Ehrung an Holocaust-Leugner widerrufen:
Lüftl "hat der TU Wien massiv geschadet"

Universitäts-Rektor Skalicky bedauert den "Fehler" Ingenieur Lüftl leugnete Massenmorde in Auschwitz

Ehrung an Holocaust-Leugner widerrufen:
Lüftl "hat der TU Wien massiv geschadet"

Lüftl hatte im Dezember mit anderen TU-Absolventen 50 Jahre nach Studienabschluss das "Goldene Ingenieursdiplom" erhalten. Nach Kritik an dieser Ehrung hatte TU-Rektor Peter Skalicky eine Kommission eingesetzt, um zu prüfen, ob Lüftl des Diploms würdig ist. Denn Lüftl hatte in einem "Gutachten" behauptet, die Massenvergasungen im Konzentrationslager Auschwitz hätte es aufgrund der Naturgesetze und fehlender technischer und organisatorischer Voraussetzungen gar nicht geben können. Kritiker werfen ihm deshalb die Leugnung des Holocaust vor, ein Verfahren wegen des Verdachts der Wiederbetätigung gegen Lüftl wurde jedoch 1994 wieder eingestellt.

Die von Skalicky eingesetzte Kommission hat nun laut TU-Aussendung festgestellt, dass die Verfahrensvorschriften für die Ehrung nicht eingehalten worden seien, "keine vertiefte inhaltliche Prüfung stattgefunden hat und die materiellen Voraussetzungen für die Erneuerung des akademischen Grades nicht gegeben waren". Das Rektorat strebt zudem eine Novellierung der entsprechenden Verfahrensvorschriften an und will eine entsprechende Novelle im Senat einbringen. Außerdem sollen alle seit 2005 verliehenen Auszeichnungen einer eingehenden Prüfung unterzogen werden.

Skalicky bedauert Fehler
"Ich bedaure zutiefst, dass durch diesen individuellen, letztlich von mir zu verantwortenden Fehler das Ansehen der Technischen Universität Wien Schaden genommen hat und entschuldige mich für die verständliche Betroffenheit, die dadurch ausgelöst wurde", betonte Skalicky. Den pauschalen Vorwurf, die TU würde sich nicht mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen, will der Rektor allerdings nicht auf sich sitzen lassen und verwies auf das Forschungsprojekt "Die Technische Hochschule zwischen 1938 und 1945".

Lüftl war 1992 als Präsident der Bundesingenieurkammer zurückgetreten, nachdem gegen ihn ein Verfahren wegen seiner Ansichten zu den Massenvergasungen eingeleitet wurde. Laut DÖW wurde das "Gutachten" in mehreren neonazistischen Zeitschriften publiziert. Das Verfahren wegen des Verdachts der Wiederbetätigung gegen Lüftl wurde jedoch eingestellt.

(apa/red)