So wurde nach der EU-Wahl gefeiert

Zwischen Würsteln und Kampfansagen: die Wahlfeste der österreichischen Parteien

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Jubel der Parteien - So wurde nach der EU-Wahl gefeiert

Die ÖVP war am frühen Sonntagabend in Feierstimmung. Unter den Arkaden vor der Parteizentrale gab es einen kurzen Konfettiregen über den Unterstützern. Als einer der ersten Gratulanten erklärte der frühere Verteidigungsminister Werner Fasslabend: "Das tut uns gut. Das hamma 'braucht." Parteiobmann Spindelegger wollte angesichts des Wahlausgangs "am Boden bleiben" und nicht dem Größenwahn verfallen: "Wenn man gewinnt, freut man sich." Die Zahlen seien ein Ansporn, erklärte er gegenüber Journalisten. Ob es nun fünf oder sechs Mandate werden, sei noch nicht fix. Angesichts der neuen Konkurrenzlage - etwa die NEOS - sei der Erfolg etwas "Besonderes".

Straches Kampfansage

Mit Jubelrufen und lautem Applaus sind FPÖ-Spitzenkandidat Harald Vilimsky und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache beim blauen Wahlfest empfangen worden. Während zuvor noch gedämpfte Feierlaune im mit blauen Luftballons geschmückten Gastgarten des Wiener Restaurants "Adam's" herrschte, hob sich die Stimmung mit dem Eintreffen der blauen Parteiprominenz. Bei Bier und Schnitzel feierten die blauen Anhänger den Wahlausgang.

Strache schlug bereits Wahlkampftöne in Richtung Wien-Wahl an: "Ich werde Häupl in Wien ablösen als Bürgermeister", rief er unter lautem Geklatsche. Die Freiheitlichen seien "zur gesamteuropäischen Kraft" geworden. "Wir haben überall in Europa stark zugelegt", so Strache. Verärgert zeigte er sich über Journalistenfragen, die den Wahlerfolg der Freiheitlichen nicht anerkennen würden. Auch wenn Platz Eins noch nicht gelungen sei, habe man mit der Verdoppelung der Mandate viel erreicht.

Grüne Küsschen

Küsse, Jubelschreie und Umarmungen setzte es Sonntagabend beim Eintreffen der Grünen Bundessprecherin Eva Glawischnig bei der Wahlparty im "Metropol". Glawischnig lief Spitzenkandidatin Ulrike Lunacek entgegen, fiel ihr um den Hals und machte mit den Kandidaten die Welle. Die Nachricht vom Wahlsieg in ihrem Heimatbezirk Hernals quittierte sie mit geballten Fäusten und einem langem "Jaaaa!". Schon zuvor herrschte Partystimmung im Gastgarten der Wahlzentrale. Immer neu eintrudelnde Detailergebnisse der EU-Wahl wurden mit Gejohle quittiert, man prostete einander mit Spritzern und Frizzante zu. Die Parteichefin wurde gleich bei ihrem Eintreffen von einer Gratulantenmeute umringt. Von Alexander Van der Bellen, ihrem Vorgänger als Parteichef, gab es Küsschen und ein gehauchtes "Wahnsinn", und Neo-Nationalrat Julian Schmid meinte: "So geil! Ich würde sagen, das war Rock'n'Roll heute." Glawischnig selbst gab sich über das Ausmaß des Grünen Erfolgs überrascht. Sie könne noch gar nicht einschätzen, warum die Wahl so ausgegangen sei, meinte sie vor Journalisten. "Gerechnet habe ich damit bei weitem nicht."

"Ein Freund, ein guter Freund"

Eher gemütlich ist es Sonntagabend bei der Wahlfeier der SPÖ zugegangen - die Sympathisanten plauderten bei Würstel und Bier. Werner Faymann und Freund wurden von klatschenden Händen empfangen. Freund räumte ein, dass er wisse, dass sie am Anfang ein bisschen skeptisch gewesen seien, was seine Person betrifft. Aber die Stimmung sei nach jedem Meeting besser gewesen. Freund bedankte sich auch noch bei allen für ihren Einsatz. Bei der Wahlfeier im Anschluss in einem Zelt in der Löwelstraße vor der Parteizentrale kam zwar keine Jubellaune auf, es herrschte aber auch keine Trauerstimmung. Vor und im Zelt wurde geplaudert, die lauen Abendstunden genossen - beispielsweise auch der Wiener Bürgermeister Michael Häupl, Kulturminister Josef Ostermayer und Bundeskanzler Werner Faymann an einem Tisch. Zu seiner Rückkehr nach einem TV-Auftritt wurde Freund dann mit dem Klassiker "Ein Freund, ein guter Freund, das ist das beste, was es gibt auf der Welt" empfangen.

"Wir sind keine Wunderwuzzis!"

Die NEOS haben sich ihre Wahlparty durch das eher enttäuschende Abschneiden bei der EU-Wahl nicht verderben lassen. "Wir sind keine Wunderwuzzis! - und das ist gut so", machte Parteichef Matthias Strolz den rund 500 Mitstreitern im Wiener Volksgarten bei einer Motivationsrede nochmals klar. Strolz gab abermals zu, dass man sich bei der EU-Wahl wesentlich mehr erwartet hätte: "Wir hätten diesen Schritt ein bisschen größer dimensioniert".

Gefeiert wurde mit Würsteln, Cocktails und der Musik zu "Pink Panther". Das Thema rosaroter Panther sollte sich durch den ganzen Abend ziehen. "Heute ist nicht alle Tage, ich komm wieder, keine Frage", setzte Strolz mit seinem Motivationsseminar für NEOS-Anhänger fort. "Vielleicht müssen wir die Latte beim nächsten Mal ein bisschen niedriger legen", blickte er bereits in Richtung kommender Landtagswahlen. Und auch Fehltritte wie beim Thema Privatisierung des Wassers will er künftig vermeiden. "Wir sind natürlich auf Nebenschauplätze gezerrt worden und haben dort ausführlich Auskunft gegeben", sprach er indirekt von vielen Seiten kritisierte Aussagen seiner Spitzenkandidatin Angelika Mlinar an. Ein für alle Mal machte Strolz klar: "Wir wollen es (das Wasser, Anm.) nicht privatisieren!"

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