Es sind höchst unterschiedliche Objekte, die Wurm aus Ton geformt und anschließend sehr kraftvoll bearbeitet hat. Für einen überdimensionalen Seifenspender gab es eins auf den Deckel, ein Couchsessel bietet sich - leicht aus der Fasson geraten - wirklich zum Zurücklehnen an und über eine riesige Pistole fuhr der Künstler kurzerhand mit einem Auto, wie die Reifenspuren schließen lassen. Mehr als 50 großteils auf Europaletten positionierte Skulpturen finden sich im Erdgeschoß des Hauses, simpel nebeneinandergestellt und ihre Wirkung entfaltend.
In seiner Herangehensweise mache Wurm "Gebrauchsgegenstände zu Kunstwerken", erläuterte Kurator Severin Dünser, der gemeinsam mit Alfred Weidinger die Schau konzipierte, bei der Presseführung am Montag. "Der Fokus geht weg vom Objekt, hin zum skulpturalen Prozess des Schaffens." Seit Anfang der 1990er habe sich Wurm auf diese Weise nicht nur dem Werkstoff, sondern vor allem alltäglichen Abläufen genähert, die er durch die ausführende Bewegung in seine Skulpturen gewissermaßen eingeschrieben hat.
"Mich haben immer Alltagshandlungen und Alltagsgegenstände fasziniert", betonte der Künstler selbst. Was passiere, wenn etwa die Bewegung des Hämmerns ohne den Hammer ausgeführt werde, sei beispielsweise ein Ausgangspunkt gewesen. So konnte er die "von den Gegenständen losgelösten Handlungen auf Ton übertragen". Davon abgesehen sei für ihn gerade in den vergangenen Jahren die Teilnahme an seinen Werken, die oft nach seinen Handlungsanleitungen von anderen ausgeführt oder erstellt werden, wieder von größerer Wichtigkeit. "Wenn man viel machen lässt, verselbstständigt sich das irgendwann fatalerweise", so Wurm. Austoben wird man sich auch bei der Eröffnung, harren doch sechs Bänke als Rohlinge auf ihre Gestaltung.
Die Schau im 21er Haus, die bis 10. September läuft, reiht sich nicht nur ein in die vielen Präsentationen des Künstlers, sondern wird von ihm als Teil einer Trilogie bezeichnet. Bereits vorangegangen sind den "Performativen Skulpturen" Ausstellungen im Kunsthaus Graz sowie bei der Biennale in Venedig. Ergänzt werden diese noch von einer Überblicksschau im Leopold Museum, wo Wurms Oeuvre auf Carl Spitzweg trifft. Und was würde zu Häusermodellen, auf denen sich Wurm mitunter einfach drauf gelegt hat, besser passen, als sein "Fat House"? Eben. Deswegen steht dieses bereits seit einigen Wochen als Appendix zu den Arbeiten im 21er Haus im Garten des Oberen Belvedere. An Wurm kommt man derzeit einfach nicht vorbei.