"The Hoff" rockte am Nova Rock

David Hasselhoff begeisterte Samstagnacht zahlreiche Fans im Burgenland

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Festival - "The Hoff" rockte am Nova Rock

Nach halbstündiger Verspätung, die von einem heißen Dudelsackspieler - das Instrument spuckte Feuer - überbrückt wurde, startete der als "Special Late Night 80s"-Show angekündigte Wahnsinn. Ein fünfminütiges Video klärte zunächst vor allem die ganz jungen Besucher über das Phänomen Hasselhoff auf. Es folgten kurze Anrisse seiner Hits samt Kostümwechsel: Zum "Baywatch"-Song im Bademeister-Outfit, "Looking For Freedom" in der blinkenden Lederjacke.

Der holprige Anfang mit "Hey, We Wanna Rock The World" war spätestens beim Video von der Kultserie "Knight Rider", wo er mit K.I.T.T., dem sprechenden Auto als Michael Knight zu sehen war, und dem anschließenden "Jump In My Car" vergessen. Zwischendurch hörte man immer wieder "Hasselhoff"-Sprechchöre. Auch ein Hamburger kam auf die Bühne geflogen. "Don't Hassel the Hoff", konterte er und zeigte sich selbstironisch wie kaum ein anderer Künstler.

Die Fans feierten zu Songs wie "Hooked On A Feeling", "Do The Limbo Dance" - natürlich mit Tanzeinlage einiger auserwählter Nova Rocker auf der Bühne - oder auch "Crazy For You". Absoluter Ausnahmezustand herrschte selbstverständlich beim berühmten "Looking For Freedom", für das sich Hasselhoff Unterstützung von Sunrise-Avenue-Frontmann Samu Haber holte.

Hasselhoff brillierte vor allem in der "Ich pfeif' mir nix"-Kategorie. Die Fans jubelten über das Halb-Playback genauso wie über die schiefen Töne, falschen Einsätze und Fragen, was denn als nächstes drankäme. Eine bessere, genialere als auch skurrilere Show hätte man sich zum zehnten Geburtstag des Nova Rocks als i-Tüpfelchen und Über-Drüber-Highlight wohl wirklich nicht wünschen können.

Iron Maiden mit Kult-Show

Davor waren Iron Maiden am Programm, die noch einmal und zum letzten Mal ihre "Maiden-England"-Show zeigten, mit der sie zwei Jahre um die Welt tourten. Die Gruppe, eines der Flaggschiffe des New Wave Of British Heavy Metal der 80er-Jahre, spielte (fast) ausschließlich Songs aus dem Jahrzehnt, in dem Schwermetall aus England die Rockszene veränderte. "The Trooper", "Aces High", "Wasted Years" und natürlich "The Number Of The Beast" sind die richtigen Gassenheuler für ein rockiges Open Air, dargeboten auf der üppigen, mit Effekten gespickten Bühne der "Seventh-Son-Of-A-Seventh-Son"-Tournee von 1988 mit viel Posen und Theatralik.

Dass die Band eine perfekt eingespielte, lustvolle Performance bot, gebettet in optimalen Freiluftsound, rundete die Freude bei den Fans ab. Nicht zu vergessen: Monster "Eddie" sorgte ebenso für Stimmung wie Sänger Bruce Dickinsons animierende Rufe "Scream for me Austria". Sie schrie, die größte Menge vor einer der Bühnen beim heurigen Spektakel bisher.

Die Reise in die 80er hatte eigentlich bereits am Nachmittag mit Anthrax gestartet. Die Thrash-Speed-Metal-Rap-Formation bretterte höchst unterhaltsam in Bestbesetzung durch ihre Hits - das waren "I Am The Law" oder "Indians" damals wirklich. Heute wirken manche Stücke leicht antiquiert, aber nicht angestaubt (was man von der aufgewirbelten Luft auf den Pannonia Fields in Nickelsdorf nicht behaupten konnte). Da störte es wirklich nicht, dass Anthrax kaum mehr nennenswertes Neues im Talon haben - Hauptsache der Kracher "Antisocial" am Ende klang wüst, aggressiv und aufbegehrend. Für Auszucker sorgte das würdig gespielte AC/DC-Cover "T.N.T.".

Mando Diao mit durchwachsenem Set

Auf der zweiten Bühne, der "Red Stage" probierten am Abend Mando Diao ihren neuen, vom Synthesizer der russischen Marke Aelita (so auch der Name des aktuellen Albums der Schweden) beeinflussten und fabrizierten Sound aus. Der Start fiel bei den hübschen Schweden eher romantisch bis pseudo-mystisch aus: Nachdem Sänger Gustaf Noren mit Weinglas in der Hand leicht angeheitert wirkend über das Leben sinnierte, folgte zum Auftakt ein ruhiges "If I Don't Have You" vom neuen Album. Danach folgte eine dem neuen Sound angepasste Version von "God Knows". Das nicht so dicht gedrängte Publikum - gegen Iron Maiden spielen ist wirklich ein hartes Los - zeigte sich begeistert und sang brav zumindest altbekannte Lieder wie etwa "Welcome Home, Luc Robitaille" und "Long Before Rock 'n' Roll" mit. Flottes kam besonders gut und vor allem wesentlich besser als die zum Teil einschläfernden neuen Songs an.

Zum Finale am zweiten Hauptschauplatz begeisterten Seeed - gern gesehene Festivalgäste - wieder einmal mit ihren groovenden Dancehall- und Reggae-Rhythmen. Die "Marchingband" mit drei Sängern, Trompetern, DJ und Percussion konnte sich auf ihre Hits - etwa "Ding" oder "Molotov" - verlassen. Ein paar Tracks aus dem Solo-Repertoire von Frontman Peter Fox gab es auch zu hören, alles gewohnt spielfreudig und groovig interpretiert, samt abschließenden Furios-Finish "Aufstehn!", dem manche von Strapazen und/oder Alkohol gezeichnete Besucher trotzdem nicht mehr folgen konnten.

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