Europa-League-Achtelfinal-Duell:
Salzburg gegen das Vorbild Basel

Schweizer sind den "Bullen" in einigen Belangen voraus. Doch Salzburgs Weg stimmt.

von Mannschaftsfoto des FC Basel vor dem Spiel gegen Maccabi Tel Aviv © Bild: GEPA pictures/ EQ Images/ Marc Schumacher

Die geografisch bedingte enge Verbindung zwischen Österreich und der Schweiz und nicht zuletzt die gemeinsam veranstaltete EURO 2008 bewirken, dass sich Rot-Weiß-Rot verstärkt mit seinem westlichen Nachbar misst. Zumeist zogen die heimischen Fußballer gegen die Eidgenossen den Kürzeren, sei eis auf Klub-, oder Nationalteam-Ebene.

Doch so wie sich das ÖFB-Team mit dem klar erkenntlichen Aufwärtstrend den Erfolgen des Schweizer Fußball-Verbandes, die "Nati" konnte sich 2010 und 2014 für die WM-Endrunde qualifizieren, annähert, so bahnt sich auch im Europacup eine Zeitenwende an.

Das Achtelfinal-Hinspiel ist zugleich der erste Teil eines direkten Duells um einen Champions-League-Fixplatz in der Saison 2015/16. Nur 1,3 Punkte fehlen Österreich in der maßgeblichen UEFA-Fünf-Jahreswertung auf die Eidgenossen, die aktuell Rang 13 belegen. Feiern die Salzburger gegen Basel zwei Siege und gewinnen danach noch ein weiteres Spiel, steht der österreichische Meister 2015 fix in der Gruppenphase, sofern sich der Gewinner der Königsklasse 2015 über die nationale Meisterschaft für die Eliteliga qualifiziert.

Der Kampf um den CL-Fixplatz ist aber nicht die einzige Parallele zwischen den beiden Mannschaften, bei denen aktuell die Schweizer die Nase vorne haben. NEWS.AT nennt vier weitere Punkte

1. Nationale Dominanz

Vier Mal in Folge krönten sich die "Bebbi", wie der FC Basel in seiner Heimat genannt wird, zum Meister, mal mit knappem Vorsprung (1 Punkt vor dem FC Zürich 2011; 3 Punkte vor den Grasshoppers 2013), mal mit weitaus deutlicherem (20 Punkte vor dem FC Luzern 2012). Salzburg musste in dieser Zeit 2011 dem SK Sturm und im Vorjahr der Austria den Vorrang lassen, kehrt aber zumindest in der aktuellen Saison mehr als eindrucksvoll auf die Erfolgsspur zurück. Während die "Remis-Könige" aus Basel (12 Unentschieden in 24 Runden) derzeit nur fünf Punkte Vorsprung auf ein Verfolger-Trio haben, ist RBS der Konkurrenz um 25 Punkte einteilt und schnappt sich wohl noch im März den Meisterteller. Angesichts von Kader-Qualität und vorhandenem Budget spielen die "Bullen" ohnehin schon längst in einer eigenen Liga.

2. Internationale Erfolge

Sechs Mal nahmen die Mozartstädter in der Ära Red Bull bereits den Anlauf in die Champions League, sechs Mal scheiterten sie. Zwar trösten Erfolge eine Ebene tiefer, wie das zweimalige Überstehen der Europa-League-Gruppenphase ohne Punktverlust, ein wenig über die Enttäuschungen hinweg, doch der Anspruch der Vereinsführung wurde in all den Jahren nie wirklich befriedigt.

Der FC Basel erreichte zwei Mal die Gruppenphase der Champions League und 2012 sogar das Achtelfinale. Nachdem sich die Schweizer vor dem großen Manchester United für die K.o.-Runde qualifizierten, ärgerten sie dort auch den späteren Finalisten FC Bayern und gewannen das Hinspiel mit 1:0. In der vergangenen Saison wurde die Königsklasse zwar verpasst, mit dem Einzug ins Europa-League-Halbfinale - Aus gegen den späteren Champion Chelsea - schrieb der FCB aber erneut positive Schlagzeilen und sorgte für Anerkennung in ganz Europa.

