Palina Rojinski:
"Es geht vielen Frauen so"

Erfolgsmoderatorin und Instagram-Star Palina Rojinski gilt als eine der lustigsten Frauen Deutschlands. Kürzlich machte sie aber ernst und wehrte sich gegen Sexismus im Internet - auf ganz besondere Art und Weise

von Erfolgsmoderatorin - Palina Rojinski:
"Es geht vielen Frauen so" © Bild: Valery HACHE / AFP

Was muss man alles aushalten, wenn man in der Öffentlichkeit steht? Keine Privatsphäre zu haben zum Beispiel. Fragen bezüglich Palina Rojinskis, 34, Beziehung zum Wiener Rapper Yung Hurn, 24, sind deshalb streng verboten. Irgendwie verständlich: Freiwilliges Exponieren im Internet ist eine Sache. Verbale Übergriffe eine andere. Und denen ist die Moderatorin - nicht nur im Bezug auf ihr Privatleben -ständig ausgesetzt. Die TV-Schönheit begann ihre Karriere bei MTV und Viva und setzte sie bei Prosieben neben Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf fort. Palina Rojinski stahl ihren männlichen Co-Moderatoren nicht durch ihre pointierten Sprüche die Show: Rote Wallemähne, sexy Kurven, sympathisches Lächeln - die Frau fällt auf. Mittlerweile ist sie längst selbst ein Star. Mit mehr als 1,5 Millionen Followern auf Instagram kann man ihr durchaus Influencer-Qualitäten zuschreiben. Zahlreiche Werbedeals folgten, aktuell ist sie das Gesicht der Magnum-Kampagne "Never Stop Playing". So viele Menschen zu erreichen, das hat allerdings nicht immer nur Vorteile.

Sexistische Kommentare

Wenn man sich die Kommentare unter Rojinskis Bildern auf Instagram durchliest, fühlt sich das etwa so an, als wäre man im Gehirn eines 17-jährigen Spätpubertierenden eingesperrt: "Die Dinger sind der Hammer!" und "So geile Titten" - die Kommentare sind an Perversion kaum zu überbieten.

Palina Rojinski: "Offensichtlich braucht die Gesellschaft manchmal einen Reminder, weil viele Leute - vor allem Männer - nicht damit umgehen können, wenn Frauen offen zu ihrer Weiblichkeit stehen. Ich bekomme oft wirklich widerliche Kommentare unter meine Fotos auf Instagram und als Direktnachricht und wir wollten dem mit der Aktion etwas entgegensetzen. Es geht ja vielen Frauen so, nicht nur mir. Es ist ein generelles Problem, dass viele Menschen im Internet nicht mehr mit ihren Worten umgehen können. Das heißt ja nicht, dass man Frauen keine Komplimente machen darf aber man sollte in der Lage sein, Fantasien und Perversität im Internet zurückzuhalten.
Wirklich abartige Kommentare melde ich dann auch, aber da passiert oft nichts oder nur sehr wenig."

Die Aktion von der Rojinski spricht: Das Gesäß eines TV-Kollegen wurde mittels Perücke, Kette und tief ausgeschnittenen T-Shirts kurzerhand in ein Dekolleté verwandelt, das Bild davon im Netz geteilt. "Endlich mal eine schöne Kette mit meinem Sternzeichen!", schrieb Rojinski dazu.

Die testosterongeladenen Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten: "Auf die Prachttitten würde ich gerne mal draufspritzen!", konnte man in den Kommentaren lesen. Als Rojinski den Streich auflöste und zeigte, dass sich hinter "ihrem" Dekolleté in Wahrheit das Hinterteil ihres Kollegen verbarg, entfesselte sie einen Sturm der Begeisterung: "Großartige Aktion! Danke dafür!", kommentierten ihre weiblichen Fans.

