Was einen guten Vater ausmacht

Ein Hirnforscher über das Mannwerden

In einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung sprach der Hirnforscher Gerald Hüther darüber, was richtige Männer ausmacht und was man als Vater tun kann, damit der eigene Bub nicht auf der Strecke bleibt.

von Vatersein © Bild: istockphoto.com/Jacob Ammentorp Lund

Der Hirnforscher erzählt, er kam im Laufe der Jahre zu einer banalen Schlussfolgerung: "Man kann sich das Hirn im Laufe der eigenen Entwicklung ruinieren und das seiner Kinder obendrein. Dann reifen Kümmerversionen dessen heran, was hätte werden können. "

Eine besondere Zuwendung bräuchten laut Hüther die Burschen. Die genetischen Anlagen für die Ausbildung des Gehirns sind zwar bei beiden Geschlechtern gleich. Dank dem Y-Chromosom wachsen Männern allerdings Hoden und die produzieren das Hormon Testosteron. Deshalb findet die Hirnentwicklung unter anderen Rahmenbedingungen statt.

»Buben brauchen mehr Halt im Außen«

Buben brauchen laut dem Experten im Durchschnitt mehr Halt "im Außen". Sie orientieren sich stärker im Raum und suchen nach etwas, das ihnen Bedeutsamkeit verschafft. Neugeborene Mädchen hätten das weniger nötig. Sie hätten in sich selbst genug Halt. Burschen bräuchten stabile Bindungen und Aufgaben, an denen sie wachsen können, ganz besonders: "Wir müssen sie vor ungünstigen Rahmenbedingungen schützen", sagt Hüther. "Ich würde mir für unsere Jungs wünschen, dass sie statt Rollenspielern authentische Männer werden." Denn "die haben Halt in sich. Ein authentischer Mann ist einer, bei dem Denken, Fühlen und Handeln eine Einheit sind. Neurobiologisch spricht man von Kohärenz. Menschen, die diese Kohärenz verkörpern, haben eine besondere Ausstrahlung. Das nennt man Charisma."

So wird was aus dem Buben

"Zunächst müsste man sich mit sich selbst beschäftigen", rät der Hirnforscher: "Sich etwa die wunderbare Frage stellen: Warum bin ich eigentlich so geworden, wie ich bin? Welche Erfahrungen haben mich zu diesem Menschen gemacht? Dann würde man schnell darauf kommen, dass man als Erwachsener die Erfahrungsräume der nächsten Generation günstiger beeinflussen könnte, als das in der eigenen Entwicklung der Fall war. Aber wenn ich keine Lust habe, mein Leben zu ändern, setze ich mich vor den Fernseher, mache weiter wie bisher und sage, das sei genetisch. Männer sind so, alles angeboren, nichts zu machen. Dann bleibt wirklich alles, wie es ist."

Ein kleiner Bub brauche abgesehen von einem richtig guten Vater auch noch ein paar andere Männer im Verwandten- und Freundeskreis, die selbst gern Männer sind, die mit diesem Burschen was unternehmen und ihn so mögen, wie er ist. "Ich wünsche mir viel mehr erwachsene Männer, die sich für diese Jungs einsetzen. Die sich zur Verfügung stellen. Die diese Jungs einladen, ermutigen und inspirieren, mit ihnen gemeinsam zu entdecken, was Mannsein bedeuten kann. Die mit ihnen auf Berge steigen, in Flüssen angeln, mit modernen Medien irgendetwas Großartiges gestalten, in den Zirkus gehen, was auch immer. Die Hauptsache ist das gemeinsame Erlebnis, dass es Spaß macht, ein authentischer Mensch zu werden."

Kommentare

So sehr sich alle Damen im Kindergarten und in der Volksschule bemühen werden sie nie das Anlehnungsbedürfnis eine Buben an einen Mann erfüllen. Buben brauchen gleichgeschlechtliche Vorbilder, auch wenn sie Fehler haben.
Wir brauchen nicht keine griechische Verhältnis aber Männer die Buben leiten, helfen und ein Vorbild sind. Kleine Gästen und Tun können schon reichen

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