Ein Land mit Hang zu Melancholie und Tristesse: Portugal ist die Heimat des Fado

Der Fado besingt die Landes-Seele und ihr Schicksal Nationalgericht ist Kabeljau mit Erdäpfeln und Kohl

Ein Umhang, eine Gitarre, eine Stimme und viel Gefühl - all das ist Fado, der Gesang über die Landes-Seele und ihr Schicksal. Den Portugiesen wird ein starker Hang zur Tristesse und Nostalgie nachgesagt. Sie trinken bei jeder Gelegenheit Kaffee ("bica"), ihr Lieblingsgericht ist "Bacalhau", gesalzener und getrockneter Kabeljau. Fußball gilt natürlich als der wichtigste Sport, und nach dem Zweiten Weltkrieg brachte es sogar ein Österreicher zum berühmten Stierkämpfer.

Ein Land mit Hang zu Melancholie und Tristesse: Portugal ist die Heimat des Fado

Die Portugiesen sind stolz auf die Geschichte ihres Landes und scheinen manchmal zu viel über die Vergangenheit zu sinnieren. "Saudade" entspricht einer fast unübersetzbaren Gefühlsmischung aus Sehnsucht, Heimweh und Melancholie. Zum Ausdruck gebracht wird dies durch den Fado, den die Diva Amalia Rodrigues international bekanntmachte. In Lissabon und in Porto findet Jahr für Jahr die "Grande Noite do Fado" (Große Fadonacht) statt. Dem Fado von Coimbra, der von Studenten gesungen wird, kann man beim Queima das Fitas, das Fest am Ende des Studienjahres, lauschen. Das Wort "Fado" leitet sich übrigens vom lateinischen "fatum" (Schicksal) ab.

Zum Nationalismus hat man dennoch eine zwiespältige Beziehung. Vor der Fußball-EM 2004, die im südwestlichen Teil der iberischen Halbinsel stattfand, ließ sich die portugiesische Fahne fast nie auf T-Shirts und Co. sehen. Erst als der Nationaltrainer, der Brasilianer Luiz Felipe Scolari, vorschlug, dass die Fans in jedem Stadion die Farben der Flagge tragen sollten, waren plötzlich alle T-Shirts, Bikinis und Mützen rot-grün gestreift - und niemand war geschockt.

Anfang der 80er Jahre noch musste der portugiesische Sänger und Schauspieler Joao Grosso vor Gericht, weil er die Nationalhymne als Rockversion interpretierte. Heutzutage lädt man bei internationalen Spielen, die in Portugal stattfinden, bekannte Künstler wie Rui Veloso oder Fado-Sängerin Maria ein, die die Hymne singen.

850 Kilometer Atlantikküste
Portugal teilt etwa 850 Küstenkilometer mit dem Atlantik. Auf diversen Volksfesten im Sommer werden deshalb gerne gegrillte Sardinen verzehrt, beliebt sind auch zahlreiche andere Meerestiere wie Herzmuscheln in der Kupferpfanne, Meerbarbe, Dorade oder Seezunge. Das Nationalgericht ist der Bacalhau, gesalzener und getrockneter Kabeljau mit Erdäpfeln und Kohl, der sogar am Heiligen Abend serviert wird.

Zu jeder Mahlzeit in Portugal gehört auch eine Suppe, etwa die "sopa de pedra" (Steinsuppe), die von einem Mönch erfunden wurde, der eine Suppe kochen wollte, aber nur einen Stein hatte. So ging er von Haus zu Haus und bat jeden um eine weitere Zutat, bis er schließlich eine gehaltvolle Suppe zubereiten konnte. Probieren kann man die Gerichte auch hierzulande, denn in Österreich gibt es rund zehn portugiesische Restaurants. Eines davon trägt den Namen Churrascaria "Vamos la Portugal" ("Portugal, vorwärts") - mit denselben Worten rufen Fußballfans ihrer Nationalmannschaft zu.

"So mais um, so mais um!"
Auch die restlichen portugiesischen Fan-Gesänge sind nicht sehr originell: Angefeuert wird etwa mit "Forca Portugal!" (wörtlich "Kraft, Portugal!") oder, wenn die Mannschaft am Gewinnen ist, mit "So mais um, so mais um!" ("Noch ein Tor!").

Die Beziehung Österreichs zu Portugal geht bis ins 15. Jahrhundert zurück. 1452 heiratete der Habsburger Friedrich III., Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, die erst 16-jährige Eleonore Helena von Portugal. Die Erzherzogin Maria Anna von Österreich wurde ab 1708 Königin von Portugal, da sie mit dem König von Portugal, Johann V., verheiratet wurde.

Mehr als 200 Jahre später, 1965, wurde der Club der Freunde Portugals von Österreichern gegründet, die nach dem Zweiten Weltkrieg als Kinder in Portugal aufgenommen wurden und dort bei Familien lebten. Zwischen 1948 und 1952 hatten etwa 5.000 österreichische Kinder von der Caritas-Aktion profitiert. Einige waren für immer im Süden geblieben. So wurde etwa Gustav Zenkl ein im ganzen Lande bekannter Stierkämpfer.
(apa/red)