Nation der Sparefrohs

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Economy Class - Nation der Sparefrohs

Mit dem Weltspartag am 31. Oktober ruft sich wieder das gute alte Sprichwort "Spare in der Zeit, dann hast du in der Not" in Erinnerung. Dabei haben es die Österreicher aber ohnehin längst in ihrer DNA. Denn wie sonst ließe es sich erklären, dass sich das Sparbuch trotz Quasi-Nullzinsen in Österreich weiterhin größter Beliebtheit erfreut? Angesichts der Inflation bedeutet das für den Einzelnen zwar einen Realverlust, dennoch haben 80 Prozent der Österreicher Geld auf dem Sparbuch liegen. 60 Prozent sind außerdem Bausparer, aber da schaut dank der staatlichen Prämie von 1,5 Prozent zumindest etwas mehr heraus. Überraschend ist, dass aktuell sogar mehr gespart wird als früher, so das Ergebnis einer von Erste-Bank-Vorstand Thomas Schaufler präsentierten Studie. Demnach stieg der durchschnittliche monatliche Sparbetrag im letzten Jahr von 239 auf 245 Euro. Inzwischen liegen sagenhafte 254,3 Milliarden Euro auf den heimischen Sparkonten -und das sozusagen unverzinst.

Kein Wunder, dass auch andere Teilnehmer am Finanzmarkt sich Gedanken machen, wie dieses Geld gewinnbringender und sinnvoller veranlagt werden könnte. Börse-Wien-Chef Christoph Boschan etwa, der zu Recht darauf hinweist, dass Länder mit entwickelten Kapitalmärkten ein höheres Wachstum und größeren Wohlstand aufwiesen. Und Wertpapieranleger in der Regel höhere Renditen erhalten als Sparefrohs. Börsenmäßig schaut es hierzulande freilich ziemlich traurig aus -und das hat triftige Gründe. Laut Marktforscher David Stuhlpfarrer hat es auch damit zu tun, dass mehr als die Hälfte der Österreicher ihr Wirtschafts-und Finanzwissen als mangelhaft einstufen. Man kennt sich nicht aus. Dazu kommt noch, dass der Handel mit Wertpapieren als riskant gilt und in den politischen Debatten meist negativ besetzt ist. Auch die Steuern auf Dividenden sind hemmend. Fazit: Nur fünf Prozent der Bevölkerung besitzen Aktien -inklusive Fonds oder Anleihen sind es maximal zehn Prozent. 85 Prozent der Orders in Wien kommen aus dem Ausland.

Boschan, aber auch Industriellenvereinigung und Wirtschaftskammer drängen nun darauf, die Rahmenbedingungen für den Börsestandort zu verbessern -etwa verpflichtend Wirtschaftsausbildung in die Lehrpläne aufzunehmen und bei einer Steuerreform auch die Anleger zu entlasten. Finanzminister Hartwig Löger, zuvor Vorstand eines börsenotierten Unternehmens, ist aufgeschlossen, doch braucht es eine breite politische Unterstützung. Dass sich die Börse Wien ab Jänner für KMU öffnet, ist im Zusammenhang nur ein erster kleiner Schritt.

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