Ebola-Epidemie: WHO sieht internationalen Gesundheitsnotfall

Auch Nigeria ruft Notstand aus - Stöger beruhigt: Keine Gefahr für Österreich

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Westafrika - Ebola-Epidemie: WHO sieht internationalen Gesundheitsnotfall

Zuvor hatte ein international zusammengesetztes Beratungskomitee die Situation in Westafrika bezüglich des Schweregrades und der Verbreitung der Seuche bewertet. Margaret Chan: "Ich erklärte den Status eines Notfalls für die öffentliche Gesundheit von internationaler Bedeutung. Die Sicht der Mitglieder des Komitees war einstimmig. Die Voraussetzungen für einen solchen Notfall ("Public Health Emgergency of International Concern") sind gegeben."

Schwerster Ausbruch seit jeher

"Es handelt sich um den bisher schwersten und größten Ausbruch in der Geschichte dieser Erkrankung. Die betroffenen Länder haben einen Mangel an Kapazitäten für deren Bekämpfung. Das ist auch ein Ruf nach internationaler Solidarität", führte die WHO-Generaldirektorin bei einer Pressekonferenz in Genf weiter aus.

Bisher, so die WHO (4. August) seien 1.711 Fälle der Erkrankung registriert worden. Es gab 932 Todesfälle. Die WHO führte unter anderem folgende Herausforderungen an, vor denen man jetzt stünde: Die Einrichtungen des Gesundheitswesens in den betroffenen Ländern (vor allem Sierra Leone, Liberia und Guinea) sind "fragil" und weisen große Defizite bei den zur Verfügung stehenden personellen, technischen finanziellen Möglichkeiten auf, um eine ausreichende Bekämpfung zu garantieren. Es gibt nicht genug fundiertes Wissen, falsche Meinungen und Einstellungen zu Ebola in den betroffenen Staaten.

Notstand in Nigeria

Nigeria hat am Freitag den nationalen Notstand ausgerufen. Präsident Goodluck Jonathan habe die Kontrolle und Eindämmung des Virus zum Notfall erklärt, teilte das Büro des Staatschefs mit. Die Bevölkerung sei aufgerufen worden, Menschenansammlungen zu vermeiden, um eine weitere Verbreitung der Krankheit zu verhindern.Der Präsident kündigte zudem an, als Sofortmaßnahme umgerechnet 8,7 Millionen Euro für den Kampf gegen die Krankheit bereitzustellen. Geplant sind unter anderem die Einrichtung zusätzlicher Quarantänestationen sowie Kontrollen an den Grenzen. Nigeria hatte am Mittwoch fünf neue Ebola-Fälle in der Stadt Lagos gemeldet. Zwei mit Ebola infizierte Menschen starben bereits in dem Land.

Ausnahmezustand in Sierra Leone

Zwischen diesen Staaten gibt es eine hohe Mobilität der Menschen, was die Verbreitung begünstigt. In den Hauptstädten Conakry (Guinea), Monrovia (Liberia) und Freetown (Sierra Leone) ist es zu Infektionsketten über mehrere Übertragungen des Virus hinweg gekommen. Eine große Zahl von Infektionen sind unter den Angehörigen des Gesundheitspersonals aufgetreten.

In Sierra Leone, dem Land mit der höchsten Zahl bestätigter Infektionen, wurde bereits in der vergangenen Woche der Ausnahmezustand ausgerufen. Die Armee setzte rund 800 Soldaten zur Durchsetzung von Quarantäne-Maßnahmen in Krankenhäusern mit Ebola-Patienten ein. In Nigeria erkrankten bisher sieben Menschen an Ebola, zwei von ihnen starben. Die nationale Ärztevereinigung setzte am Donnerstag ihren seit knapp fünf Wochen andauernden Streik aus, um auf eine mögliche Ausbreitung der Epidemie vorbereitet zu sein.

Test von experimentellem Medikament erlaubt

Nun hat die US-Regierung ein experimentelles Medikament gegen die gefährliche Viruserkrankung für Test an Menschen zugelassen. Wie die kanadische Pharmafirma Tekmira mitteilte, revidierte die US-Gesundheitsbehörde FDA eine frühere Entscheidung, mit der Tests an gesunden Probanden gänzlich untersagt wurden.

