Orban "Europa sollte das Modell Österreich übernehmen"

Ungarns Ministerpräsident nennt türkis-blaue Bundesregierung als Vorbild

Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban hat seinen Vorstoß einer Kooperation von Europas Konservativen mit den Rechtspopulisten bekräftigt und dabei die türkis-blaue Bundesregierung als Vorbild genannt. "Ich schlage Europa das vor, was in Österreich passiert. Europa sollte das Modell Österreich übernehmen", sagte Orban in einem Interview mit der Kleinen Zeitung am Tag, an dem auch FPÖ-Chef Strache den Regierungschef in Ungarn besucht.

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EU-Wahl - Orban "Europa sollte das Modell Österreich übernehmen"

"Von Budapest aus betrachtet, scheint das erfolgreich zu sein. Es gibt Stabilität, ich sehe die wirtschaftlichen Vorhaben, die Steuersenkung, es hat den Anschein, dass gute Dinge passieren", sagte Orban, der heute FPÖ-Chef Vizekanzler Heinz-Christian Strache zu Gesprächen in Budapest empfängt. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hat einer Kooperation der konservativen Europäischen Volkspartei mit rechtspopulistischen Parteien erst am Freitag eine klare Absage erteilt.

»Verraten zu sein ist ein Grundgefühl, wenn man Ungar ist.«

Auf die Frage, ob das Abrücken von Kurz ein "Verrat" gewesen sei, ließ der ungarische Regierungschef zugleich Enttäuschung und Verständnis anklingen. "Verraten zu sein ist ein Grundgefühl, wenn man Ungar ist. (...) Die Ungarn haben ein großes Herz. Sie gehen oft vom Herzen, nicht vom Verstand aus. In der Politik kann das trügerisch sein. Sie sind dann überrascht, wenn jemand, zu dem man ein freundschaftliches Verhältnis gehabt hat, beginnt, nicht dem Herzen, sondern dem Verstand zu folgen", sagte Orban.

Kurz' "Meisterwerk"

Es sei aber "nicht leicht, Österreicher zu sein. Einer der kompliziertesten Jobs ist der des Kanzlers", sagte der Ministerpräsident, der angab, viel von Kanzlern gelernt zu haben und sich zugleich als "einer der größten Anhänger" von Kurz bezeichnete. "So jung so viel Vertrauen zu erlangen und einen so mutigen Handstreich bei Wahlen zu machen: Das war ein Meisterwerk, das kommt ins Lehrbuch der Ministerpräsidenten."

Strache näher als Kurz? "Vom Alter her"

Auf die Frage, ob er FPÖ-Chef Heinz Christian Strache näher stehe als Kurz, antwortete Orban: "Vom Alter her." Er kenne Strache schon lange, und habe sich während der Sanktionen gegen die schwarz-blaue Regierung für die FPÖ zu interessieren begonnen. "Was können die wohl wissen, wenn man so viel Angst vor ihnen hat? Strache tut sich aus dem europäischen politischen Feld hervor." Anders als die traditionelle politische Elite sei Strache nämlich nicht "dekadent" in dem Sinne, "dass sie nicht an die Kraft politischen Handelns glaubt". "Er spricht nicht diese politisch korrekt getaufte Sprache. Manchmal gewinnt er dabei, manchmal verliert er", sagte Orban, der auch von sich selbst sagte, dass er "im Luxus politischer Freiheit" lebe, weil er vom ungarischen Volk so viel Unterstützung erfahre.

Juncker "mitschuld an Brexit"

"Ich habe persönlich ein sehr gutes Verhältnis zu Jean-Claude", beantwortete Orban die Frage, warum er EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker zur Karikatur herabwürdige. Es habe aber zwei Fehler seiner Amtszeit gegeben, nämlich im Bereich der Migration und beim Brexit. Juncker habe sich nämlich gegen den Willen der Briten zum EU-Kommissionspräsidenten wählen lassen. "Das trug zum Gefühl der Engländer bei, missachtet zu werden." Auf die Frage, ob Juncker Mitschuld sei am Brexit, sagte Orban: "Auch."

Eigene "Erfolgsstory"

Seine Politik verteidigte Orban als "Erfolgsstory". Man habe das Land gegen die Migration verteidigt und spiele in der Region eine stabilisierende Rolle. "Wir haben fast Vollbeschäftigung und jedes Jahr mindestens zwei Prozent mehr Wachstum als die Union. All das haben wir als EU-Mitglied erreicht. Das könnte eine europäische Erfolgsstory sein." Man wolle diesen Erfolg aber "aus ideologischen Gründen" in Brüssel nicht anerkennen, sagte der Regierungschef, der in diesem Zusammenhang einen "brutalen alten Witz" erzählte: "Was ist der Unterschied zwischen einem Eichhörnchen und einem Stinktier? Die Antwort: Das Eichhörnchen hat eine bessere PR."

Von Ex-Kanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP), der mit einem Weisenrat Orbans Fidesz im Auftrag der Europäischen Volkspartei (EVP) untersucht, erhofft sich Orban "Fairness". Mit Blick auf die Sanktionen gegen Schwarz-Blau sagte Orban: "Dass Schüssel einmal kontrolliert wurde, nährt in mir die Hoffnung, dass wir in zehn Jahren die kontrollieren, die uns jetzt kritisieren."

Kommentare

Guter Mann. Er vertritt sein Volk, das ihn gewählt hat. Anscheinend sind seine "Verkaufsargumente" besser gewesen, als die seiner Mitbewerber. Die restlichen EU Mandatare vertreten nicht mehr ihre Wähler, sondern dienen der EU Lobby als Durchwinker. Klar, dass er dann von ihnen angegriffen wird. Übrigens ist er nicht alleine mit seiner klaren Haltung.

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