Die einflussreichsten
Frauen des Jahres 2020

Unter dem Titel "BBC-100-Women" veröffentlicht der britische Sender jedes Jahr eine Liste mit den einflussreichsten Frauen weltweit. Darunter sind 2020 unter anderem folgende 10 interessante Persönlichkeiten.

von Frauen-Power © Bild: iStockphoto.com/o_nozdracheva

Die Liste der 100 einflussreichsten Frauen wurde 2013 von BBC ins Leben gerufen. Jedes Jahr werden dort Frauen aus unterschiedlichsten Sparten geehrt: Wissenschaftlerinnen, Politikerinnen, Rechtsanwältinnen, Schauspielerinnen, Schriftstellerinnen, Athletinnen, Sängerinnen und viele mehr. Eines haben diese Frauen gemeinsam. Sie haben dazu beigetragen, ihre Umgebung positiv zu beeinflussen oder kümmern sich um die Verbesserung der Lebenssituation der Menschen in ihrer direkten Umwelt. 2020 wurde ein Platz auf der Liste freigelassen, um "alle Frauen zu ehren, die in diesem außergewöhnlichen Jahr einen Einfluss hatten und ein Opfer gebracht haben, und um es unserem Publikum zu ermöglichen, ihn mit jemandem zu füllen, der für sie von Bedeutung ist", wie der Sender mitteilte.

Das sind 10 dieser außergewöhnlichen Frauen:

Loza Abera Geinore

Loza Abera Geinore wurde am 2. Oktober 1997 in Äthiopien geboren und wuchs in der kleinen Stadt Durame im Süden des Landes auf. Schon im Alter von 6 Jahren entdeckte sie ihre Leidenschaft für den Fußball. 2011 erzielte sie bei den "All Ethiopian Games" sieben Tore. Später spielte sie zwei Saisons lang für den Verein "Hawassa City SC" in der äthiopischen Premier League für Frauen. Dort avancierte sie zur Top-Torschützin des Klubs. Heute ist sie eine professionelle Fußballerin und Mitglied des Fußball-Nationalteams der Frauen in Äthiopien. Außerdem spielt sie als Stürmerin bei "Birkirakara Women" der Malta Women's Premier League. "Jede Frau in der Welt kann erreichen, was auch immer sie sich erträumt hat oder machen will, trotz aller Umstände, mit denen sie konfrontiert wird", sagt die Profi-Sportlerin.

Houda Abouz

Houda Abouz, besser bekannt unter dem Künstlernamen "Khtek", ist eine marokkanische Rapperin, die für ihren einzigartigen Stil und ihre lyrischen Songs bekannt ist. Sie setzt sich für Frauenrechte und die Gleichstellung der Geschlechter ein. Als marokkanische Rapperin in einer stark von Männern dominierten Branche betrachtet Houda ihre Musik als Werkzeug für Veränderungen. "Kämpfe weiter, erschaffe, widersetze dich; mach niemals einen Rückzieher. Unser Kampf hat gerade erst begonnen und wir sind alles, was diese Welt braucht: Frauenpower", so lautet das Motto der Rapperin.

Christina Adane

Die gebürtige Niederländerin Christina Adane steht hinter der Petition für kostenlose Schulmahlzeiten während der Sommerferien in Großbritannien. Diese Initiative wird unter anderem von Manchester-United-Fußballer Marcus Rashford unterstützt. Die 17-Jährige Christina lebt im Süden Londons und ist außerdem Co-Vorsitzender des Jugendausschusses von" Bite Back 2030", einer Kampagne zur Bekämpfung von Ungerechtigkeiten in der Lebensmittelindustrie. Sie selbst hat ebenfalls schon kostenlose Schulmahlzeiten erhalten und möchte sicherstellen, dass kein Kind in Großbritannien hungert. Ihr Statement ist: "Geht niemals Kompromisse bei euch selbst oder euren Überzeugungen ein. Keine Frau hat jemals etwas verändert, indem sie mit der Masse geschwommen ist".

