Erste Hilfe: Die
größten Mythen

Erste Hilfe kann Leben retten. Oft zählt jede Minute. Gleichzeitig sind viele, wenn's drauf ankommt, verunsichert. Nicht zuletzt von Mythen, die allerdings jeglicher Grundlage entbehren. Wir räumen mit den größten Irrtümern auf.

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Mythos Nr. 1: Man darf Verletzte nicht bewegen

Dieser Irrtum kann tödlich sein. Dazu der Experte: "Verletzte, die bewusstlos sind und atmen, müssen in die stabile Seitenlage gebracht werden. Wichtig ist, den Kopf dabei zu überstrecken und den Mund zu öffnen, damit Blut und Erbrochenes abfließen können", erklärt Rotkreuz-Chefarzt Dr. Wolfgang Schreiber. Ohne Überstrecken des Kopfes drohen Verletzte zu ersticken, da die Zunge in den Rachen rutschen und die Atemwege blockieren kann.

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Mythos Nr. 2: Der Motorradhelm darf nicht abgenommen werden

Ist die Person bewusstlos, muss der Motorradhelm unbedingt runter - sonst besteht Erstickungsgefahr. "Der Ersthelfer kniet oberhalb des Kopfes des Verletzten und richtet diesen vorsichtig gerade. Dann öffnet man das Visier und den Verschluss und zieht den Helm langsam vom Kopf. Wichtig dabei ist, den Nacken zu stützen", so Schreiber. Erst danach kann die Atmung kontrolliert und mit lebensrettenden Maßnahmen, wie der Wiederbelebung, begonnen werden. Ist der Verletzte bei Bewusstsein, unterstützen Sie ihn bei der Helmabnahme.

Mythos Nr. 3: Bei der Wiederbelebung sanft drücken, sonst brechen die Rippen

Auch wenn Sie den Betreffenden nicht verletzen wollen - bei der Herzdruckmassage sollten Sie nicht zimperlich sein. Der Brustkorb sollte um ein Drittel eingedrückt werden. "Drücken Sie 30 Mal schnell und kräftig mit dem Handballen auf die Mitte des Brustkorbes. Führen Sie dann zwei Beatmungen durch. Wiederholen Sie das solange, bis die Rettung eintrifft oder der Verletzte wieder eigenständig atmet", so Schreiber. Rippen brechen selten und wenn doch, dann ist das nicht lebensgefährlich – ein Atem-Kreislauf-Stillstand dagegen schon. Wenn Sie sich vor der Beatmung scheuen, führen Sie nur die Herzdruckmassage durch. Um den richtigen Rhythmus zu finden, drücken im Takt des Popsongs "Staying Alive" von den Bee Gees.

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Mythos Nr. 4: Wenn ich einen Fehler mache, werde ich verklagt

Wer nicht weiß, wie man Erste Hilfe leistet, soll lieber die Finger davon lassen? Falsch! Tatsächlich gilt es sofort zu handeln. "Jeder kann Erste Hilfe leisten. Das Einzige, was man falsch machen kann, ist nichts zu tun", betont der Rotkreuz-Chefarzt. Bis heute gebe es keine einzige Verurteilung wegen geleisteter Erster Hilfe. Nichtstun ist hingegen strafbar: 2017 gab es 66 Verurteilungen wegen "Unterlassener Hilfeleistung" und "Im-Stich-Lassen eines Verletzen".

Mythos Nr. 5: Am häufigsten wird Erste Hilfe bei Verkehrsunfällen geleistet

Falsch! Platz eins der Unfallorte ist das eigene Zuhause und die nähere Wohnumgebung. Lediglich 10 Prozent der Verunfallten verletzten sich 2017 im Verkehr. "Die meisten Notfälle passieren in der eigenen Familie. Umso wichtiger ist es, vorbereitet zu sein, wenn der Vater plötzlich bewusstlos auf der Couch zusammensackt oder sich die kleine Tochter an der Herdplatte verbrennt", mahnt Schreiber.

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Das Rote Kreuz empfiehlt, das Erste-Hilfe-Wissen alle fünf Jahre aufzufrischen. Kurse in Ihrer Nähe finden Sie unter erstehilfe.at.