesetzt: Nach Evaluierung durch den HFSF wurden 44 Prozent der Vorstände bzw. Aufsichtsräte der Großbanken ausgetauscht. Sie erfüllten nicht die Job-Voraussetzungen. Kein Wunder, dass die Geldgeber Griechenland manchmal mit Argusaugen betrachten.