Eine Schauspiellegende wird 80 Jahre alt:
Mario Adorf spielte in 120 Produktionen mit

Adorf sagt offen: "Die Show muss mal zu Ende sein" Er prägt deutsche und europäische Filmgeschichte

Adorf will sich nun einen Pause gönnen. In einem Interview mit der Programmzeitschrift "TV Spielfilm" fügte er außerdem noch hinzu, er habe keinen Ehrgeiz 100 zu werden und "als Greis über die Bühne oder vor die Kamera zu tappen". Davon ist der Schauspieler allerdings noch weit entfernt. Im vergangenen Jahr stand er in Lübeck für den ARD-Zweiteiler "Der letzte Patriarch" vor der Kamera, in dem er den Lübecker Marzipanfabrikaten Konrad Hansen spielt. Das nächste Projekt, eine Komödie zur Wende in Deutschland, ist ebenfalls schon geplant.

Die Anfänge
Adorf wurde 1930 als unehelicher Sohn einer Röntgenassistentin und eines Chirurgen aus dem italienischen Kalabrien in Zürich geboren. Seine Schauspielkarriere begann er während seines Studiums der Philosophie und Theaterwissenschaften in Mainz und Zürich. Eigentlich hatte er lange mit der bildenden Kunst geliebäugelt und wäre gerne Bildhauer geworden. Nach dem Zweiten Weltkrieg, als das Geld für Pinsel, Farben und Leinwand knapp wurde, entschied er sich um und ergatterte einen der begehrten Plätze an der Otto-Falckenberg-Schule in München, um Schauspieler zu werden. Daraufhin folgte ein festes Engagement bei den Münchner Kammerspielen.

Der Durchbruch
Der große Durchbruch als Film-Schauspieler gelang ihm 1957 als brutaler Massenmörder in dem Film "Nachts, wenn der Teufel kam" von US-Regisseur Robert Siodmak. Mit dieser Rolle gewann er den Bundesfilmpreis. Auch sein Image wurde mit diesem Film festgelegt, denn er spielte daraufhin jahrelang Schurken und Ganoven. In "Winnetou I" (1963) ermordete er in der Rolle des bösen Widersachers Frederick Santer Winnetous Schwester Nscho-Tschi.

Adorf, der fließend Deutsch, Italienisch, Französisch und Englisch spricht, spielte in den 1960er Jahren vorwiegend in italienischen Produktionen mit. In den 1970ern wandte er sich dem deutschen Film zu und stand unter anderem für Volker Schlöndorffs oscarprämierte "Blechtrommel" (1979) vor der Kamera. Im Fernsehen war der Schauspieler in Produktionen wie "Der große Bellheim" (1993) von Regisseur Dieter Wedel oder in der Münchner Schickeria-Serie "Kir Royal" (1986) von Helmut Dietl zu sehen. Der war es auch, der Adorf für die bitterböse Gesellschaftssatire "Rossini - oder die mörderische Frage, wer mit wem schlief" (1997) verpflichtete. Adorf beschreibt sich auf seiner Homepage selbst als "Schauspieler, Autor und Kosmopolit", und feierte auch 1995 und 2001 große Erfolge mit zwei ausverkauften Chanson-Tourneen.

Vergessene Filme
In einem Interview sagte Adorf einmal, dass die meisten seiner Filme bereits in Vergessenheit geraten wären: "Wenn von den Filmen noch ein Dutzend übrig bleibt, wäre ich sehr zufrieden." Bleiben werden ihm auf jeden Fall die vielen Ehrungen, mit denen er überhäuft worden ist. Es gibt kaum eine Auszeichnung der Filmbranche, die er noch nicht bekommen hat. 2001 erhielt er das Große Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland, 2008 den "Orden wider den tierischen Ernst" des Aachener Karnevalsvereins. Im selben Jahr wurde er auch zum Bartträger des Jahres ernannt. Die Jury urteilte mit "Er ist ein Vorzeige-Bartträger par excellence, national und international." Adorf gibt sich aber bescheiden. Als er 2009 bei der Verleihung des Entertainment-Preises "DIVA" für sein Lebenswerk geehrt wurde und in die "Hall of Fame" einzog, scherzte Adorf: "Das klingt für mich ein bisschen wie Wachsfigurenkabinett."

Vor wenigen Wochen verlieh im seine ehemalige Universität Mainz die Ehrendoktorwürde "für sein beeindruckendes Lebenswerk". Adorf habe "die deutsche und europäische Filmgeschichte über Jahrzehnte entscheidend mit geprägt und in hohem Maße zum theaterkulturellen Wiederaufbau der Bundesrepublik Deutschland beigetragen", hieß es.

Heute lebt er in München
Der Schauspieler lebt heute mit seiner Frau in München. Sein Alter ist ihm nicht anzumerken. Er hat sich stets mit Sport fit gehalten. Jetzt, mit 80 Jahren, macht er sich aber doch Gedanken über das Altwerden. In einem Interview sagte er: "Wenn es auf ein immer absehbareres Ende zugeht, ist das nicht berauschend."

Brigitte Bardot hat ihn mit seiner Frau verkuppelt
Verkuppelt wurde Mario mit seiner Frau Monique von Brigitte Bardot, die er 1968 in Spanien kennenlernte. Die beiden Frauen sind schon lange befreundet und Bardot stachelte Monique nach der Bekanntschaft mit dem Schauspieler an, bei ihm anzurufen. Daraus ergab sich eine Ehe, die bereits seit 1985 erfolgreich hält, so "loomee-tv.de"

Zitate
Bekannte Zitate von Mario Adorf sind unter anderem: "Unter Verzicht verstehen Frauen die kurze Pause zwischen zwei Wünschen. "Oder auch: "Ein erfolgreicher Mann ist ein Mann, der mehr verdient, als seine Frau ausgeben kann. Eine erfolgreiche Frau ist eine, die so einen Mann findet." Ebenso wie: "Es ist doch immer dasselbe: Zuerst hat man eine Frau im Herzen, dann auf den Knien, dann im Arm und dann am Hals." Und: "Unter Gleichberechtigung verstehen die Frauen gleiches Recht mit dem Mann überall dort, wo sie keine Vorrechte haben."

Am 10.9. zeigt ORF2 um 0.05 Uhr "Nachts, wenn der Teufel kam" und am 11.9. um 22:20 "Rebecca Ryman: Wer Liebe verspricht".

(apa/red)