Wie erklärt man seinen Rücktritt?

Wolfgang Kralicek über die strengen Rückstritts-Regeln für Österreichs Skistars

von Wolfgang Kralicek © Bild: News

Österreichs Skistars wissen, wie sie auch in der rennfreien Zeit medial präsent bleiben. Die konservative Methode wählte Marlies Schild, indem sie schwanger wurde. Moderner und radikaler ging Anna Fenninger vor, die auf Facebook den allmächtigen ÖSV-Präsidenten provozierte. Und gleich drei Rennläuferinnen – Niki Hosp, Andrea Fischbacher und Kathrin Zettel – füllten das Sommerloch mit ihren Rücktrittserklärungen (siehe Seite 106). Dabei zeigte sich, dass es dafür strenge Regeln gibt.

Regel 1: An den Sponsor denken! Alle drei Athletinnen nutzten die bis auf Weiteres letzte Gelegenheit, sich für ihre finanziellen Partner nützlich zu machen. Hosp wählte für die Pressekonferenz das Gipfelrestaurant eines Skigebiets, dem sie vertraglich verbunden ist; Fischbacher bat nach Gaflenz in die Firmenzentrale ihres Helmsponsors; Zettel wählte das Wiener Raiffeisenhaus. (Fenninger hätte wohl in eine Mercedes-Filiale geladen.)

Regel 2: Emotionen zeigen! Alle drei Damen brachen während ihrer Rücktrittspressekonferenz irgendwann, von der eigenen Entscheidung gerührt, in Tränen aus. Das gehört dazu, so viel Melodram muss sein. Aber Achtung: Diese Regel gilt nur für Frauen.

Regel 3: Nichts verraten! Obwohl jeder weiß, was es bedeutet, wenn eine Skifahrerin im Sommer etwas verlautbaren will, gehört es zum Ritual, eine Rücktrittspressekonferenz nicht als solche anzukündigen. Warum, ist schwer zu erklären. Die Befürchtung, es würde sonst niemand kommen, ist jedenfalls unbegründet. Die Leute gehen doch auch ins Theater, obwohl sie meistens genau wissen, wie es ausgeht.

Was meinen Sie? Schreiben Sie mir bitte: kralicek.wolfgang@news.at

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