Hacker machen Infos
Hunderter Politiker publik

Unbekannte Hacker haben einem Medienbericht zufolge persönliche Daten und Dokumente von mehreren hundert deutschen Politikern im Internet veröffentlicht.

von Deutschland - Hacker machen Infos
Hunderter Politiker publik © Bild: Tobias SCHWARZ / AFP

Mit Ausnahme der rechtspopulistischen AfD seien alle im Deutschen Bundestag vertretenen Parteien betroffen, berichtete der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) am Freitag.

Welche Informationen wurden veröffentlicht?

Bei den Informationen handle es sich um Handynummern, Adressen, Chats, Briefe, Rechnungen und Kreditkarteninformationen. Hinweise auf politisch brisante Unterlagen gebe es vorerst nicht. Verbreitet worden seien die Daten und Dokumente über einen Twitter-Account, dessen Inhaber sich selbst mit Begriffen wie "Security Researching", "Künstler" oder "Satire" beschreibe. Wer dahinter steckt, sei noch unklar.

Die Lecks seien Donnerstagabend bemerkt worden, berichtete der RBB. Auf Twitter seien die Informationen aber wohl schon seit den Tagen vor Weihnachten zugänglich gewesen.

Deutsches Cyber-Abwehrzentrum tagt in Krisensitzung

Das nationale deutsche Cyber-Abwehrzentrum trat nach dem Hacker-Angriff auf Politiker und auch Privatpersonen am Freitag in der Früh zu einer Krisensitzung zusammen. In dem Gremium würden die Maßnahmen der Bundesbehörden koordiniert, sagte ein Sprecher des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI).

Dazu zählten der Bundesverfassungsschutz, das Bundeskriminalamt und der Bundesnachrichtendienst. Das BSI habe kurz vor der Veröffentlichung von Medienberichten Kenntnis von dem Hackerangriff bekommen. Über dessen Dimension könne noch nichts gesagt werden.

Laut der Deutschen Presse-Agentur ist auch Bundeskanzlerin Angela Merkel betroffen. In dem Datensatz tauchen demnach unter anderem eine Faxnummer, eine E-Mail-Adresse und mehrere Briefe von der und an die Regierungschefin auf. Nach einem Bericht von "Bild" ist auch der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier betroffen.

Die massenhafte Veröffentlichung der sensiblen persönlichen Daten ist nach Einschätzung der deutschen Justizministerin Katarina Barley (SPD) ein "schwerwiegender Angriff". "Die Urheber wollen Vertrauen in unsere Demokratie und ihre Institutionen beschädigen", erklärte Barley am Freitag. Die Täter müssten rasch ermittelt und ihre möglicherweise politischen Motive aufgeklärt werden. "Kriminelle und ihre Hintermänner dürfen keine Debatten in unserem Land bestimmen", mahnte Barley.

Was ist passiert?


Unbekannte haben im Internet umfangreiche Daten veröffentlicht, vor allem von Prominenten. Augenscheinlich geschah dies über einen längeren Zeitraum, ohne dass es jemandem auffiel. Im Dezember wurden Links zu Datensätzen im Stil eines Adventkalenders von Tag zu Tag auf Twitter veröffentlicht. Das Twitter-Konto war am Freitagmorgen zunächst noch erreichbar, wurde später aber gesperrt. Die Bundesbehörden erfuhren in der Nacht zum Freitag von der Angelegenheit, im Kanzleramt ging die Information laut Vize-Regierungssprecherin Martina Fietz kurz vor Mitternacht ein. Die Regierung nimmt den Vorfall ihren Worten zufolge "sehr ernst".

Wer ist von dem Datendiebstahl betroffen?

Laut dem deutschen Innenministerium geht es um "hunderte" Menschen, darunter Politiker aus dem Europaparlament, dem Bundestag, den Landtagen und auch aus der Kommunalpolitik. Auch E-Mail-Adressen und eine Faxnummer, die mutmaßlich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gehören, wurden veröffentlicht. "Sensible" Daten aus dem Kanzleramt tauchen laut Fietz aber nicht auf. In dem Datensatz finden sich auch mutmaßliche Handynummern von mehreren Bundesministern.

Betroffen sind offenbar Politiker aller im Bundestag vertretenen Parteien außer der AfD. Auch Daten von Künstlern und Journalisten wurden ins Netz gestellt, etwa von der Band K.I.Z. und Moderator Jan Böhmermann.

Was für Daten wurden veröffentlicht?

Es handelt sich um eine Sammlung sehr unterschiedlicher Datensätze. Zum einen wurden E-Mail-Adressen, Handy- und Faxnummern sowie Kreditkartennummern veröffentlicht. Zum anderen waren aber offenbar auch teils sehr private Inhalte wie E-Mails, Chatprotokolle, Briefe und digitalisierte Dokumente dabei. Laut Innenministerium veröffentlichten die unbekannten Täter sowohl "relativ aktuelle" Daten als auch älteres Material.

Welchen konkreten Umfang die Veröffentlichungen haben, ließ sich laut Innenministerium zunächst nicht überblicken. Unklar ist zudem, inwieweit die Informationen und Unterlagen authentisch sind. Vize-Regierungssprecherin Fietz betonte am Freitag, erfahrungsgemäß könnten in derartigen Datenumfängen auch Fälschungen vorhanden sein.

Wer steckt dahinter?

Hier tappen die Behörden offiziellen Angaben zufolge noch völlig Dunkeln. Bisher ist auch noch nicht geklärt, wie die Täter an die Daten kamen. Denkbar sind dabei verschiedene Varianten: Jemand könnte sich in Datenbanken oder Netzwerke gehackt und die Informationen dort gestohlen haben. Oder das Material wurde geleakt, also von jemandem innerhalb eines Netzwerks oder einer Organisation absichtlich nach außen gegeben.

Wie geht es jetzt weiter?

In die Ermittlungen zu dem Fall sind zahlreiche Behörden involviert, darunter das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV), das Bundeskriminalamt (BKA) und Sicherheitsbehörden in den Ländern. Die Bundesanwaltschaft prüft, ob sie sich ebenfalls einschalten sollte. Die Ermittler versuchen herauszufinden, wer hinter der Sache steckt. Laut Innenministerium wollen sie zudem unterbinden, dass die Daten weiter im Internet abgerufen werden können. Betroffene sollen informiert werden und, falls nötig, Hilfestellung dabei bekommen, wie sie jetzt weiter vorgehen sollen.

Kommentare

Mailyn P.

"Grünen-Fraktionschefs laut einem Medienbericht nach dem Hackerangriff auf Politiker im Namen der gesamten Fraktion einen Strafantrag gestellt"
Julian Assange, Edward Snowden, Steuer-CDs,da waren die Grünen noch ausser sich vor lauter Lob. Jetzt wo man selbst von einem Whistleblower betroffen ist schallt der Ruf nach härteren Gesetzen und härtester Bestrafung.
So ändert sich sich die Sichtweise.

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