Die Österreich-China-Connection: FORMAT über die Investments heimischer Firmen!

Von RZB-Repräsentanz über Swarovski bis AT&S Alle Facts: So profitiert auch Österreich von China

Nicht die 3,5 Millionen Soldaten bringen China auf dem Weg zur Weltmacht voran, sondern das Heer fleißiger, billiger Arbeitskräfte, das den beispiellosen Boom im Reich der Mitte trägt. Für den Westen ist das neue Wirtschaftsimperium Bedrohung und Chance zugleich. Auch Österreich profitiert von der China-Connection. FORMAT hat alle Facts!

Susanne Zhang-Pongratz, RZB-Topbankerin in China, ist eine viel beschäftigte Frau. Doch Zhangs Terminkalender ist seit Jahresbeginn noch gedrängter. Der Grund: Die RZB eröffnete im Jänner in der boomenden südchinesischen Stadt Zhuhai ihr drittes Büro im Reich der Mitte, und Zhang-Pongratz agiert dort als Repräsentantin. "Die Dynamik in Zhuhai ist enorm. Die meisten Rohstofftrader wickeln von hier aus ihre Geschäfte ab, und viele Firmen verlagern derzeit ihre Produktion hierher", sagt die RZB-Managerin, die selbst vor zehn Jahren ins asiatische Großreich übersiedelt ist.

Nicht nur die RZB mischt im China-Business kräftig mit. In den wachstumsstarken Industriemetropolen haben sich viele österreichische Topfirmen wie Andritz, Lenzing, Rosenbauer, AT&S, RHI oder Swarovski niedergelassen. Seit 2001 investierten österreichische Unternehmen in China fast eine Milliarde Euro. Ebenso blühend entwickeln sich die Exporte: 2004 beliefen sich die österreichischen Ausfuhren auf über eine Milliarde Euro, importiert wird allerdings das Doppelte.

Kompliziertes China
Doch die Expansion nach Fernost bringt neben Umsätzen auch einiges an Lernerfahrung im Umgang mit der chinesischen Businesskultur. So benötigte die RZB ein halbes Jahr, bis das Büro in Zhuhai überhaupt geöffnet werden konnte. Vorher mussten Genehmigungen von der Zentralbank und den Behörden in Peking und der Lokalregierung eingeholt werden. Derartige Hürden sind in China nicht selten. "Die Vorbereitung vor einer China-Investition ist sehr wichtig", rät Johannes Wesemann, Geschäftsführer des Consultingunternehmens Wesemann, Weissel & Partner. Schließlich führen die unterschiedlichen Sichtweisen zwischen Ost und West oft zu Missverständnissen. Christoph Sedlar, Importleiter bei bauMax: "Wir kauften eine große Menge an günstigen Tischlampen bei einem chinesischen Lieferanten. Zu unserem Erstaunen wurden aber nur Sockel, nicht aber die Lampenschirme zugestellt. Bis wir erkannten, dass es in China üblich ist, beides einzeln zu bestellen."

Sedlar hat aus diesen Anfangsfehlern gelernt. Schließlich stammen rund fünfzig Prozent des bauMax-Sortiments aus China, wenn auch nur ein Bruchteil davon direkt importiert wird. "Ein Drittel unserer Mitarbeiter vor Ort ist nur damit beschäftigt, Kontrollen durchzuführen", sagt Sedlar. "Der Preisdruck steigt und damit auch die Versuchung für die Produzenten, bestellte Komponenten durch billigere Qualität heimlich auszutauschen."

Gute Kontakte sind das A&O
"Guanxi", also Kontakte, sind für Geschäfte im Reich der Mitte besonders wichtig. Auf diese Weise kaufte auch das Kärntner Beteiligungsunternehmen AvW Anteile am chinesischen Finanzdienstleister Cash Financial Services Group (CFSG). "Ich hatte sehr gute Kontakte zu einem chinesischen Vermittler in Deutschland. Er legte uns die Rutsche zur CFSG", erinnert sich Reinhold Oblak, AvW-Vorstand. Nach mehreren Treffen war der Deal besiegelt. "Wir gingen Tausendjährige Eier essen und einigten uns mit einem Handschlang", so Oblak. Heute hält die AvW über fünf Prozent an der CFSG.

Besonders investitionsfreudig sind Österreichs Industriebetriebe. Rosenbauer, Spezialist für Feuerwehrfahrzeuge, gründete vor einem Jahr ein Produktions-Joint-Venture mit dem lokalen Unternehmen Dongguan Yongqiang Vehicles Manufacturing. Denn der chinesische Jahresbedarf beläuft sich auf rund 800 Feuerwehrautos. Ein paar Monate später begann Lenzing den Bau einer Viscosefaserproduktion in Nanjing.

Sogar Bundeskanzler Schüssel reiste zum Spatenstich an. Auch der steirische Leiterplattenhersteller AT&S ist ein großer China-Investor. Über hundert Millionen Euro hat der Konzern, der dort fast 15 Prozent seines Umsatzes lukriert, investiert. Kommenden Herbst soll eine zweite Produktionsstätte in Shanghai um weitere hundert Millionen Euro in Betrieb gehen. AT&S-Chef Harald Sommerer: "Das erste Werk ist hochprofitabel und hat bereits nach sechs Monaten Gewinn geschrieben."

Gute Profite werden in China auch mit Luxusgütern erzielt. In den urbanen Ballungszentren im Osten des Landes ist in den letzten Jahren eine kaufkräftige Mittelschicht herangewachsen. Der Tiroler Kristallhersteller Swarovski etwa unterhält zwischen Peking und Shanghai 80 Verkaufsstellen. Bis 2007 sollen es 130 sein. Die funkelnden Kristalle aus Tirol erfreuen sich großer Beliebtheit: Der China-Umsatz wächst jährlich um dreißig Prozent. Derzeit denkt das Unternehmen sogar darüber nach, eine Swarovski-Kristallwelt in Shanghai - ähnlich jener am Konzernsitz in Wattens - zu errichten.

Luxuskarossen für China
Auch der Salzburger Autohandelskonzern Porsche Holding will seine Luxuskarossen künftig unter die Chinesen bringen. Seit vergangenem Herbst betreibt das Unternehmen in Hangzhou nahe Hongkong eine Audi-Vertretung. Porsche rechnet mit einem Jahresabsatz von 1.500 Fahrzeugen pro Jahr. Klaus Hölbling, China-Experte beim Consultingunternehmen Booz Allen Hamilton, warnt allerdings vor Euphorie: "Die First-mover-Zeit ist vorbei. Es reicht nicht, einfach nur seine Produkte in China zu verkaufen. Wer einsteigen will, braucht eine klare, langfristig ausgelegte Strategie."

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