Yvonne Aki-Sawyerr

Die afrikanische Politikerin Yvonne Aki-Sawyerr wurde am 7. Jänner 1968 in Freetown, Sierra Leone, geboren. Heute ist sie Bürgermeisterin in der Stadt, in der sie geboren wurde. Und sie ist vor allem für ihren Plan "Transform Freetown" bekannt, mit dem sie ihren Geburtsort umfassend verändern beziehungsweise verbessern will. Der Plan reicht von der Bekämpfung der Umweltzerstörung und des Klimawandels bis hin zur Schaffung von Arbeitsplätzen und der Verringerung von Jugendarbeitslosigkeit. 2020 hat die Bürgermeisterin von Freetown die Bewohner dazu inspiriert, sich ihrer Kampagne anzuschließen, über zwei Jahre eine Million Bäume zu pflanzen. #FreetownTheTreeTown wurde im Jänner 2020 ohne Ressourcen gestartet. Bis Oktober wurden mehr als 450.000 Setzlinge gepflanzt, der Rest ist für die nächste Regenzeit geplant. Die Bäume sind entscheidend für die Bewältigung der Herausforderungen von Überschwemmungen, Bodenerosion und Wasserknappheit. "Wir fühlen uns wahrscheinlich frustriert und unzufrieden. Das muss kein Negativum bleiben. Wir können daraus etwas Positives machen, indem wir unserer Unzufriedenheit erlauben, die Veränderung hervorzubringen, die wir sehen wollen", sagt Aki-Sawyerr.

Rina Akter

Rina Akter wurde in Bangladesch geboren und ist eine ehemalige Sexarbeiterin, die sich heute speziell für diese Berufsgruppe einsetzt. Während der Corona-Pandemie haben Rina und ihr Team an Helfern den Sexarbeiterinnen in Dhaka wöchentlich rund 400 Mahlzeiten serviert - darunter Reis, Gemüse, Eier und Fleisch. Die Sexarbeiterinnen haben durch die Pandemie ihre Kunden verloren und daher fehlte ihnen das Geld, um sich selbst zu ernähren. "Die Leute sehen unseren Beruf als erniedrigend an, aber wir tun es, um Lebensmittel zu kaufen. Ich versuche sicherzustellen, dass Frauen in diesem Beruf nicht hungrig bleiben und ihre Kinder diese Arbeit nicht machen müssen", sagt Rina Akter. Gegenüber der Nachrichtenseite "Bdnews24.com" in Bangladesch sagte sie zur Ehrung ihrer Arbeit durch BBC: "Ich bin sehr glücklich. Ich hätte nie gedacht, dass ich das erreichen könnte." Ihre Arbeit will sie auf jeden Fall weiter machen.

Sarah Al-Amiri

Sarah Al-Amiri
© Lev Radin/Pacific Press Sarah Al-Amiri

Sarah Al-Amiri ist die erste weibliche Staatsministerin für Spitzentechnologie in den Vereinigten Arabischen Emiraten und Vorsitzende der Weltraumorganisation der Vereinigten Arabischen Emirate. Die Wissenschaftlerin träumte schon als Mädchen von entfernten Galaxien und dem Weltraum, doch sie wuchs in einer Zeit auf, in der die Vereinigten Arabischen Emirate kein Raumfahrtprogramm betrieben. Zunächst startete sie daher eine Karriere als Computeringenieurin und wechselte später in die Raumfahrttechnik. Vor ihrer Tätigkeit als Staatsministerin war sie wissenschaftliche Leiterin und stellvertretende Projektmanagerin für die Mars Mission der Vereinigten Arabischen Emirate. Die Mars Mission wird das erste interplanetare Unternehmen einer arabischen Nation sein. Die Raumsonde, die den Namen "Hoffnung" (oder "Amal" auf Arabisch) trägt, wird voraussichtlich im Februar 2021 auf dem roten Planeten landen und unter anderem Daten über das Klima und Wetter sammeln. "Das Virus hat die Welt in eine absolute Stille gedrängt, in der wir als Individuen reflektieren und wachsen. Wir müssen gemeinsam Anstrengungen unternehmen, um weiter zu wachsen und die Nachhaltigkeit unserer fragilen Welt zu gewährleisten", sagt Al-Amiri über die Corona-Pandemie.

Waad al-Kateab

Waad al-Kateab
© Kevork Djansezian/Getty Images Waad al-Kateab

Waad al-Kateab ist eine syrische Aktivistin, Journalistin und Dokumentarfilmerin, die selbst viele Jahre lang in Aleppo lebte, gegen das Regime von Assad protestierte und dort den Bürgerkrieg filmisch dokumentierte. Sie hat für ihre Berichterstattung in Aleppo zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter eine Emmy-Auszeichnung. 2016 mussten sie, ihr Mann und ihre gemeinsame Tochter Sama in die Türkei flüchten. Dort kam ihre zweite Tochter zur Welt. Heute lebt sie mit ihrer Familie in London, wo Waad al-Kateab mit Channel 4 News zusammenarbeitet. 2020 gewann ihr erster Dokumentarfilm "Für Sama" den Bafta-Preis für den besten Dokumentarfilm und wurde in dieser Kategorie auch für den Oscar nominiert.

