Masern: Impfexperten
gegen Masern-Impfpflicht

"Die Impflücken sind eher in höherem Alter"

Der Impfexperte des staatlichen deutschen Robert-Koch-Instituts (RKI), Ole Wichmann, hält eine Pflicht zur Impfung gegen Masern nicht für sinnvoll. Auch Tiroler Experten setzen auf Aufklärung statt generelle Impfpflicht.

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Epidemie - Masern: Impfexperten
gegen Masern-Impfpflicht

Was über Masern bekannt ist

Die Masern wären durch die Impfung ausrottbar. Doch mangelnde Durchimpfungsraten führen auch in Österreich immer wieder zu Ausbrüchen. Zwischen März 2018 und Ende Februar 2019 gab es in Österreich 14 registrierte Fälle pro Million Einwohner. In Ungarn waren es 1,4 pro Million Menschen. An der Spitze lag laut den EU/EWR-Statistiken Griechenland mit 131,1 pro Million Einwohner. So weit die bekannten Fakten.

Was bringt die Masern-Impfung?

Ist man geimpft, hat man nicht nur die besten Chancen, nicht an Masern zu erkranken - man kann die Krankheit auch selbst nicht übertragen. Ein frisch Geimpfter sei - entgegen oft verbreiteter Vermutungen - übrigens ebenfalls nicht ansteckend, versicherte Trattler: "Im Impfstoff sind zwar Lebendkeime, sie sind allerdings sehr abgeschwächt. Das Immunsystem reagiert zwar, aber die Viruslast ist so gering, dass keine Ansteckung möglich ist."

Was die Wenigsten über Masern wissen

Bei Masern gebe es vor allem Impflücken bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen, sagte Wichmann am Dienstag im Bayerischen Rundfunk. "Die großen Impflücken sind eher in höherem Alter", so Wichmann

Er forderte Krankenkassen und Ärzte auf, zu den Vorsorgeuntersuchungen für Jugendliche, sogenannten J-Untersuchungen, gezielt einzuladen. Bevor eine Impfpflicht eingeführt werde, "sollten wir erst einmal versuchen, andere Sachen zu optimieren".

Auch andere Krankenheiten weisen Impflücken auf

Der Chef der Impfprävention am RKI verwies auch darauf, dass es auch andere Krankheiten gebe, wo eine höhere Impfquote wünschenswert wäre. So liege die Impfquote zur Vorbeugung von Gebärmutterhalskrebs bei Mädchen gerade einmal bei 40 Prozent. Diese Impfung könne vor Krebs schützen. "Hier haben wir ein Werkzeug in der Hand, wo man mit hohen Impfquoten viele tausende von Krebsfälle und auch Todesfälle effektiv verhindern kann."

Warum ist bei Masern die Impfpflicht ein Thema?

Angesichts wiederholter Masernausbrüche wird in Deutschland seit Jahren regelmäßig über eine Impfpflicht diskutiert. Nach dem deutschen Bundesland Brandenburg bemüht sich derzeit auch Nordrhein-Westfalen um eine Masernimpfpflicht für Kindergartenkinder. Baden-Württemberg kündigte eine Prüfung an. Auch Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) prüft derzeit, wie eine Impfpflicht umgesetzt werden könnte. Die Antwort der Politik mit gesetzlichen Zwängen oder Verordnungen ist aber gerade bei den Impfungen umstritten.

RKI-Präsident Lothar Wieler hatte bereits in der Vergangenheit darauf hingewiesen, dass die Einführung einer Impfpflicht kontraproduktiv sein könne. Er begründet dies unter anderem damit, dass Jugendliche und junge Erwachsene, bei denen es besonders große Impflücken gibt, von einer verpflichtenden Masernimpfung für Kinder nicht erreicht würden. Außerdem könnte die Bereitschaft für verbliebene freiwillige Impfungen deutlich sinken.

Masern kann tödlich enden

Masern sind extrem ansteckend und potenziell tödlich. Die Krankheit tritt in Deutschland und anderen westlichen Ländern wieder verstärkt auf. Das liegt vor allem daran, dass ein Teil der Bevölkerung Impfstoffen zunehmend misstraut. Neben der akuten Erkrankung kann es als Spätfolge einer Masernerkrankung zu einer Entzündung des Gehirns kommen. Alle betroffenen Patienten sterben daran.

Tiroler Experten setzen auf Aufklärung statt

Anita Luckner-Hornischer von der Landessanitätsdirektion wünschte sich bei der breiten Masse Entscheidungen, die auf Wissen basieren. "Man muss mit den Märchen und Mythen von impfkritischen Seiten aufräumen", sagte sie. Das gelinge beispielsweise durch die Bereitstellung von wissenschaftlich fundierter Information, wie etwa die des Robert Koch-Institutes. Auch Plakat-Kampagnen hält sie für wirksame Mittel im Kampf gegen Impf-Mythen. Die Zielgruppe dieser Bemühungen machte man unisono mit rund sieben Prozent der Bevölkerung aus.

Besonders im Bereich Masern gibt es offenbar besonderen Aufklärungsbedarf . "Die Masern sind auf dem Vormarsch", meinte Kreidl. "Wir hatten in diesem Jahr schon 69 Fälle, letztes Jahr waren es 77", berichtete er. Gegen diese Ausbreitung helfe nur eine "Durchimpfungsrate von 95 Prozent mit zwei Dosen der Masern-Mumps-Röteln-Impfung", ergänzte dazu Reinhard Würzner und sprach zugleich eine generelle Durchimpfungsrate von 97 Prozent als sein Wunschziel aus.

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