Laudas schwieriger Start

Warum das Abheben schwieriger wird als gedacht

Niki Lauda muss schauen, wie er seine freien Kapazitäten an den Mann bringt. Und das unter Druck.

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Economy Class - Laudas schwieriger Start

Ab Ende März soll die neue Airline von Niki Lauda, Laudamotion, wieder in der Luft sein. Österreichs Formel-1-Legende arbeitet hart daran, doch der Start könnte sich schwieriger gestalten als geplant. Niki Nationale hat die im Zuge der Air-Berlin-Pleite in die Insolvenz geratene Fluglinie erst am 23. Jänner übernommen -da hatten die meisten Reiseveranstalter ihre Sitzplatzbuchungen für den Sommer bereits getätigt. Nun muss Lauda schauen, wie er seine freien Kapazitäten an den Mann bringt. Und das unter Druck: Nicht nur, dass er die kolportierten 47 Millionen Euro Kaufpreis aus eigener Tasche aufgebracht hat, er muss ab März auch die Kosten für 15 Flugzeuge samt Crews tragen. Das ist auch für einen Mercedes-Formel-1-Rennstall-Miteigentümer kein Klacks. Lauda muss daher seine Flugzeuge voll bekommen und möglichst bald gewinnbringend fliegen.

Luftfahrtexperten wie Ulrich Schulte-Strathaus beurteilen die Bedingungen für neue Player am Markt als problematisch: Die drei großen Airline-Konzerne Lufthansa, Air France/KLM und British/Iberia dominieren das Geschehen immer stärker. Und sie mischen mit eigenen Billigtöchtern wie Eurowings oder Vueling auch im Low-Cost-Segment mit.

Eine neue Airline braucht also ein klares Geschäftsmodell, und da tut sich Lauda im Moment etwas schwer: Linienflüge ab Wien lassen sich rasch kaum realisieren, weshalb er vor allem das Charter-Geschäft im Auge hat. Da gibt es nun zumindest einen Vertrag mit Kooperationspartner Condor, der mit Laudamotion 56 zusätzliche Flüge ab Frankfurt, Düsseldorf, Stuttgart und Basel etwa nach Mallorca und Ibiza anbietet. Mit Condor-Chef Ralf Teckentrup verhandelt Lauda zudem über eine operative Zusammenarbeit - von der Integration ins Buchungssystem bis zur Crewplanung oder der Flugvorbereitung. Kommt die zustande, wäre das ein weiterer wichtiger Schritt.

Zusätzlich sollen Laudamotion-Flugzeuge auf sogenannter Wet-Lease-Basis von anderen Airlines angemietet werden. Das heißt, sie fliegen samt Crew für einen bestimmten Auftraggeber, der seine Nachfrage nicht bedienen kann. Lauda verhandelt hier mit den Eurowings-Chefs Robert Jahn und Dieter Watzak-Helmer und mit AUA-Boss Kay Kratky. Also de facto mit dem von ihm zuvor heftig kritisierten Lufthansa-Konzern. Das sorgt zwar bei vielen potenziellen Passagieren für Verwunderung, ist aber betriebswirtschaftlich für ihn derzeit absolut notwendig. Dass Lauda noch dazu Probleme mit der Gewerkschaft wegen der Dienstverträge für seine Mitarbeiter hat, ist in dem Zusammenhang nur ein Randaspekt.

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