Enzephalitis: So gefährlich
ist eine Hirnentzündung

Eine Hirnentzündung, im Fachjargon Enzephalitis genannt, ist alles andere als harmlos. Im Extremfall kann sie sogar zum Tod führen. Wo die Gefahr lauert und wie Sie sich schützen.

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ist eine Hirnentzündung © Bild: iStockphoto.com

Bei einer Enzephalitis kann es um Leben und Tod gehen. In einigen Fällen ist die Behandlung ein Wettlauf gegen die Zeit, in anderen kann man nicht einmal die Ursache bekämpfen. Dann muss der Körper selbst mit der Krankheit fertig werden. Zwar ist man in Österreich eher selten mit einer derart dramatischen Situation konfrontiert, die Gefahr ist jedoch da. Wer sich gegen mögliche Auslöser wie FSME, Meningokokken, Masern, Windpocken oder Herpes Zoster impfen lässt, verringert das Erkrankungsrisiko. Und weil auch Krankheiten wie das West-Nil-Fieber, die Japanische Enzephalitis oder Tollwut zu Hirnentzündungen führen können, sollte man sich vor Fernreisen rechtzeitig über die notwendigen Impfungen informieren.

Schleichender Beginn

Eine Hirnentzündung beginnt meist unspezifisch, "weswegen manchmal wertvolle Zeit vergeht, bis die Betroffenen behandelt werden", Univ. Prof. Dr. Herwig Kollaritsch, Facharzt für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin am Zentrum für Reisemedizin. Anfangs zeigen sich oft Symptome im Bereich des Verdauungstrakts. So zum Beispiel Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Oder aber man hat das Gefühl, dass sich eine Erkältung anbahnt. Es folgen Fieber, Kopf- und Gelenksschmerzen sowie ein Gefühl der Abgeschlagenheit bis hin zu Verwirrtheit, Verhaltensänderungen, neurologischen Anfälle und manchmal auch Bewusstlosigkeit. Sind auch die Gehirnhäute entzündet, kommen Nackensteifigkeit und Lichtempfindlichkeit hinzu.

Passend dazu: Dagegen sollten Sie sich impfen lassen

Unterschiedliche Auslöser weltweit

Eine Enzephalitis kann verschiedenste Ursache haben. Die häufigste ist eine Infektion mit einem Virus, etwa dem von Zecken übertragenen FSME-Virus. Mit ihm verwandt ist das Japan-Enzephalitis-Virus, das vor allem in Süd- und Südostasien sowie auf den Inseln des Westpazifiks vorkommt. Es wird von Moskitos übertragen und fordert jährlich bis zu 20.000 Tote weltweit. Zwar kommt es nur in den seltensten Fällen zu einem schweren Verlauf, ist die Enzephalitis aber erst einmal ausgebrochen, können nur noch die Symptome gelindert werden.

Eine ursächliche Behandlung gibt es nicht. "Touristen sind vor allem dann gefährdet, wenn sie als Rucksacktouristen unterwegs sind und sich abseits der üblichen Touristengegenden über längere Zeit aufhalten", warnt Kollaritsch. "Für sie kommt eine vorbeugende Impfung eindeutig in Frage. Außerdem sollten sie sich mit allen Mitteln gegen Moskitos schützen", so der Experte. Letzteres gelte übrigens unabhängig vom jeweiligen Aufenthaltsort. Denn gegen einige der von Stechmücken übertragbaren Krankheiten gibt es gleich gar keine Impfung.

Menschenansammlungen als Gefahr

Neben den viral bedingten Hirnentzündungen gibt es auch bakteriell hervorgerufene. Besonders gefährlich ist jene, die durch Meningokokken ausgelöst wird. Sie kann binnen weniger Stunden zum Tod führen. Die Übertragung erfolgt durch eine Tröpfcheninfektion, der Erreger befindet sich im Nasen-Rachen-Raum von erkrankten, aber auch von gesunden Personen. Selbst bei schneller und korrekter Therapie sterben fünf bis zehn Prozent der Betroffenen. Ohne Therapie steigt dieser Prozentsatz auf 60 bis 80 Prozent.

Je nach Weltregion findet man unterschiedliche Subtypen. Dazu der Reisemediziner: "Besonders häufig treten Meningokokken in verschiedenen Regionen Afrikas während der Trockenzeit - von Jänner bis März - auf." Oft findet man sie auch dort, woe viele Menschen auf engstem Raum zusammenkommen, wie etwa in Flüchtlingslagern. Eine Hochrisikosituation stellt auch die Pilgerfahrt nach Mekka dar. Daher gilt für deren Teilnehmer seit einigen Jahren unter anderem eine Impfpflicht für die ACWY-Meningokokken-Impfung.

Meningokokken auch in Österreich

2018 gab es laut der Nationalen Referenzzentrale für Meningokokken 30 invasive Meningokokken-Erkrankungen in Österreich, vier davon mit tödlichem Ausgang. Das ist eine Sterblichkeitsrate von knapp über 13 Prozent. Zwischen 2003 und 2018 sind 99 Personen - hauptsächlich Kinder und Jugendliche - an Meningokokken-bedingten Erkrankungen verstorben. Bei vielen Erkrankten bleiben langfristige Schäden wie neurologische Probleme, Schmerzen oder großflächige Narbenbildung zurück.

Opfer einer Meningokokken-Erkrankung sind in erster Linie Kinder unter vier Jahren und Teenager zwischen dem 15. und dem 19. Lebensjahr. Während bei Kleinkindern und Säuglingen das Immunsystem noch nicht ausreichend ausgebildet ist, setzen sich Jugendliche vor allem durch ihr Sozialverhalten – darunter fällt Küssen, Rauchen, Zusammensein auf engstem Raum – einem erhöhten Erkrankungsrisiko aus.

Kostenfreies Kinderimpfprogramm

Daher wird im Österreichischen Impfplan auch die Meningokokken-Impfung empfohlen: Gegen die Subtypen B und C gibt es Einzelimpfstoffe, die bereits im Säuglings- und Kleinkindalter verabreicht werden können. Die Kombinationsimpfung gegen die Subtypen A, C, W135 und Y wird im Alter von zehn bis 13 Jahren empfohlen. Letztere ist auch im kostenfreien Kinderimpfprogramm enthalten. "Idealerweise erhalten die Kinder diese Impfung in der Schule", erläutert Dr. Susanne Schmid, Fachärztin für Innere Medizin und Präsidentin des Elternverbandes VEV im Burgendland.