Täglich 485 Drogenlenker
auf Österreichs Straßen

Das Fahren unter Drogeneinfluss ist ein Sicherheitsrisiko. 2017 waren rund 177.000 Drogenlenker unterwegs.

von

Das Fahren unter Drogeneinfluss ist ein ernstzunehmendes Sicherheitsproblem auf Österreichs Straßen, bilanzieren Innenminister Herbert Kickl sowie Infrastrukturminister Norbert Hofer bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem KFV (Kuratorium für Verkehrssicherheit).

»Es fehlt das Bewusstsein, wie sich Drogen am Steuer auswirken können«

2.192 Fahrzeuglenker wurden im Jahr 2017 in Österreich aufgrund von Suchtgift am Steuer angezeigt. Die Dunkelziffer ist hoch: Hochgerechnet rund 177.000 Menschen in Österreich gaben in einer KFV Dunkelfeldstudie an, dass sie in den letzten 12 Monaten ein KFZ gelenkt haben, obwohl sie (noch) unter Drogeneinfluss standen. Pro Tag waren so im Schnitt 485 Menschen unter Suchtgifteinfluss auf den Straßen unterwegs.

Auf das enorme Risiko, das Drogenkonsum im Straßenverkehr mit sich bringt, hatte damals bereits KFV-Geschäftsführer, Othmar Thann, hingewiesen. „Es fehlt das Bewusstsein, wie sich Drogen am Steuer auswirken können“, so Thann.

Frankreich etwa ist bei der Drogendetektion "schon weiter", sagte KFV-Direktor Othmar Thann. 2016 waren dort 22 Prozent aller Verkehrstoten bei Unfällen ums Leben gekommen, "wo mindestens einer der Beteiligten Drogen konsumiert hatte", berichtete Thann. Denn die Unfälle mit Drogenlenkern verlaufen "viel schwerer".

Wer sind die Drogenlenker?

"Das Bewusstsein, dass das Lenken eines Kraftfahrzeugs unter Drogeneinfluss nicht nur verboten ist, sondern eine häufig unterschätzte Gefahr für sich selbst und alle übrigen Verkehrsteilnehmer darstellt, muss in Zukunft verstärkt geschaffen werden. Intensive Aufklärungsarbeit sowie Bewusstseinsbildung sind hierbei besonders wichtig“, betont Infrastrukturminister Norbert Hofer. Analysen zeigen, dass vor allem junge, männliche Lenker überproportional oft als Drogenlenker im Straßenverkehr unterwegs sind.

Seit März 2017 verfügt jede der neun Landespolizeidirektionen über eines der Drogen-Vortestgeräte. Der Speicheltest sollte Cannabinoide (THC), Opiate, Kokain, Amphetamin, Metamphetamin und MDMA/Ecstasy erkennen. Große Probleme gibt es jedoch bei Cannabis, da dies nur bedingt im Speichel nachweisbar ist. Diese Geräte wurden laut Kickl bis Mitte August 192 Mal eingesetzt, in 66 Fällen waren die Ergebnisse positiv. In diesen 17 Monaten war damit jedes einzelne Gerät im Schnitt 1,3 Mal pro Monat im Einsatz, nicht einmal ein Drogenlenker pro Monat wurde tatsächlich positiv getestet. Erhärtet sich bei der ärztlichen Untersuchung der Verdacht, muss der Arzt eine Blutabnahme durchführen. Zwangsweise ist das nicht möglich, bei einer Verweigerung droht jedoch eine Strafe - analog zur Verweigerung des Alkomattests oder eines Promillewert von mehr als 1,6.

»Ich bin drogengefährdet«

Das Innenministerium will nun neue, moderne Speichel-Vortestgeräte mit dem KFV und in Abstimmung mit dem Verkehrsministerium testen. "Wir rechnen hier mit massiven Fortschritten", sagte Kickl. Hat ein Polizist den Verdacht, dass ein Lenker unter Drogeneinfluss steht, muss immer eine klinische Untersuchung durchgeführt werden. Wann genau der Test starten soll, steht noch nicht fest. Dies soll jedoch "so bald wie möglich" der Fall sein.

"Ich bin drogengefährdet", sagte Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ), "und zwar durch Menschen, die unter Drogeneinfluss ein Fahrzeug lenken und mich als Verkehrsteilnehmer in eine echte Gefahr bringen". Im Oktober soll die Informationskampagne starten. Eine Million Euro lässt sich das Ministerium die zehn Monate dauernde Kampagne kosten, finanziert wird sie durch Einnahmen aus Wunschkennzeichen aus dem Verkehrssicherheitsfonds. Der Schwerpunkt liegt bei sozialen Medien, doch auch Kinospots soll es geben. Im Fokus sind Männer bis 40 Jahre, denn "junge Männer sind die besonders gefährdete Gruppe", sagte Hofer. "Wir wollen Bewusstsein schaffen für die negativen Effekte des Drogenkonsums", betonte der Minister. Die Kampagne soll ein "Wechselspiel zwischen Emotionen und Fakten" werden, damit soll gezeigt werden, "dass unschuldige Dritte Leidtragende sind". Als Testimonial fungieren unter anderem Dompfarrer Toni Faber und die Ex-Skirennläuferin Nicole Hosp.

Kommentare