Ebola trotz Schutzkleidung

US-Krankenschwester steckte sich trotz strenger Sicherheitsvorkehrungen an

von
THEMEN:
Seuche - Ebola trotz Schutzkleidung

"Ich will es klar sagen. Es besteht die Möglichkeit, dass es weitere Fälle hier in den USA geben wird", sagte CDC-Chef Tom Frieden am Sonntag in Atlanta. Wie es zu der Ansteckung kommen konnte, war zunächst unklar. Am Sonntagnachmittag (Ortszeit) bestätigte die CDC nach mehreren weiteren Test, die am Samstagabend vorgenommen worden seien, dass die Frau mit dem Ebola-Virus infiziert sei. Zugleich zeigte sich die Behörde zuversichtlich, dass eine weitere Verbreitung des Virus durch "geeignete Maßnahmen" verhindert werden könne.

Weiterer Fall nicht bestätigt

Ein weiterer Ebola-Verdachtsfall hat sich allerdings offenbar nicht bestätigt. Die Symptome des Mannes entsprächen nicht den Kriterien der Bundesgesundheitsbehörde CDC für Ebola, teilte das Krankenhaus in Boston am späten Sonntagabend mit. "Die Wahrscheinlichkeit einer Ebola-Infektion ist extrem niedrig." Dennoch bleibe der kürzlich aus dem westafrikanischen Liberia eingereiste Mann in Quarantäne. Er klagte über Kopf- und Muskelschmerzen.

Erst kürzlich hatte sich eine Pflegehelferin in Spanien trotz strenger Schutzmaßnahmen bei einem Ebola-Patienten angesteckt. Wie diese war sich offenbar auch die US-Pflegerin zunächst keines Fehlers bewusst: "Die Person war voll den Maßgaben der CDC gefolgt: Anzug, Handschuhe, Maske, Brille", sagte Daniel Varga von der texanischen Gesundheitsbehörde am Sonntag in Dallas.

Angesteckt hatte sich die Frau bei dem Liberianer, der Ende September in die USA geflogen war und nach vier Tagen Ebola-Symptome entwickelt hatte. Sie soll mit dem 42-Jährigen bei seinem zweiten Besuch in der Notaufnahme "intensiven Kontakt" gehabt haben. Ein kritischer Punkt sei das Abnehmen des Gesichtsschutzes, hieß es von den CDC zur möglichen Fehlerquelle. Die Pflegehelferin in Spanien soll sich beim Ausziehen des Schutzanzugs mit einem Handschuh versehentlich ins Gesicht gefasst haben.

"Fehler können passieren"

Fehler könnten passieren - sie sollten dem Betroffenen aber sofort klar sein, sagte der Virusexperte Jonas Schmidt-Chanasit der Nachrichtenagentur dpa. Derjenige werde dann sofort unter Quarantäne gestellt und es bestehe keine Gefahr von Folgeinfektionen. "Was nicht passieren sollte, ist, dass unbemerkt solche Sachen passieren", betonte der Leiter der Virusdiagnostik des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin in Hamburg.

Zustand stabil

Der Gesundheitszustand der US-Pflegerin sei stabil, hieß es am Sonntag vom Krankenhaus. CDC-Chef Frieden zufolge enthält das Blut der Frau erst wenige Viren, darum sei die Hoffnung auf eine Genesung groß. Die Frau hatte am Freitag leichtes Fieber gemeldet, ein erster Test ergab: Ebola. Sofort begann die Suche nach möglichen Kontaktpersonen. "Wir haben unser Team in Dallas vergrößert und arbeiten mit äußerstem Hochdruck daran, eine weitere Ausbreitung zu verhindern", sagte David Lakey von der Gesundheitsbehörde des Staates Texas.

Spanien vorsichtig

Die spanischen Behörden äußerten sich unterdessen vorsichtig optimistisch zu den Heilungschancen der mit Ebola infizierten Krankenschwester in Madrid. Die 44-Jährige sei noch nicht außer Gefahr, aber es bestehe die große Hoffnung, dass die Krankheit bei ihr langsam unter Kontrolle gebracht werde, erklärte das Gesundheitsministerium am Sonntag. Das Virus im Körper der Frau sei auf dem Rückmarsch. Die Krankenschwester ist der erste Mensch, der sich nachweislich in Europa mit Ebola angesteckt hatte.

Spezielle Kontrollen

Auf dem New Yorker John F. Kennedy-Flughafen werden Reisende aus Ländern mit Ebola inzwischen auf mögliche Symptome untersucht. Die vier anderen großen US-Flughäfen sollten folgen. Der Schutz der US-Bürger habe höchste Priorität, sagte Martin Cetron von den CDC. Aber: "Egal wie viele dieser Schritte wir durchführen, das Risiko kann nicht auf Null gesenkt werden". Die CDC rechnen mit täglich rund 150 Reisenden aus Liberia, Sierra Leone und Guinea.

Auch Israel hat spezielle Kontrollen für Reisende aus diesen drei Ländern eingeführt. Sie sollten besonders ausführlich befragt werden, teilte das Büro des Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu mit. Dies gelte für den internationalen Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv sowie für alle Grenzübergänge und Seehäfen. Die serbischen Gesundheitsbehörden starteten Fiebermessungen am Flughafen. In Großbritannien wurde am Wochenende landesweit ein Ebola-Ausbruch simuliert. Die österreichische Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (SPÖ) sagte am Samstag in der Ö1-Reihe "Journal zu Gast", sie versuche "die Kirche im Dorf zu lassen, die Menschen nicht zu verunsichern".

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat inzwischen weit über 8000 Ebola-Fälle in den drei am stärksten von Ebola betroffenen Ländern Guinea, Liberia und Sierra Leone registriert. Mehr als 4000 Menschen starben. Experten gehen zudem von einer hohen Dunkelziffer aus.

Kommentare