Donald Trump und Corona: Der Patient im Weißen Haus

Dem US-Präsidenten geht es nach eigenen Angaben gut, doch vieles bleibt unklar

Donald Trump ist zurück im Weißen Haus, er twittert auch wieder in alter Manier. Seine Entlassung aus der Klinik am Montag scheint vorerst das Ende des gesundheitlichen Ausnahmezustands zu markieren. Vorbei sind die wenigen Tage, an denen die Ärzte vor dem Krankenhaus vor die Kameras traten und sich den Fragen der Journalisten zu Trumps Corona-Infektion stellten.

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USA - Donald Trump und Corona: Der Patient im Weißen Haus

Doch Leibarzt Sean Conley hat gesagt, mit Blick auf den Krankheitsverlauf könne er erst nach dem Wochenende Entwarnung geben. In der Zwischenzeit tappt die Öffentlichkeit weitgehend im Dunkeln darüber, wie es dem berühmtesten Corona-Patienten wirklich geht. Was wir alles nicht wissen:

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Trumps Gesundheitszustand

Es ist unklar, wie schlecht es Trump im Laufe seiner Krankheit wirklich ging - und wie es ihm derzeit geht. Conley schien seine Worte in seiner Mitteilung am Dienstag genau abgewogen zu haben: Trump habe dem Ärzteteam keine Symptome gemeldet. Ob er welche zeigt, sagte der Chefmediziner der Regierungszentrale nicht. Auf Nahaufnahmen von Trumps Rückkehr ins Weiße Haus war zu sehen, dass der Präsident nach dem Hinaufsteigen einer Stiege außer Atem war.

Die Werte des 74-Jährigen seien stabil, versicherte Conley am Dienstag. Sein Blut weise einen Sauerstoffsättigungsgrad zwischen 95 und 97 Prozent auf. "Insgesamt geht es ihm weiterhin extrem gut."

Die Ärzte haben aber Vertrauen verspielt, nachdem sie am Samstag ein rosiges Bild von Trumps Zustand gezeichnet hatten und tags darauf einräumen mussten, dass es doch ernster war. Zwei Mal seien die Sauerstoffwerte des Präsidenten im Verlauf der Erkrankung gefallen, hieß es am Sonntag. Freitag früh sei die Sauerstoffsättigung des Bluts unter 94 Prozent gesunken, am Samstag erneut auf rund 93 Prozent. Es ist unklar, ob Trump mehr als einmal zusätzlichen Sauerstoff verabreicht bekam. Wenn Covid-19 die Lunge angreift, wird der Körper schlechter mit Sauerstoff versorgt.

Wie es um Trumps Lunge steht

Covid-19 wurde lange als Lungenkrankheit bezeichnet. Mittlerweile ist klar, dass die Krankheit auch andere Organsysteme in Mitleidenschaft ziehen kann. Trumps Ärzte haben deutlich gemacht, dass seine Herz-, Nieren- und Leberfunktionen normal seien. Auf die Frage, ob bildgebende Verfahren eine Auswirkung der Infektion auf Trumps Lungen oder Hinweise auf eine Lungenentzündung zeigten, hielt sich sein Leibarzt bedeckt: "Es gibt einige erwartete Befunde, aber nichts von größeren klinischen Bedenken." Was unter "erwarteten Befunden" zu verstehen ist, blieb unklar.

Zeitpunkt von Trumps letztem negativen Test

Das Weiße Haus und Trumps Leibarzt verweigern weiterhin Angaben dazu, wann der Präsident vor seinem positiven Test am Donnerstag zuletzt negativ auf das Coronavirus getestet wurde. Nach früheren Angaben wurde Trump jeden Tag getestet. Weil sich Conley und Trumps Sprecherin Kayleigh McEnany in der Frage aber so bedeckt halten, wird gemutmaßt, dass das Weiße Haus es mit dem Testregime doch nicht so streng genommen hat.

Conley hatte am Samstag für zusätzliche Verunsicherung gesorgt, als er sagte, die Diagnose liege 72 Stunden zurück. Das würde auf einen positiven Test am Mittwoch hinweisen. Später korrigierte er sich in einer vom Weißen Haus verbreiteten Mitteilung und erklärte, er habe gemeint, man sei "im dritten Tag" nach der Diagnose.

Die Zeitfrage ist wichtig, weil Trump am Mittwoch noch Spender in Minnesota traf und dort anschließend vor mehreren Tausend Anhängern auftrat. Am Donnerstag flog er zu einem Treffen mit Spendern in New Jersey. Sollte er das alles bereits mit dem Wissen eines positiven Tests oder ohne einen negativen Test gemacht haben, wäre das unverantwortlich, weil man davon ausgehen muss, in dieser Phase hoch ansteckend zu sein.

Wie Trump sich angesteckt hat

Trump trägt trotz der Empfehlung der US-Gesundheitsbehörde CDC so gut wie nie eine Maske - er zog sie sich sogar vom Gesicht, als er am Montagabend im Weißen Haus eintraf, obwohl in seiner Nähe andere Leute standen. Auch Trumps engste Mitarbeiter trugen in seiner Gegenwart selten Masken. Trump hat schon früh während der Pandemie zu verstehen gegeben, dass er schnell zur Normalität zurückkehren will. Umso mehr war das im Wahlkampf der Fall: Auf der Zielgeraden zur Wahl am 3. November empfing er in den vergangenen Wochen Gäste im Weißen Haus, reiste durch das Land, traf Unterstützer und trat vor Anhängern auf - so auch in der Woche vor seiner Diagnose.

Bei der Frage nach Trumps Ansteckung richtet sich der Blick insbesondere auf eine Veranstaltung im Rosengarten des Weißen Hauses am 26. September. Mehr als 100 geladene Gäste kamen an diesem Tag zusammen, um bei Trumps Vorstellung der konservativen Juristin Amy Coney Barrett als Kandidatin für den freien Richterposten am Supreme Court dabei zu sein. Wenige trugen Masken, zwischen den Stühlen war kaum Abstand. Womöglich war unter den Besuchern ein sogenannter Super Spreader, also jemand, der maßgeblich zur Verbreitung des Erregers beitrug. Fotos zeigten, dass sich einige Teilnehmer - inklusive Trump - im Zuge der Veranstaltung auch im Weißen Haus trafen.

Weitere nun Infizierte haben an der Vorbereitung Trumps für die TV-Debatte mit seinem demokratischen Herausforderer Joe Biden am Dienstag vergangene Woche in Cleveland im US-Staat Ohio teilgenommen. Beteiligt an der Vorbereitung waren neben Trumps früherer Beraterin Kellyanne Conway und Wahlkampfmanager Bill Stepien auch die enge Trump-Beraterin Hope Hicks und der frühere Gouverneur von New Jersey, Chris Christie. Bei ihnen allen wurde mittlerweile eine Corona-Infektion nachgewiesen.