Vergifteter Babybrei:
Ist Österreich betroffen?

Ein Erpresser hat in Supermärkten vergiftete Lebensmittel platziert.

Ein Erpresser hat in deutschen Supermärkten vergiftete Produkte in den Regalen platziert. Der Täter könnte auch in Österreich aktiv gewesen sein. Im Erpresserschrieben kündigte er an, auch im Ausland tätig zu werden, darum läuft die internationale Fahndung läuft insbesondere auch in Österreich und der Schweiz. In Friedrichshafen wurde in Babynahrung das gefährliche Gift Ethylenglykol gefunden.

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Erpresser - Vergifteter Babybrei:
Ist Österreich betroffen?

Noch steht nicht fest ob es sich um einen Einzeltäter handelt. Ein oder möglicherweise mehrere Unbekannte erpressen in Deutschland Einzelhandels- und Drogerieketten mit vergifteten Lebensmitteln. Sollte ein "niedriger zweistelliger Millionen-Betrag" nicht gezahlt werden, würden bis Samstag 20 mit Gift versetzte Lebensmittel in Regale von Filialen abgestellt, wurde in einer E-Mail gedroht, teilte der stellvertretende Konstanzer Polizeipräsident Uwe Stürmer mit.

Sonderkommission "Apfel"


Um den Fall zu klären, wurde eine Sonderkommission "Apfel" mit rund 220 Ermittlern gegründet. Eine internationale Fahndung nach dem Erpresser, vor allem in Österreich und der Schweiz, läuft. Die zuständigen Behörden in Vorarlberg gaben gegenüber der APA an, mit den Kollegen in Deutschland in Kontakt zu stehen. Die Ermittler setzen auf Hinweise über eine Telefon-Hotline. Bislang hätten sich mehr als 650 Anrufer bei der Polizei gemeldet, sagte ein Sprecher in Konstanz. Dabei hätten sich einige besorgte Anrufer über den Sachstand informiert. Es seien aber auch etliche konkrete Hinweise eingegangen, erklärte der Sprecher. "Die Auswertung der Anrufe läuft fortwährend, die Kollegen prüfen Hinweise rund um die Uhr.

» Ich werde Lebensmittel- und Drogeriemärkten im In- und Ausland Produkte hinterlassen, die mit einer unter Umständen tödlich wirkenden giftigen Substanz in flüssiger oder fester Form kontaminiert sind«

Die Behörden riefen Kunden auf, beim Einkauf auf mögliche Manipulationen an Waren zu achten. Der Erpresser fordert laut Polizei und Staatsanwaltschaft von mehreren Handelskonzernen einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag. Er droht demnach damit, ansonsten in Lebensmittel- und Drogeriemärkten im In- und Ausland Produkte zu hinterlassen, "die mit einer unter Umständen tödlich wirkenden giftigen Substanz in flüssiger oder fester Form kontaminiert sind".

Die Behörden nehmen Drohungen "sehr ernst"

Die Behörden nähmen diese Drohung "sehr ernst", erklärten die Polizei Konstanz, die Staatsanwaltschaft Ravensburg und das baden-württembergische Verbraucherschutzministerium. Sie begründeten dies vor allem damit, dass sie nach einem Hinweis des Täters in Friedrichshafen in Geschäften fünf mit Ethylenglykol vergiftete Gläser Babynahrung fanden.

Vergiftung führt nicht zwingend zum Tod

Bei Erwachsenen seien 30 Milliliter davon gesundheitsgefährdend, hundert Milliliter seien hochproblematisch, sagte Petra Mock vom baden-württembergischen Verbraucherschutzministerium. Eine Vergiftung könne aber medizinisch gestoppt werden und müsse daher nicht tödlich sein.

Das Fahndungsfoto des etwa 50 Jahre alten Verdächtigen stammt von einer Überwachungskamera in einem der betroffenen Märkte. Es handle sich mit "sehr großer Wahrscheinlichkeit" um den Mann, der die Gläser in die Geschäfte in Friedrichshafen gebracht habe, sagte Polizeivizepräsident Uwe Stürmer. Es müsse davon ausgegangen werden, "dass wir einen sehr skrupellosen Täter verfolgen".

»Wir verfolgen einen sehr skrupellosen Täter«


Der oder die unbekannten Täter nannten laut den Ermittlern aber in ihrem Erpresserschreiben keine konkreten Produkte. Die Warnung vor vergifteten Lebensmitteln dürfe nicht auf Babynahrung beschränkt bleiben, sagte Stürmer. Es werde zudem damit gedroht, bundes- oder auch europaweit vergiftete Produkte in den Handel zu bringen.

»Es besteht aber kein Anlass zu Panik und Hysterie«


Die Ermittler baten Kunden, beim Kauf von Produkten auf mögliche Manipulationen zu achten. "Es besteht aber kein Anlass zu Panik und Hysterie", sagte Stürmer. Die Behörden rieten dazu, auf Beschädigungen an Produktverpackungen zu achten und das Geschäft darüber gegebenenfalls zu informieren.

Darauf sollten Kunden achten


Bei Gläsern sollen Kunden demnach unter anderem darauf achten, ob der normalerweise vorhandene Unterdruck vorhanden ist. Dieser lässt sich daran erkennen, dass der Deckel nach innen gewölbt und beim Öffnen ein Knacken zu hören ist.

Die von der Erpressung betroffenen Unternehmen wollten die Ermittler nicht nennen. Laut einem Bericht der "Bild"-Zeitung sind mehrere große Handelskonzerne und Drogeriemarktketten betroffen. Auch die genaue Summe, die der Erpresser fordert, nannten die Behörden nicht. In Medienberichten war von zehn Millionen Euro die Rede.