Tekmira entwickelt mit Unterstützung des US-Verteidigungsministeriums eine Therapie mit der Bezeichnung TKM-Ebola. Es handelt sich dabei um ein Medikament aus RNA-Molekülen, das die Ebola-Viren einem intensiveren Angriff des Immunsystems preisgeben sollen. Die FDA hatte erst Anfang Juli den Stopp der ersten, bereits seit Anfang Jänner angelaufenen Tests an gesunden Probanden verfügt. Nun sei das Verbot gelockert worden, wodurch das Medikament an Ebola-Patienten eingesetzt werden könnte.

USA ordneten Ausreise von Botschafterfamilien an

Washington hat die Ausreise der Familien seines Botschafterpersonals in Liberia angeordnet. Die Angehörigen der Diplomaten in Monrovia seien aufgefordert worden, das Land zu verlassen, erklärte das US-Außenministerium am Donnerstag in Washington. Die Regierung warnte zudem ihre Bürger vor nicht zwingend notwendigen Reisen in das westafrikanische Land und erneuerte damit entsprechende vorherige Anweisungen der Gesundheitsbehörden. Das Außenamt erklärte zudem, 25 weitere Experten nach Liberia entsandt zu haben, die die Behörden und die Regierung an Ort und Stelle unterstützen sollen.

Risiko für Europa "extrem gering"

EU-Gesundheitskommissar Tonio Borg hält das Risiko von Ebola für das Territorium der Europäischen Union für "extrem gering". Borg erklärte am Freitag in Brüssel, die EU habe sehr hohe Gesundheitsstandards und sei auch bei der Vorbeugung Vorreiter. Seine Gedanken seien bei den Opfern der Seuche und deren Familien. "Ich bezeuge meine Achtung vor den betroffenen Gruppen und deren Kampf und den tausenden Menschen, die bei der Bekämpfung von Ebola aktiv tätig sind - einschließlich vieler Freiwilliger aus der EU", so Borg.

Die Risiken für die EU seien auch deshalb so gering, weil aller Wahrscheinlichkeit nach nur relativ wenige Leute, die in die EU reisen, mit dem Virus angesteckt seien, und andererseits die Verbreitung nur über direkten Kontakt und Körperflüssigkeiten erfolge. Die EU habe die Situation in Westafrika in den vergangenen Monaten verfolgt. Im "unwahrscheinlichen Fall, dass Ebola die EU erreicht, sind wir vorbereitet", betonte der Gesundheitskommissar.

Keine Gefahr in Österreich

Auch Österreichs Gesundheitsminister Alois Stöger beruhigt: "Die österreichische Bevölkerung braucht sich hinsichtlich des in Afrika aufgetretenen Ebola-Ausbruchs keine Sorgen zu machen.". Es gebe keine direkten Flüge aus den betroffenen Ländern nach Österreich und kaum Tourismus in den Gebieten.

"Europa ist für einen möglichen Import eines Ebolavirus-Infektionsfalls sehr gut vorbereitet. Eine Weiterverbreitung im Sinne eines Ausbruchs kann daher für Europa praktisch ausgeschlossen werden", so Stöger. Man stehe mit allen relevanten Organisationen, Ministerien etc. in enger Verbindung. Bei einem Verdachtsfall gebe es passende Strukturen zur Abklärung und zur Betreuung von Betroffenen. Bei der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) wurde eine Hotline eingerichtet (Tel.: 050 555 555, von Montag bis Freitag von 8.00 bis 17.00 Uhr besetzt. Umfassende Informationen auch auf www.bmg.gv.at).

Kommentare

wenn ein spanischer geistlicher in madrid behandelt wird, ist anzunehmen, dass nebst kanada und usa auch europa betroffen sein werden kann-von gib nach afrika sind es 11 km und täglich kommen boote mit flüchtlingen in spanien an. klar werden die in quarantäne gesteckt, aber die gefahr ist recht gross für die welt geworden-gerade in der urlaubszeit

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