3. Transfer-Politik

Top-Talente aus aller Welt, einige arrivierte Fußballer und Eigengewächse - aus diesen drei Teilen setzt sich seit Jahren der Kader des FC Basel zusammen. Dass man die Mischung zuletzt stets ideal gefunden hat, beweisen die Erfolge, dass man damit auch Geld verdienen kann, ein Blick auf die Transfer-Bilanz. Die aus dem Nachwuchs stammenden Spieler Xherdan Shaqiri (11,8 Millionen zum FC Bayern), Granit Xhaka (8,5 Millionen zu Borussia Mönchengladbach) und Yann Sommer (zur neuen Saison für kolportierte neun Millionen nach Gladbach) wurden teuer nach Deutschland verkauft. Auch die vergleichsweise billig verpflichteten Mohamed Salah (2,5 Mio.) und Aleksandar Dragovic (1 Mio.) steigerten ihren Wert enorm. ÖFB-Spieler Dragovic ging für neun Millionen nach Kiew, der Ägypter Salah wurde für den Rekord von 13,2 Mio. Euro an den FC Chelsea abgegeben. Der Erlös geht teilweise in die hervorragende Scouting-Abteilung, die es immer wieder zustande bringt, namhafte Abgänge zu kompensieren und den Zyklus so am Laufen hält.

Red Bull Salzburg hat eine lange Phase der Philosophie-Suche hinter sich, fährt nun angesichts der aktuellen Kader-Zusammenstellung jedoch auf einer nahezu identen Schiene. Zu gestandenen Kickern wie Gulacsi, Svento, Schwegler oder Soriano kommen Top-Talente aus aller Welt a la Kampl, Mane, Berisha, Reyna sowie erstmals auch Eigengewächse, die wie Hinteregger und Ramalho Topspieler-Status erreichen. Ob sich Salzburg, wie von Sportdirektor Rangnick angekündigt, nicht zum Ausbildungsverein für Europas Top-Clubs wandelt, wird sich bewahrheiten, wenn die Spieler Versuchungen aus Liverpool, Manchester oder Rom tatsächlich widerstehen können. Ansonsten darf sich Red Bull zumindest auch bald über Millionen-Ablösesummen freuen.

4. Fan-Zuspruch

Dieser Punkt ist besonders heikel, stellt sich doch auch die Ausgangslage der beiden Vereine völlig unterschiedlich dar. Auf der einen Seite steht ein Club, der vor 121 (!) Jahren in der Pionierzeit des Fußballs gegründet wurde, auf der anderen ein Konzern, der sich um das Erbe eines übernommenen Vereins mit der immer noch existenten Austria aus Salzburg streiten muss. Viele Anhänger wurden durch die resolute Gangart beim Einstieg Red Bulls mit der einhergehenden Kommerzialisierung vergrault, viele Traditionen wie Farben und Namen ignoriert. Im wunderschönen EM-Stadion herrschte oftmals gähnende Leere. Erst durch die Kontinuität in Mannschaft und Betreuerstab sowie den anhaltend attraktiven Fußball hat sich dies nun geändert und die Zuschauerzahlen schnellen nach oben. Die Red Bull Arena wird im Rückspiel kommende Woche nach den Spielen gegen Bayern und Ajax zum dritten Mal in diesem Jahr ausverkauft sein und auch in der Bundesliga steigt der Schnitt schier unaufhaltsam. Von den über 27.000 Zusehern, die jedes zweite Wochenende in den St. Jakob-Park pilgern, sind die Salzburger zwar noch weit entfernt. Doch auch hier gilt festzuhalten: Der Weg stimmt.

Kommentare