News: Wer betreut deine Social Media Kanäle?
Palina Rojinski: Um meine Social Media Kanäle kümmere ich mich meistens selbst, also ich moderiere die Kommentare und wähle die Bilder selber aus, außer zum Beispiel, wenn ich im Flugzeug bin.

»Ich glaube, dass man auf Instagram definitiv Schönheitsnormen beeinflussen kann«

Filter, Farbe, Licht - Wie viel Zeit steckst du in die Nachbearbeitung deiner Fotos?
Heute verwende ich keine Filter mehr auf Instagram, dieser Filterwahn ist irgendwann vorbei. Wenn ich Bilder bearbeite, dann helle ich vielleicht mal ein Foto auf aber ich bearbeite meine Fotos grundsätzlich nicht. Ich mag diese Entwicklung auch nicht so gern. Wenn Menschen in echt gar nicht mehr so aussehen wie auf dem Foto. Das ist auch ein gesellschaftliches Problem, dass man sich immer optimieren will. Viele sehen dann den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr, lassen sich die Nase operieren oder die Wangenknochen... Durch die Bearbeitungsmöglichkeiten entstand so ein extremer Beauty-Wahn.

Bilder, die dann auch Einfluss auf die Realität haben?
Ich glaube, dass man auf Instagram definitiv Schönheitsnormen beeinflussen kann. Das ist ein mächtiges Werkzeug, das inzwischen auf unser aller Alltag einen Einfluss hat. Ich versuche, die Balance zu halten zwischen meinem echten Leben, also so, wie ich unterwegs bin, und meinem Job und einfach ehrlich zu sein.

Wie ehrlich darf man denn sein?
Manchmal hab ich das Gefühl, dass man wegen allem angeklagt werden kann von der Öffentlichkeit. Wenn man zum Beispiel mit einem Coffee-to-go-Becher herumspaziert, dann kann man schon einen Shitstorm lostreten. Einerseits ist das gewachsene Bewusstsein auf vielen Ebenen ja cool aber man kann nicht immer alles so richtig machen.

»Deshalb wirkt das Gras wo anders immer grüner«

Auch als Instagram-Star muss das Handy ab und an in den Ruhemodus, verrät Palina, "Ich mache immer wieder mal Digital Detox aber ich bin ein echter Foto Junkie, vor allem im Urlaub. Damit ich nicht ständig an meinem Handy hänge, habe ich mir deshalb eine Kamera gekauft. Ich verbringe definitiv zu viel Zeit am Handy, da muss man sich auch mal bewusst selber maßregeln. Gestern war ich zum Beispiel krank und habe das Handy bewusst zur Seite gelegt – da kommt man einfach anders runter und die Entspannung geht viel tiefer. Durch das Handy wird man ständig ablenkt, man ist immer viel mehr im Außen als im Hier und Jetzt. Wenn ich mit meiner Familie oder mit Freunden unterwegs bin, dann lasse ich mein Handy auch mal bewusst in der Tasche."

Digital oder analog, Palina?
Das Problem an Social Media ist, man bekommt immer nur kompakte Ausschnitte aus dem Leben anderer präsentiert, so häppchenweise. Deshalb wirkt das Gras wo anders immer grüner. Davon muss man sich ein bisschen frei machen. Aber grundsätzlich sind Social Media und Handy schon super, weil man von überall aus mit seinen Liebsten facetimen und Kontakt halten kann. Aber gleichzeitig vermisst man den anderen dann noch viel mehr.
Ich liebe digital und es ist ein toller Fortschritt aber man darf nicht nur digital sein, sondern auch analog. Ich bin keine klassische Instagrammerin aber ich bin gerne auf Instagram und schaue mir die Inhalte an. Trotzdem stehe ich auf analog: Ich schätze einen klassischen Buchladen und lasse mich gerne von der Buchhändlerin beraten oder frage Menschen auf der Straße einer fremden Stadt nach dem besten Bäcker. Man muss die Balance zwischen analog und digital halten und das versuche ich auch in meinem Beruf.

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