Adriana Albini

Die Italienerin Adriana Albini ist Leiterin des Labors für Gefäßbiologie und Angiogenese von "IRCCS MultiMedica" und der "MultiMedica Foundation". Außerdem ist sie Professorin für allgemeine Pathologie an der Universität von Mailand-Bicocca und ehemalige Gastdozentin an den Nationalen US-Gesundheitsinstituten. Sie ist die erste Italienerin, die in den Vorstand der "American Association for Cancer Research" gewählt wurde. Als Präsidentin des "Top Italian Women Scientists' Club" der "National Observatory Foundation" für Frauengesundheit engagiert sie sich für die Förderung von Forscherinnen. Sie ist auch Fechtmeisterin und gewann Bronze bei der Veteranen-Weltmeisterschaft 2018 und Silber beim Fechtwettbewerb der europäischen Veteranen 2015. "Forscher beginnen ihre Karriere, indem sie einem Weg folgen; Wissenschaftler bauen einen Weg, wo die asphaltierte Straße zu enden scheint. Wissenschaftlerinnen mit ihrem Multitasking-Charakter müssen neue Wege finden, wo sonst niemand hinschaut", sagt Adriana Albini.

Ubah Ali

Die Studentin Ubah Ali ist in Somaliland geboren und Mitbegründerin von "Solace for Somaliland Girls", einer Stiftung, die sich zum Ziel gesetzt hat, alle Formen der weiblichen Genitalverstümmelung (FGM) in den Gemeinden in Somaliland durch Bildung und Empowerment auszurotten. Ali, die an der American University of Beirut studiert, setzt sich auch für die Rechte von Wanderarbeitnehmern im Libanon ein. Sie sagt über das Jahr 2020: "Die Welt hat sich im Jahr 2020 stark verändert. Der Zusammenhalt von Frauen auf der ganzen Welt wird dringend gebraucht - viele erleben häusliche Gewalt, Vergewaltigung, FGM und mehr. Durch Einheit können Frauen Gerechtigkeit fordern."

Nisreen Alwan

Nisreen Alwan ist eine Ärztin und Akademikerin im Bereich der öffentlichen Gesundheit in Großbritannien. Sie untersucht vor allem die Gesundheit und das Wohlbefinden von Frauen und Kindern, mit dem Schwerpunkt auf dem Thema Schwangerschaft. Während der Covid-19-Pandemie machte sie auf die Notwendigkeit aufmerksam, dass die Länder nicht nur die Sterblichkeitsrate messen und thematisieren müssen, sondern auch die langfristigen gesundheitlichen Folgen durch das Virus. Menschen mit Langzeitfolgen berichten von anhaltenden Symptomen wie Müdigkeit, Kopfschmerzen und Atemnot. "Im Jahr 2020 habe ich drei Dinge mehr getan: meine Meinung sagen, das tun, was ich fürchte, und mir selbst vergeben. Ich habe auch drei Dinge weniger getan: Sich darum kümmern, was andere über mich denken, mich selbst beschuldigen und zu glauben, dass ich weniger wert bin als andere", sagt Nisreen Alwan.

Prominente Vertreterinnen

Auf der "BBC-100-Women"-Liste werden ebenfalls einige prominente Namen wie beispielsweise US-Schauspielerin Jane Fonda aufgelistet. Die 82-jährige Oscar-Gewinnerin kämpft seit über fünfzig Jahren für Frauenrechte und soziale Gerechtigkeit. Zuletzt setzte sie sich gemeinsam mit Greenpeace massiv für den Klimaschutz ein. Auch die 34-jährige Premierministerin von Finnland, Sanna Marin, steht auf der Liste, genauso wie die malaysische Schauspielerin Michelle Yeoh, die Hollywood eine fehlende Präsenz an asiatischen Schauspielern ankreidet, die weißrussische Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja und der Bollywood-Star Mahira Khan, der sich laut gegen sexuelle Gewalt ausspricht, sich weigert, hautaufhellende Cremes zu bewerben und gegen Rassismus kämpft.

Die vollständige Liste der "BBC-100-Women" finden Sie hier