Den Bullen liegt das Geradeausfahren nicht:
Premiere in Südkorea wird Nervenschlacht

Red Bull wäre von Absage nicht enttäuscht gewesen Drei Rennen vor Schluss fünf Fahrer um den WM-Titel

Den Bullen liegt das Geradeausfahren nicht:
Premiere in Südkorea wird Nervenschlacht

Nicht wirklich viel also, nachdem bei den Rennen in Südkorea, Brasilien und Abu Dhabi noch 75 Punkte zu vergeben sind. Aber nur die ersten drei Piloten können noch aus eigener Kraft Weltmeister werden, die beiden McLaren-Fahrer sind bereits auf fremde Hilfe angewiesen. Zumindest in Korea (8.00 MESZ/live ORF 1, RTL, Sky) sollten sie aber sehr gute Karten haben, weil die längste der drei Geraden auf dem nagelneuen Korean International Circuit (KIC) gleich 1,2 Kilometer lang ist.

Und da gelten die MP4-25 von McLaren als besonders gut. "Ich sehe McLaren in Korea ganz stark", ist auch Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko überzeugt. "Deren Autos mit den starken Mercedes-Motoren sind auf langen Geraden das Maß der Dinge. Und irgendwann wird auch die Pechserie von Hamilton aufhören", so der 67-jährige Österreicher.

Den Bullen liegt die Strecke nicht
Den RB6 von Webber und Vettel liegt dafür der gewundene Teil, also sollte sich Plus und Minus für die "Bullen" die Waage halten. Auf keinen Fall werden die Newey-Wunderwerke aber so dominant sein wie in Budapest oder zuletzt in Japan, wo man Kreise um die Gegner fahren hätte können.

Deshalb wäre Marko gar nicht traurig gewesen, wäre der Südkorea-GP ins Wasser gefallen. "Man hat dort - leider aus unserer Sicht - die Strecke mit der längsten Gerade im ganzen GP-Sport gebaut und die Geraden sind unsere Schwächen. Uns hätte es also nichts ausgemacht, wenn Korea nicht stattgefunden hätte", meinte der Motorsport-Doktor aus Graz kürzlich gegenüber Ö3.

Das Rennen wurde aber in letzter Sekunde bestätigt und damit findet für die gesamte Formel 1 eine Reise ins Unbekannte statt. Die Piloten haben die neue Strecke am Gelben Meer im Simulator getestet, nur Karun Chandhok umkreiste unlängst die halbfertige Piste bei einer PR-Aktion in einem alten Red Bull.

Weiter kein Einser-Fahrer
Im Kampf um beide WM-Kronen gibt es aber bei den in beiden Wertungen führenden "Bullen" nach wie vor keine Bevorzugung eines Fahrers. Da kann selbst Webber-Berater Flavio Briatore seit Monaten sticheln und eine Stallorder zugunsten des Australiers fordern, so oft er will. "Was soll er als sein Manager denn sonst sagen?", winkte RBR-Teamchef Christian Horner ab und freute sich. "Wir haben ein Luxusproblem. Und ich verspreche, dass wir im Titelkampf zwischen Webber und Vettel nicht eingreifen werden."

Webber selbst will in den verbleibenden drei Saisonrennen nicht zur Salami-Taktik greifen, obwohl ihm wohl schon zweite Plätze zum Titelgewinn reichen würden. "Ich muss auch gewinnen, darf nicht defensiv denken", so der 34-jährige Australier.

Den Polster nicht verspielen
Seit Monza und damit drei Rennen ist Underdog Webber an der Spitze der WM-Wertung und obwohl er seinen Vorsprung seitdem scheibchenweise ausbaute, machte ausgerechnet sein fast schon abgeschrieben gewesener Teamkollege Vettel in dieser Phase die meisten Punkte. "Wo auch immer. Ich muss einen weiteren Sieg einfahren", erklärte Webber daher auf BBC. "Ich habe einen Polster, der kann aber schnell verspielt sein."

Alle Vorzeichen für einen Psychothriller sind also gegeben, wird doch wohl der im gleichen Auto sitzende Vettel den meisten Druck ausüben. "Beide sind aber in Japan diszipliniert gefahren und haben auch taktisch mitgespielt", lobte Marko seine beiden Piloten, die sich im Laufe der Saison schon mehrmals in die Haare geraten waren.

Gelassenheit ist Trumpf
Auch wenn Alonso der vermutlich beste Fahrer im Kreis der WM-Anwärter ist, sieht Marko seine austro-englische Truppe klar im Vorteil. "Wir sind vorne, während die anderen angreifen und mehr Risiko nehmen müssen. Das ist unser größter Vorteil, wir können es also gelassener angehen."

Während Vettel nach dem Japan-Sieg eine Ferienwoche einschob, hat man bei Red Bull Racing zu Hause fleißig an neuen Komponenten gearbeitet. "Nur mit diesem Entwicklungstempo kann man in der WM vorne bleiben", erklärte Marko. Immerhin geht es darum, erstmals den WM-Titel zu erobern. Und da bleibt die Linie bei RBR unverändert. "Uns ist egal, ob Webber oder Vettel Weltmeister wird", so Marko. "Hauptsache, es wird ein Red-Bull-Pilot."

(apa/red)