Erwartungen zurückgeschraubt: Bernhard Eisel rechnet nicht mit Etappensieg bei Tour

25-Jähriger nach Knieverletzung noch nicht topfit Stockerlplatz bleibt aber trotzdem großes Ziel

Georg Totschnig ist bei der 93. Tour de France aus österreichischer Sicht der Kletterer, Bernhard Eisel und Peter Wrolich wollen hingegen in den Flachetappen der ersten Woche brillieren. Seine Hoffnungen auf den ganz großen Coup hat der 25-jährige Eisel nach der zehntägigen Zwangspause Anfang Juni wegen einer Knieverletzung zurückgeschraubt, ein Top-3-Platz auf einer Etappe sollte für den Tour-Dritten von Karlsruhe 2005 aber möglich sein. Der Kärntner Jung-Vater Wrolich möchte an seinen zweiten Vorjahres-Rang (in Tours) anschließen.

Bei seinen ersten zwei Tour-Teilnahmen war Eisel in Topform aufgetreten, wenige Tage vor dem Prolog der 93. Auflage fühlt er sich aber auf dem Rad noch nicht perfekt. "Ich halte bergauf zwar mit, aber der Rhythmus fehlt, es ist eine Quälerei", meinte der Steirer, bei dem der Frustfaktor beträchtlich ist. "Denn heuer wäre die Chance so groß wie nie, ein Trikot anzuziehen."

Der Fünfte von Paris-Roubaix hatte es auf das "maillot jaune" abgesehen. Mit einer starken Leistung im Prolog und der Zeitgutschrift für einen folgenden Top-3-Etappenrang sei an einem der ersten Tage die Übernahme der Gesamtführung möglich, hatte Eisel mit einem historischen Erfolg spekuliert. Als bisher einziger Österreicher hat Max Bulla 1931 nach dem Sieg auf der 2. Etappe für einen Tag das Gelbe Trikot der wichtigsten Radrundfahrt der Welt getragen.

Doch die Zwangspause reduzierte das Stehvermögen. "So verschieße ich schon auf einem Berg der Kategorie vier vor dem Ziel meine Körner", bleibt Eisel Realist. Obwohl zudem im 4.000-m-Olympiasieger Bradley McGee (AUS) sein wichtigster Helfer für die Sprints ausgefallen ist, hofft er auf seine Chance. "Ich werde die ersten zwei, drei Tage zum Einrollen nehmen, vielleicht habe ich danach das nötige Glück."

Wrolich ist mit seiner Vorbereitung hingegen vollauf zufrieden. "Ich bin gute Rennen gefahren, die Platzierungen waren okay", sagte der Gerolsteiner-Profi, der wie Totschnig auf Höhentraining setzte und sich bestens in Form fühlt.

Ein Vollblut-Sprinter fehlt im Team Gerolsteiner, das sich auf die Unterstützung Totschnigs und Levi Leipheimers in den Bergen konzentriert. "Darin sehe ich für mich eine große Chance, meine eigenen Ambitionen wahrzunehmen", meinte Wrolich. "In den ersten zehn Tagen könnte in den Sprints schon etwas herausschauen."

Dass er da auf sich selbst angewiesen sei, sei kein Problem, betonte Wrolich. "Ich brauche kein Team zur Unterstützung, ich fühle mich in den Massensprints auch alleine wohl", erklärte der Etappensieger der Georgia-Tour 2005, bei der er Lance Armstrong auf Platz zwei verwiesen hatte.

(apa/red)