Das Burgtheater gerockt

Campino und Co. machten auch ohne Strom Top-Stimmung wie am Fußballplatz

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    Die Toten Hosen spielten "ohne Strom" am Burgtheater.

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    Die Toten Hosen spielten "ohne Strom" am Burgtheater.

Wir versprechen, wir werden heute ganz leise sein", sprach dann etwas verspätet Campino, als ihn der Vorhang endlich freigab. Sitzend und begleitet von sechs Musikern - neben der Stammband gab es eine Pianistin und einen Cellisten - eröffnete er den Abend mit dem Song "Strom". Auch am Haus am Ring tätige Schauspielprominenz mischte sich unter die Anwesenden, darunter Klaus Maria Brandauer vor und Birgit Minichmayr später auch auf der Bühne. "Letztendlich geht es darum, den Hut zu ziehen", sagte Frontmann Campino vor dem Konzert, "und einen Gruß noch mal an das Burgtheater. Schließlich waren sie der Auslöser, warum wir überhaupt unplugged zu spielen begonnen haben."

Stellungnahme zu Wucher-Preisen
Zu dem etwas aus dem Ruder geratenen Vorverkauf an der Burg am 5. Juni nahm der Düsseldorfer ebenfalls Stellung. Immerhin sollen einige der Zuschauer mehrere hundert Euro dafür berappt haben, um die Toten Hosen im speziellen Ambiente des ehrwürdigen Theaterraums zu sehen. "Es tut natürlich weh, wenn man sieht, dass manche Leute ihre Geldbörsen aufbessern, wenn sie die Tickets dann für viel zu viel Geld weiterverkaufen. Das ist nicht Sinn der Sache und das finde ich auch nicht schön. Man kann dagegen nichts tun, solange es sich auf so einer Amateurbasis bewegt", sagte Campino.

Doch laut
Die Glücklichen, die dann am ersten Abend doch in die Burg kamen, sollten bald bemerken, dass es dann doch laut wurde. Die Pianistin hatte dabei anfangs wenig zu tun, bei der "Opel-Gang", einem Song vom Debütalbum der Düsseldorfer, bekam sie erstmals mehr Dominanz. Die Hosen, die dieses Jahr ihren 30er feiern dürfen, offenbarten rasch ihre Akustik-Taktik. Etwa bei "Ballast der Republik", wo man die fehlenden E-Gitarren durch viel Rhythmus ersetzte - auch mit klatschendem Support vom in dieser Tätigkeit sehr aktiven Publikum.

Erster Nummer-eins-Hit seit langem

"Steh auf, wenn du am Boden bist" war dann der Song, wo es keinen mehr auf den Sitzen hielt. Die Toten Hosen ließen knapp vor dem reichhaltigen Zugabeteil ihre Mitgröl-Klassiker vom Stapel, auch der aktuelle Europameisterschaftshit "Tage wie dieser" passte zu den bekannten Nummern wie "Hier kommt Alex". Der Erfolg der neuen Single erfreut auch den Hosen-Frontmann: "Der letzte Nummer Eins-Hit ist wirklich schon Urzeiten her, es werden wohl die 'Zehn Kleinen Jägermeister' gewesen sein. 'Tage wie diese' hat völlig überraschend ein Eigenleben entwickelt und ist gerade der Hit in Deutschland und in einigen anderen Ländern auch, das freut uns natürlich wahnsinnig."

Minichmayer-Gastauftritt
Die Zugabe brachte dann den Gastauftritt von Campinos Schwester Maria, die mit "No Expectations" rockte - und dann kam Birgit Minichmayr zum "Auflösen". Das mit Campino gemeinsam gesungene Duett sorgte für einige Knisterstimmung, danach der Klassiker "Bommerlunder" für Swing und einen trompetenden Campino, ehe man sich kurz vor der letzten Zugabe durch die grölenden Fans in einem Fußballstadion wähnte.

Morgen ein halbes Jahrhundert
Heute spielen die Hosen noch einmal vor ausverkauftem Haus. Am Freitag wird Campino dann 50 und da wahrscheinlich in der Bundeshauptstadt weilen: "Ich glaube, dass ich in zwei Tagen noch in Wien sein werde, denn ich denke, das ist nicht die schlechteste Stadt, um sich vor zu Hause zu verstecken und all den Glückwünschen, die da auf einen einprasseln. Wir müssen am 23. Juni erst wieder spielen, deswegen wird es eine ruhige Angelegenheit. Ich bin nicht so ein Geburtstagstier."