Was muss mein Kind können?

Und wann verlange ich zu viel? So fördern Sie Ihre Kleinen, ohne zu überfordern.

Chinesisch-Unterricht mit zwei Jahren, ein Instrument lernen und obendrein noch Ballett tanzen sowie Kinderyoga-Kurse besuchen. Viele unserer Kleinsten haben bereits im Kindergarten-Alter einen vollen Terminkalender. "Die Eltern wollen nur das Beste und ihren Sprösslingen eine gute Zukunft ermöglichen. Aber die Kleinen werden nicht erfolgreich, wenn ihnen zu früh zu viel eingetrichtert wird", sagt Kinder- und Jugendpsychologin Sandra Velásquez.

von Lernen - Was muss mein Kind können? © Bild: © Copyright 2013 Corbis

"Es ist schon richtig, die Talente der Kleinen zu fördern, aber bitte altersgerecht", sagt Expertin Velásquez. So sollten Kinder bis drei Jahre in ihrer Freizeit keine fixen Kurse besuchen. "Babyschwimmen oder Mutter-Kind-Spielgruppen sind vollkommen okay, aber nur solange die Kids Spaß daran haben", rät Psychotherapeutin Eva Pokorny. "Bei Kleinkindern sollte vor allem der spielerische Aspekt im Vordergrund stehen", so Pokorny. Und: Unverplante Zeit sei wichtig, meinen die Psychologen. "Kinder sollen sich ruhig mal langweilen dürfen. Denn gerade Langeweile schafft Raum für Kreativität", so Velásquez. Diese und weitere Tipps, wie man Kinder fördert ohne sie zu überfordern, haben unsere Expertinnen für Sie zusammengestellt.

1. Wie viele Kurse sind pro Woche zumutbar?

0-3 Jahre: Noch keine festen Termine, außer Babyschwimmen oder Spielgruppen. Aber nur, solange die Kleinen Spaß daran haben. Sie sollten sich aber immer nach dem Kind richten. Denn es weiß oft besser, als die Erwachsenen, wann es genug hat.

3-6 Jahre: Höchstens ein Kurs pro Woche. "Es sollte etwas sein, was die Eltern ihrem Kind nicht beibringen können", rät Psychotherapeutin Eva Pokorny.

6-10 Jahre: Maximal zwei Termine einplanen. Eltern sollten aber darauf achten, ob die Kinder etwas aus Spaß machen oder aufgrund eines Leistungsanspruchs. Wenn es Stress mit den Hausübungen gibt, lieber nur einen Kurs machen lassen. Bei Ganztagsschulen werden keine weiteren Termine empfohlen.

2. Ab wann ist mein Kind überfordert?

"Es ist wichtig, dass Kinder auch immer wieder Ruhepausen haben und Tage, die nicht durchgeplant sind", sagt Psychologin Julia Mahler-Hutter. Wenn das Kind wenige Ruhephasen hat und Symptome, wie Konzentrationsschwierigkeiten, Freudlosigkeit oder Schlafstörungen hinzukommen, sollte man als Elternteil hellhörig werden.

3. Mein Kind will gar nichts machen. Kann ich es zwingen?

Nein. Ein Kind kommt mit einer natürlichen Neugier und Entdeckerhaltung auf die Welt. Ist das Kind lustlos, stellt sich die Frage, woran das liegen könnte und seit wann diese Lustlosigkeit besteht. Das Kind zu etwas zu zwingen, was es nicht von sich aus machen möchte, verhindert die Möglichkeit zur Selbstentfaltung. "Durch Zwang lernen die Kleinen Dinge zu tun, um Lob zu bekommen oder eine Strafe zu verhindern. Im Erwachsenenleben könnte die Motivation dann häufig Geld und Status sein", so Mahler-Hutter.

4. Wie motiviere ich mein Kind richtig?

Je kleiner das Kind, desto spielerischer sollte der Zugang sein. "Als Elternteil sollte man sich auch fragen, ob ein Leistungsdenken dahintersteckt", sagt Kinder- und Jugendpsychologin Sandra Velásquez. Wichtig sei es, den Nachwuchs auf kindgerechte Weise zu motivieren.

5. Mein Kind will drei Sachen auf einmal machen. Soll ich es ihm erlauben?

Nein, hier gilt: 3-6 Jahre: Die Kinder fragen. Können sie sich nicht entscheiden, suchen die Eltern einen Kurs für sie aus.

6-10 Jahre: Die Kinder sollen selbst entscheiden, was sie machen wollen. Auf keinen Fall sollten in diesem Alter die Eltern entscheiden. Denn die Kids sollen langsam lernen, die Verantwortung für ihre Entscheidungen zu übernehmen.

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