Wir haben sie auf einmal lieb

Warum es auf einmal chic ist, die Deutschen zu mögen - nicht nur beim Fußball

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Es begab sich nämlich, dass die an Triumphe gewöhnten Nachbarn bei diesem Turnier bereits in der Vorrunde scheiterten. Und wie. In drei Spielen holte das Team von Trainer Ribbeck genau einen Punkt, das letzte Match ging gegen die B-Elf der schon qualifizierten Portugiesen sogar 0 :3 verloren. Ein Desaster. Und das Ende sollte der Anfang eines großes Prozesses der Selbstzerfleischung werden. Den die Österreicher, die wie immer zu Euro-Zeiten das Schicksal der teilnahmslosen Beobachter mit einer umso größeren Portion Missgunst kompensierten, genüsslich aus der Distanz verfolgten.

"Vor zwei Tagen sind die Deutschen ausgeschieden", lautete der Glossentitel. "Vor drei, vor vier, vor fünf Tagen " wurde die Dokumentation einer fußballerischen Apokalypse beharrlich fortgesetzt. Bis zum Finale 13 Tage später. Der Zuspruch war enorm, nur vereinzelt machten sich Kritiker Luft. Als hätten die Österreicher gewusst, dass die Deutschen zwei Jahre später ohnehin schon wieder im WM-Finale stehen würden, lebten sie die Augenblicke der Schmach umso leidenschaftlicher.

Im Zeichen der Jubelsolidarität

2016 wäre so ein öffentlicher Fingerzeig längst undenkbar. So süffisant könnten derlei Artikel gar nicht formuliert werden. Es hat sich viel geändert. Und das hängt gar nicht so sehr mit der Tatsache zusammen, dass sich das kleine Österreich, für das der Klang der Niederlage allzu oft zum Fußball gehörte wie das Läuten der Pummerin zu Silvester, erstmals für die Euro qualifizierte. Nicht so sehr damit, dass der Stolz auf das eigene Erfolgsteam allenfalls ablenken könnte von der quälenden Gewissheit, dass es die Piefke, die Piefkonen, die Piefkinesen eh wieder nur ihrem unverschämten Glück zu verdanken haben werden, nicht frühzeitig heimreisen zu müssen. Nein, so ist das gar nicht mehr.

Bereits im Jahr 2012 war während der Euro im Leitartikel der "Presse" zu lesen: "Es hat sich vielleicht noch nicht ganz bis Usedom herumgesprochen, aber wir haben euch auf einmal lieb." Die Zeit war gekommen, dass die Frage, wie viele Komplexe eine Republik verträgt, ihre Berechtigung verlor. Und dass die überstrapazierte Geschichte von den Córdoba-Helden mittlerweile eher ein müdes Lächeln als eine stolzgeschwellte Brust garantieren sollte. In den Fanzonen versammelten sich österreichische Fußballfans, die sich als Zeichen der Jubelsolidarität in schwarz-rot-goldene Fahnen hüllten, und in den sozialen Netzwerken entstand ein viel geteiltes erstaunliches Bekenntnis zur Unterstützungskultur. Der "Piefke-Saga" fast zum Trotz -schleichend hatte sich eine neue Realität entwickelt: Die Deutschen mögen, das ist chic.

»Deutschland hat sich enorm verändert und Stück für Stück sein Image korrigiert.«

Für den Soziologen Roland Verwiebe ist das nicht sehr verwunderlich. Der Berliner Universitätsprofessor, der seit 2009 in Wien lehrt, sieht für das stark abgeblätterte Feindbild und den Wandel in der Wahrnehmung mehrere Ursachen. "Deutschland hat sich enorm verändert und Stück für Stück sein Image korrigiert", sagt er. "In Wahrheit hatte dieses Land jahrzehntelang so viel mit sich selbst zu tun, man denke nur an die enormen ökonomischen Herausforderungen zur Zeit der Wiedervereinigung, an die vielen mühsamen Reformprozesse, da blieb kein Raum für einen Fokus auf ein freundliches Gesicht."

