Die Dichands und andere Familiengeschäfte

Wenn nun auch "die Dichands" aus dem Handy von Thomas Schmid herausgekitzelt wurden, stellt sich neben den Ermittlungen der WKStA die Frage: Wer sind die und, wenn ja, wie viele? Und welche Verlegerfamilien haben sonst noch großen Einfluss?

von Medien & Menschen - Die Dichands und andere Familiengeschäfte © Bild: Gleissfoto

Eva und Christoph Dichand als Beschuldigte in Ermittlungen der Wirtschafts-und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA): Das toppt sogar Sebastian Kurz im gleichen Status. Denn solche Verfahren gegen den Ex-Kanzler wirken bereits als Gewohnheitssache. Nun aber trifft es das prominenteste und umstrittenste Verlegerpaar der Republik. Seine Medienmacht ist nachhaltiger als eine Sternschnuppe der Politik. Denn den Dichands gehört die Hälfte der weitaus größten Tageszeitung und sehr viel vom stärksten Gratisblatt. Ganz genau lässt sich Letzteres kaum sagen. Dass die Dichands aber dort das Sagen haben -auch wenn sie es operativ selten tun - ist fix.

Christoph ist Herausgeber der "Krone", Eva von " Heute". Doch die Dichands sind mehr. Das gilt nicht nur mit Bezug auf seine weitere Rolle als nomineller Chefredakteur. Hans Dichand, der 2010 gestorbene Wiedergründer der "Kronen Zeitung", hat ihm, seinen älteren Geschwistern Michael und Johanna sowie der gemeinsamen Mutter Helga je 12,5 Prozent des Titels vererbt, der mittlerweile täglich fast 1,7 Millionen Papierleser und über 700.000 Digital-User hat. Die Funke Mediengruppe aus dem Ruhrgebiet hält die andere Hälfte. An ihr hat sich die Signa-Gruppe des Tiroler Immobilienmagnaten René Benko mit 49 Prozent beteiligt. Ihn bekämpfen die Wiener seitdem noch heftiger als die deutschen Mitgesellschafter in einem schon Jahrzehnte tobenden Machtkampf.

Eva Dichand (50) hat mit all dem geschäftlich offiziell nichts zu tun. Doch die Pluto Privatstiftung, der 24,4 Prozent von "Heute" gehören, führt sie und ihre Kinder als Begünstigte. Die Mehrheit hält dort die Periodika Privatstiftung. Einer ihrer drei Vorstände ist Wolfgang Jansky - einst Pressesprecher von Werner Faymann, als der Ex-Kanzler noch Wiener Wohnbaustadtrat war. Er ist auch Geschäftsführer von "Heute" und besitzt 24,5 Prozent der Website heute.at. Eva Dichand hat ihren gleich großen Anteil Ende 2022 an ein Unternehmen in Vaduz übertragen. Die Mehrheit am digitalen Auftritt und eine Sperrminorität an der Printversion hält die TX Group, neben Ringier das größte private Schweizer Medienhaus. "Heute" hat täglich mehr als 600.000 Papierleser und 700.000 Onlinenutzer. Es ist damit nach der "Kleinen Zeitung" die Nummer drei auf Österreichs Zeitungsmarkt.

Die Hochzeit mit Christoph Dichand (58) 2002 "war das Beste, was ich je in meinem Leben gemacht habe", sagte die als Eva Kriebernegg wie ihr Schwiegervater in Graz geborene Ex-Investmentbankerin dem "trend". Seit sie 2005 Geschäftsführerin und Herausgeberin bei "Heute" wurde, weist sie alle Querverbindungen zur "Krone" von sich, die über private Verhältnisse hinausgehen. Dass die WKStA die Vorwürfe rund um öffentliche Gefälligkeitsinserate in einem Aufwaschen klären will, führt aber zu einem anderen "Family Business" - und zwar dem von Dichands Intimfeind Wolfgang Fellner rund um die Tageszeitungen "Österreich" und oe24. Er ist durch die Auftritte in seinem Fernsehkanal der bekannteste Medieneigner des Landes. Sein adäquater Partner und Bruder Helmuth bleibt seit jeher im Hintergrund. Das gilt auch für dessen Tochter Alexandra, die mit Wolfgangs Sohn Niki mittlerweile offi ziell das Ruder im Familienreich übernommen hat. Er ist wie sein Vater enorm TV-präsent.

Ganz anders agiert Alexander Mitteräcker. Der Sohn von Oscar Bronner leitet bereits seit 2017 den "Standard" und tritt dabei kaum öffentlich auf. Damit erinnert diese Wiener Zeitung in Familienhand an den zurückhaltenden Stil der Verleger in den Bundesländern. Das gilt für Oberösterreich, wo Rudolf Cuturi das marktführende Medienhaus Wimmer rund um die "OÖNachrichten" bereits an die sechste Generation bzw. vier seiner fünf Söhne übergeben hat: Gino, Lorenz, Paolo und Leonardo. Im ebenfalls familieneigenen Medienhaus rund um die "Salzburger Nachrichten" sorgt Maximilian Dasch - namensgleich wie Vater und Großvater - seit zehn Jahren für unauffällige und ruhige Kontinuität. Ähnlich im Ländle, wo bei Russmedia ("Vorarlberger Nachrichten") Eugen A. Russ zwar noch alle Fäden zieht, Eugen B. Russ aber die vierte Eigentümergeneration bereits im Management vertritt. Lediglich in Tirol ist kein Erbe der Moser Holding ("TT") noch im Management des Unternehmens aktiv. Der Witwe und den Familien der ursprünglich fünf Söhne gehören aber 75,1 Prozent. Das Hauptproblem der Dichands hingegen ist, dass sie zwar im operativen Geschäft präsent sind, aber im Gegensatz zu Österreichs anderen Verlegerclans renommierte ausländische Konzerne an Bord haben. Die Ermittlungen der WKStA bergen viel Sprengstoff für diese sensiblen inneren Gefüge.