Die Grünen sind
wieder im Rennen

Nächste Aufgabe könnte bei Nationalratswahl im Herbst warten

Die Grünen sind bundespolitisch wieder im Rennen. Zu verdanken haben sie den sich abzeichnenden Erfolg bei der EU-Wahl nicht zuletzt ihrem Spitzenkandidaten und Parteichef Werner Kogler, der die manchmal abgehobene Partei wieder auf den Boden gebracht und damit offenkundig wieder wählbarer gemacht hat.

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EU-Wahl - Die Grünen sind
wieder im Rennen

Es wurde nicht knapp - und es wurde gejubelt bei der Wahlparty der Grünen im Wiener Metropol. Die erste Trendprognose mit einem zweistelligen Ergebnis für die Grünen und der Aussicht auf drei Mandate nach dem Brexit rissen die zunächst noch vorsichtig gefüllte Feier zu aufbrandendem Jubel mit. "Das kann knapp werden", hatte Spitzenkandidat Werner Kogler heute noch die Erwartungen niedrig gehalten.

Umso ausgelassener dürfte heute noch gefeiert werden. Wahlkampfleiter Thimo Fiesel zeigte sich gegenüber Journalisten überzeugt, dass die Grünen mit der Themenwahl richtig gelegen sind. "Klima und gesunde Lebensmittel, das ist gut angekommen", erklärte er inmitten "großer Freude" über die ersten Trends. Nun werde man sich bemühen, sich für diese Themen auf europäischer Ebene auch tatsächlich einzusetzen.

Nächster Showdown im Herbst?

"Hinfallen, aufstehen, weitermarschieren" gab Kogler auch mit Blick auf den Herbst und die anstehende Nationalratswahl als Parole aus. "Es geht darum, in diesem Land neue Mehrheiten möglich zu machen. Nämlich "jenseits von korruptionsanfälligen Rasselbanden", so Kogler. Listenzweite Sarah Wiener sprach von einer "steilen Lernkurve" der vergangenen Wochen und sieht "erst den Anfang von etwas sehr, sehr Gutem". Politik müsse transparenter sein, anders kommunizieren und "näher an uns alle rücken, damit wir wirklich etwas bewegen".

Erdig und hemdsärmelig waren nicht unbedingt die Attribute, die man bisherigen Grüne Leitfiguren zugebilligt hatte. Bei Kogler treffen sie umso mehr zu. Weg vom Image der Verbotspartei hin zur lebensfrohen Vernunftpartei ist jener Pfad, den der neue Frontmann eingeschlagen hat. Das ging so gut, dass der Steirer womöglich im Herbst bei der Nationalratswahl mangels Alternativen gleich wieder als Spitzenmann ran muss.

Noch vor zwei Jahren standen die Grünen vor dem Abgrund: Nach schweren internen Turbulenzen, dem Abgang von Eva Glawischnig und der Gründung einer konkurrierenden Liste durch Peter Pilz flogen sie unter dem Duo Ingrid Felipe und Ulrike Lunacek aus dem Nationalrat. Es folgte eine Abschiedswelle; übrig blieb nur Kogler, der sich bereit erklärte, den Kopf hinzuhalten und zu retten, was noch zu retten war.

Grüne Kampfansage eines "Fundis"

Unter dem Motto "Rudern statt Sudern" war der Volkswirt aus der Steiermark seither unermüdlich unterwegs, um die Grünen aus der Depression zu holen, die Parteifinanzen zu retten, neue (und vor allem jüngere) Köpfe an die Spitze zu bringen und die Partei auf die Kernthemen Ökologie und Gerechtigkeit zu fokussieren. Er sei "stolz darauf, ein Fundi zu sei", sagte Kogler jüngst und stellte sich damit nicht nur gegen die Rechtspopulisten in der Regierung, sondern auch gegen den Versuch der SPÖ, bisherige Grünwähler abzuwerben.

In vorderster Front der Grünen zu stehen, ist für Kogler ziemlich neu. Zwar fungierte er als Landessprecher in der Steiermark, im Bund war er aber eher auf Stellvertreter-Positionen abonniert, sei es im Parlamentsklub oder in der Bundespartei. Besser gefiel er sich als einer der gewichtigsten Aufdecker der Grünen (neben Pilz und der vor kurzem verstorbenen Gabriela Moser), etwa in der Causa Hypo.

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