Streit zuhause: Die Folgen fürs Kind

Dicke Luft im Elternhaus schadet dem Lernerfolg

Drei Viertel aller österreichischen Schüler haben ein Problem damit, wenn in ihrer Familie gestritten wird.

von Erziehung - Streit zuhause: Die Folgen fürs Kind © Bild: Shutterstock

Wenn Eltern sich streiten, kann sich das auf das Lernverhalten des Kindes auswirken. Drei Viertel aller österreichischen Schüler haben ein Problem damit, wenn in ihrer Familie gestritten wird. Das ist die Erkenntnis einer aktuellen Studie, die das Nachhilfeinstitut LernQuadrat in Zusammenarbeit mit der Familienberatung „togain"durchführte

Viele der Kinder fühlen sich abgelenkt und in der Konzentration auf das Lernen erheblich gestört. Auch latente, unausgesprochene Konflikte in der Familie wirken sich massiv auf die Lernleistung aus. „Oft ist es weniger der persönliche Konflikt mit den Erwachsenen als der Streit der Eltern oder Stiefeltern untereinander, der zur Lernbelastung wird“, betonte Konrad Zimmermann, Gründer und Geschäftsführer von LernQuadrat.

Neuer Partner, neuer Stress?

Am häufigsten tritt familiäre Lernbelastung beim Zusammenleben mit einem Elternteil und dessen neuen Partner auf, wie eine begleitende Befragung 14- bis 19-jähriger Schüler ergab. Dementsprechend ist in dieser Gruppe auch der höchste Anteil schlechter Schüler zu finden.

So gaben nur 10,3 Prozent der guten Schüler an, dass ihre Eltern häufig streiten, jedoch 21 Prozent der schlechten Schüler. 38,8 Prozent haben den Eindruck, dass ihre Eltern öfter böse auf einander sind, und fast jeder Vierte meint, dass sich die Eltern gar nicht mehr mögen.

Welche Auswirkung hat eine Scheidung auf das Kind?

Prekär wird die Frage der elterlichen Lern-Unterstützung vor allem bei Alleinerziehern, wie die Studie zeigt. Dennoch ist der Anteil schlechter Schüler in dieser Familienkonstellation mit 30,8 Prozent geringer als bei Elternteilen, die das Kind gemeinsam mit einem neuen Partner erziehen, 42,8 Prozent. Die wenigsten schlechten Schüler gibt es in der Gruppe jener Jugendlichen, die mit den Eltern zusammenleben, rund 25,9 Prozent.

»Dauerhaft dicke Luft im Elternhaus führt zu Problemen im Umgang mit Gleichaltrigen«

„Ein anhaltend konflikthaftes Familienklima belastet die Entwicklung von Kindern nachhaltiger als eine Scheidung der Eltern. Dauerhaft dicke Luft im Elternhaus führt zu Problemen im Umgang mit Gleichaltrigen ebenso wie zu einer Minderung der Qualität der Beziehung zu den Eltern“, betont auch togain-Expertin und Studienautorin Judith Gradl. Pro Jahr sind rund 20.000 Kinder in Österreich von der Scheidung ihrer Eltern betroffen, so die Familienexpertin Gradl. „Eltern sollten auch nach einer Trennung eine verlässliche Alltagsstruktur aufbauen, den Blick in die Zukunft richten und die Kinder nicht aus falsch verstandenem Schuldgefühl über die Maßen verwöhnen. Sie bleiben weiterhin Vorbilder – bewusst oder unbewusst“

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