Der Bayern-Killer

Chelseas Torjäger wird zum großen Held im CL-Finale. Verlierer-Image ist damit passé

von
  • Bild 1 von 5

    Didier Drogba kann doch ein großes internationales Finale gewinnen. Er holt mit dem FC Chelsea die Champions-League-Trophäe nach London.

  • Bild 2 von 5 © Bild: NEWS.AT/Brandtner

    Die UEFA ehrt den Ivorer auch offiziell als "Man of the Match".

Vor dem Nervenkrimi in München war Drogba bereits viermal in einem wichtigen Finale gestanden - nie sollte es mit einem Triumph klappen. Die Zeit der Unvollkommenheit ist für den 34-Jährigen aber jetzt zu Ende.

Vier Final-Niederlagen
Als Kapitän der Elfenbeinküste konnte er Pleiten in zwei Afrika-Cup-Endspielen (2006 und 2012) nicht verhindern. Als er noch bei Olympique Marseille spielte, unterlag er 2004 im UEFA-Cup-Endspiel dem FC Valencia. Last but not least: Die Elfmeter-Niederlage 2008 im Endspiel der Champions League gegen Manchester United. Damals konnte er nicht mehr vom Elfmeter aus treffen, Drogba hatte wegen einer Tätlichkeit zuvor Rot gesehen (116.). Beim ersten Triumph von Chelsea in der Königsklasse wurde nun Drogba zum Spieler des Matches gewählt.

"Mein Ausgleich hat das Spiel geändert. Das Leben ist fantastisch. Ich glaube sehr an das Schicksal. Das ist schon lange vorher geschrieben worden. Dieses Team ist wunderbar, ich widme diesen Pokal allen Trainern und Spieler, die wir hatten", sagte Drogba nach dem vollbrachten Coup.

Steiniger Weg zur Weltspitze
Der Ivorer wurde erst spät von einer breiten Öffentlichkeit als Weltklasse-Fußballer wahrgenommen. Und der Weg dorthin war für den Goalgetter ein steiniger. Als ältestes von sieben Geschwistern wurde er von seinen Eltern als Fünfjähriger von Abidjan zu seinem als Fußball-Profi tätigen Onkel nach Brest geschickt.

Nach drei Jahren kehrte er zwar in die Heimat zurück, aufgrund einer Wirtschaftskrise ging er aber schon wenig später mit der gesamten Familie nach Frankreich. Schön langsam wurden die Talente-Späher auf Drogba aufmerksam. Als dann die Jagd nach dem runden Leder in seinem Leben eine immer stärkere Rolle einnahm und die schulischen Leistungen darunter litten, erteilten die Eltern dem damals 13-Jährigen sogar ein einjähriges Fußball-Verbot.

Lieder, Tänze und Biere zu Ehren Drogbas
21 Jahre später gilt Drogba als einer der besten Stürmer der Welt und hat in seiner Heimat eine Popularität wie kein Zweiter erlangt. Zu seinen Ehren werden Lieder und Tänze komponiert, Mütter geben ihren Kindern den Vornamen des Volkshelden, nach dem auch ein Bier benannt wurde.

Richtig durchgestartet ist Drogba als 23-Jähriger bei Guingamp. In seiner ersten Saison bei dem Club erzielte er 2001/02 in elf Ligue-1-Partien drei Tore, im Spieljahr darauf war er in 34 Auftritten schon 17 Mal erfolgreich. Olympique Marseille wurde auf den physisch starken Angreifer aufmerksam und ließ sich 2003 dessen Unterschrift sechs Millionen Euro kosten.

Diese Investition sollte sich schon bald auszahlen, denn ein Jahr später hatte Drogba 18 Mal in der Liga und 11 Mal im Europacup getroffen - der Einzug ins UEFA-Cup-Finale, die Kür zu Frankreichs Fußballer des Jahres 2004 und der Wechsel um 36 Millionen Euro zu Chelsea waren der Lohn.

Wechsel nach China?
Auch in London stellte Drogba sofort seinen Torriecher unter Beweis. Mit 10 Toren in 25 Partien in seiner Debüt-Saison leistete der Ivorer einen wesentlichen Beitrag zum ersten Titelgewinn der "Blues" nach 50 Jahren. In der Saison 2009/2010 leistete er mit seinen Treffern einen wichtigen Beitrag zum ersten Double-Gewinn des Klubs. Insgesamt hat Drogba 101 Tore in 225 Spielen für die Londoner erzielt - jenes in München könnte aber sein letztes für die "Blues" gewesen sein. Dem 34-Jährigen soll ein lukratives Angebot aus China vorliegen. Aber vielleicht überlegt es sich Klub-Besitzer Roman Abramowitsch doch noch anders.

O-Ton Didier Drogba bei der Pressekonferenz nach dem Finale! Gleich reinhören!