Aber genau das sollten die Deutschen spätestens 2006, im Zuge der WM im eigenen Land, allerorts präsentieren. Ein unübersehbares Lächeln wurde weltweit live übertragen und trug wesentlich dazu bei, dass die Sympathiewerte rasant stiegen. Die Idee vom Sommermärchen, in dem Hooligans keine Rolle mehr spielten, dafür umso mehr Familien und Frauen in den Stadien sichtbar wurden, und die Freude darüber, sich wieder selbst als stolze Nation ohne üblen Beigeschmack feiern zu dürfen, wirkten auch in Österreich überzeugend. Verwiebe: "Deutschland hatte nach einem harten Weg einen gesellschaftlichen Wandel vollzogen, wirkte plötzlich nicht mehr so überheblich und verkrampft, stattdessen herzlich und bunt. Davon profitierte hierzulande die wachsende Erkenntnis, dass die kulturelle Nähe der beiden Länder, der gemeinsame Sprachraum, die wirtschaftlichen, strukturellen, medialen Ähnlichkeiten viel stärker reflektiert und angenommen wurden. Und, nicht zu vergessen, umgekehrt sind die Österreicher in Deutschland sehr beliebt." Immer mehr Deutsche begannen zudem, ihr Glück in anderen Ländern zu suchen. Die Bewegungen Richtung Internationalität sind offensichtlich. Deutschland, die Auswanderernation, auch das ist neu und signifikant für das Entstehen neuer Freundschaften. "Vor allem die jungen Menschen denken aus einem Selbstverständnis heraus viel europäischer, viel moderner", sagt Verwiebe. "Sie leben den Austausch und schlagen nicht mehr die gleichen nationalen Pflöcke ein wie ihre Vorgängergeneration."

Mehr als 170.000 Deutsche leben in Österreich. Daher, sagt der Soziologe mit einem Lächeln, sei ein besonders naheliegender Faktor nicht außer Acht zu lassen: die Liebe. Die nämlich hätte ganz besonders zu einem neuen partnerschaftlichen Verhältnis und zum Zusammenwachsen beigetragen. Laut Umfrage haben nur mehr vier Prozent der Österreicher eine schlechte Meinung von den Deutschen. Nicht auszudenken, die beiden Mannschaften müssten in Frankreich zum Duell antreten -Herzerl hin oder her, eine neue "Piefke-Saga" wäre wohl ruckzuck formuliert.

Kommentare

Es wäre mir neu, dass irgendwer auf dieser Welt diese hochnäsigen, präpotenten Piefkes schätzen würde. Warum gibt´s am Mond keine Deutschen? Auch dort wollen sie die Piefkes nicht. Die Welt wäre um vieles schöner ohne unsere ach sooooooo lieben Nachbarn

Die Briten wollen nicht mehr in der Europäischen Union sein, also können sie auch nicht Fussball-Europameister werden. Danke Island!
Geht nach Hause und werdet Fussballmeister von Great Britain...

Oberon
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Die Deutschen sind so was wie die bucklige Sippschaft, die ihrer armen Verwandtschaft Öst., großspurig und auf echt piefkinesisch, gerne verkündet, was es nicht alles falsch macht.
Das gilt speziell für Deutsche nördlich der Weißwurschtgrenze: Ein bisschen weniger Größenwahn und mehr Bescheidenheit, würde euch glatt sympathischer machen.
Aber ich mag euch trotzdem, denn euch darf man........

Oberon
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.... ungestraft kritisieren, wenn ihr euch daneben benehmt, was ja manchmal vorkommen soll.... :-))

Dieses dumme ,präpotente Volk zu mögen, da gehört schon etwas dazu!!!! Mit deren Zerstörerin Europas Merkel noch dazu!!! Nur großes Mundwerk und eingebildet, aber worauf. Ein mieses Volk!!


Es ist nicht verwunderlich, dass eine verblödetete Gesellschaft das Verhältnis zweier Nationen zueinander auf das Fußballspiel reduziert.
Um die Verbundenheit mit dem Volk zu zeigen oder vielleicht die eigene Niveaulosigeit zu dokumentieren, besuchen etwa Fr. Merkel oder unser künftiger Bundespräsident solche Veranstaltungen.

Ob wir uns damit nicht ein Eigentor schießen?


Lieber Herr redakteur, man sollte erst definieren wer mit Deutscher gemeint ist. Deutschland, das es gar nicht gibt, sondern nur ein Land namens BRD(!), ist selbst nicht in der Lage das zu definieren.
Inhaber eines deutschen Passes sind nicht unbedingt Deutsche. Auch in Polen war das so. Dort gab es im Pass unter Nationalität den Hinweis: ukrainisch, russisch, deutsch, jüdisch, polnisch etc.


Diese arroganten Piefkes sind nirgends auf der Welt beliebt!!! Nur große Klappe und jetzt auch noch Merkel, die Zerstörerin Europas!!!!

Es ist natürlich Utopie, ein Finale Finale zwischen Österreich und Deutschland, aber stellen wir uns einmal diese Situation vor, was da los wäre. UNVORSTELLBAR !!!!

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