Erinnerungen an ein langes Leben: Der letzte noch lebende k.u.k. Soldat im Porträt

NEWS besuchte den 107 Jahre alten Franz Künstler PLUS: Der Altösterreicher über Kriege und sein Alter

Erinnerungen an ein langes Leben: Der letzte noch lebende k.u.k. Soldat im Porträt © Bild: NEWS/Eberl

NEWS trifft den Altösterreicher, der seit 1956 in Pension ist und einen 86-jährigen Sohn hat, in der deutschen Stadt Niederstetten in Baden-Württemberg. Hierher musste Franz Künstler als deutschsprachiger Ungar nach dem 2. Weltkrieg flüchten. Doch das war mehr als 30 Jahre nachdem ein anderer Krieg sein Leben für immer veränderte.

Attentat in Sarajevo.
"Am 29. Juni 1914 kam ich gerade vom Ferienlager zurück, und mein Vater holte mich mit einem sorgenvollen Blick am Bahnhof ab", erinnert sich Künstler. "Er sagte mir, dass unser Thronfolger Franz Ferdinand erschossen worden sei und schwere Zeiten auf uns zukommen würden." Tatsächlich ist an diesem Tag die Jugend für den Knaben vorbei. Österreich-Ungarn erklärt Serbien den Krieg und löst eine Bündnis-Kettenreaktion aus. Künstlers ältere Brüder werden sofort eingezogen, er selbst muss die Schule abbrechen und am elterlichen Hof arbeiten.

"Das Attentat in Sarajevo hat auch mein Leben zerstört. Ich wollte studieren und Anwalt werden." Stattdessen muss der 14-Jährige nun für den Unterhalt der Familie sorgen. Tagsüber besucht er eine Kaufmannslehre für Eisenwaren, abends kümmert er sich um die Landwirtschaft.

Italienische Front
Am 6. Februar 1918 wird schließlich Künstler eingezogen. "Ich war erst 17 Jahre alt, doch der 1. Jänner galt in der k. u. k. Monarchie als Stichtag." Nach einer sechswöchigen Ausbildung kommt er mit dem V. Ungarischen Artillerieregiment an die italienische Front an der Piave.

"Wann immer Artillerie angefordert wurde, haben wir geschossen. Doch nicht so wie heute mit Computern und Zielfernrohren. Unser Richtkanonier war mit einem Telefon hinter dem Geschütz eingegraben und schrie uns immer die Koordinaten zu." Acht Monate dauert die Schlacht, dann beginnt der Zerfall der k. u. k. Armee. Künstlers Einheit erfährt Anfang November davon und legt die Waffen nieder.

Ein abenteuerliches Leben
Die Zeit der Kämpfe ist für Franz Künstler damit nicht vorbei. Nach dem 1. Weltkrieg zieht er gegen die Kommunisten in Ungarn ins Feld. Im 2. Weltkrieg wird er als Kurier in der Ukraine eingesetzt. Als er sich weigert, für die Pfeilkreuzler (Ungarns Nazi-Partei) zu den Waffen zu greifen, wird er vor ein Standgericht gestellt. Nur mit Glück und Bestechungsgeld entkommt er. 1945 wird Künstler als Deutscher verhaftet, er flüchtet nach Österreich, wird aber von den Amerikanern zurückgeschickt. 1946 gelingt ihm mit seiner Frau Elisabeth endlich die Flucht nach Deutschland. Den 1922 geborenen Sohn Franz, der in russische Kriegsgefangenschaft kam, sieht er erst 1952 in Budapest wieder.

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