So wurde sie zur jüngsten
Selfmade-Milliardärin der Welt

Whitney Wolfe Herd träumte von fairen Dating-Apps für Frauen. Mit Bumble läutete sie eine neue Ära des Onlinedatings ein und wurde damit über Nacht zur jüngsten Selfmade-Milliardärin der Welt

von Dating-App - So wurde sie zur jüngsten
Selfmade-Milliardärin der Welt © Bild: Kristen Kilpartick/Bumble

Steckbrief zum Unternehmen

Bumble ist eine Networking-und Dating-Plattform, bei der Frauen die Kontakte aufnehmen. Nur sie können Gespräche starten. Das Unternehmen wurde im Dezember 2014 gegründet und zählt heute zu den vier größten Onlinedating-Plattformen weltweit.

  • Leitung:Whitney Wolfe Herd (CEO)
  • Sitz:Austin, Texas (USA)
  • Branche:Soziale Medien
  • Mitarbeiter: 600
  • Umsatz: 488,9 Millionen (2019)
  • Börsengang11. Februar 2021
  • Modell:"Freemium" - User können die App gratis nutzen und spezielle Inhalte durch Bezahlung freischalten
© Kristen Kilpartick/Bumble Gelb ist nicht nur die Erkennungsfarbe ihres Unternehmens, sie steht außerdem für Optimismus, Intelligenz und Rationalität.

Der Name Whitney Wolfe Herd dürfte hierzulande nur wenigen bekannt sein. Dabei darf sich die heute 31-jährige Mitbegründerin einer der größten und einflussreichsten Apps unserer Zeit nennen, und die kennt beinahe jeder: Tinder.

Die Marketingexpertin und Philanthropin verließ das Unternehmen nach nur zwei Jahren, reichte nach ihrem Abgang sogar Klage gegen Tinder und ihren ehemaligen Chef und Ex-Freund ein. Von sexueller Belästigung, Diskriminierung, Drohungen und missbräuchlichem Verhalten war die Rede.

Ernüchternde Erfahrung und Aufstieg

Der Fall wurde außergerichtlich beigelegt, Wolfe Herd erhielt eine Million Dollar als Abfertigung und Anteile am Unternehmen. Unterkriegen ließ sie sich von diesen ernüchternden Erfahrungen allerdings nicht. Auch wenn sie zuweilen das Gefühl hatte, am Ende zu sein.

Mit Fairness zum Erfolg

Ebendiese Misogynie in der amerikanischen Tech-Bubble und ihre eigenen Erfahrungen mit toxischen Beziehungen nahm die Jungunternehmerin zum Anlass, um einen "Safe Space" für Frauen zu kreieren. Zumindest im digitalen Raum.


Denn auf Bumble machen die Frauen den ersten Schritt. Nur sie können eine Konversation starten. Dadurch werden klassische Geschlechterrollen aufgebrochen und Frauen ermutigt, die Initiative zu ergreifen. Auch dann, wenn die Kontaktaufnahme zu Networking-Zwecken oder zum freundschaftlichen Austausch geschieht.

Networking-App mit Erziehungsauftrag

Wolfe Herd sieht ihr Unternehmen als Möglichkeit, das Verhalten von Menschen im digitalen Raum maßgeblich zu beeinflussen. Eine Networking-App mit Erziehungsauftrag quasi. Antiquierte Geschlechterrollen beim Daten aufzumischen und dabei das Selbstbewusstsein und -verständnis der User zu fördern, gilt als erklärtes Ziel des Unternehmens, dessen Headquarter den Spitznamen "The Hive" ("Bienenstock") trägt und dessen sonnengelbe Corporate Identity bisweilen 42 Millionen Nutzerinnen und Nutzer in 150 Ländern anlockte.

Bumble India betreibt Aufklärungsarbeit

Der jüngste Coup der Powerfrau war, Bumble India auf Schiene zu bringen. Um die Sicherheit der indischen Userinnen zu gewährleisten und gesellschaftlichen Wandel im Land auch offline zu forcieren, führt Bumble regelmäßig Umfragen durch. 83 Prozent der befragten Inderinnen wurden demzufolge online belästigt, 70 Prozent der Befragten gaben an, dass die Belästigungen in Indien seit Beginn der Pandemie um mindestens 70 Prozent zunahmen.

© Copyright S Goodwin/Bumble 2019

Um Cyber Stalking und Bullying entgegenzuwirken, betrieb Bumble Aufklärungsarbeit und schloss sich mit einer indischen Sicherheitsplattform zusammen.

Auch in den USA setzt sich Wolfe Herd im Kampf gegen sexuelle Belästigung ein. 2019 sagte sie vor einem texanischen Ausschuss aus, um die Schaffung eines Gesetzes zu forcieren, das die Verbreitung von ungewollten sexuellen Bildern verbieten will.

»Ich hatte nie gesunde Beziehungen zu Männern, bis ich anfing, welche zu kreieren«

Privat hat Wolfe Herd ebenfalls für Veränderungen gesorgt. Anstatt sich weiterhin mit toxischen Männern herumzuschlagen, hat sie beschlossen, ihr (Liebes-)Leben selber in die Hand zu nehmen. "Ich hatte nie gesunde Beziehungen zu Männern, bis ich anfing, welche zu kreieren. Ich habe ein Ökosystem an gesunden Beziehungen in meinem Leben installiert", sagte sie 2021 in einem Interview mit dem "Time Magazine". Seit 2017 ist sie nun glücklich mit Michael Herd, einem amerikanischen Öl-und Erdgaserben, verheiratet.

Fulminanter Börsengang

Obwohl sich das Paar ganz klassisch offline durch gemeinsame Freunde kennengelernt hat, glaubt die Unternehmerin fest an den Erfolg ihres Produkts. Die App mit dem ikonenhaften Wabenlogo funktioniert mittels "Freemium"-Modell: Download und Nutzung sind kostenlos, spezifische Funktionen können über Bezahlung freigeschaltet werden.

Mehr als zwei Millionen zahlende User verzeichnet das kostenpflichtige Angebot der App aktuell. 2019 konnte das Unternehmen einen Umsatz von 488,9 Millionen US-Dollar erzielen, und auch im Corona-Jahr lief das Geschäft mit der digitalen Annäherung gut. So gut, dass Bumble am 11. Februar 2021 mit einem Startwert von 43 US-Dollar pro Aktie an die Börse ging. Mindestens 1,8 Milliarden Dollar versprach man sich dadurch.

Das wünscht sich die Selfmade-Milliardärin

Durch den Börsengang ihres Unternehmens zählt Wolfe Herd laut dem Bloomberg Billionaires Index nun zu den wenigen Selfmade-Milliardärinnen der Welt. "Ich hoffe, dass dies in Zukunft keine seltene Schlagzeile bleiben wird", so die Unternehmerin über den Börsengang. "Hoffentlich wird es zur Norm."

Obwohl Frauen die Hälfte der Weltbevölkerung ausmachen, verfügen Männer über zwei Drittel des weltweiten Vermögens, und nur fünf Prozent der 500 größten Vermögen weltweit liegen in weiblichen Händen.

Neue Wege einschlagen

Frauen wie Wolfe Herd inspirieren. Auf Instagram lässt sie ihre Fans stets an ihren Erfolgen teilhaben und ermutigt sie dazu, ebenfalls neue Wege zu gehen.

Am Tag des Börsengangs schrieb sie: "Für alle, die einen Tiefpunkt erreicht haben. Für alle, die sich in ihren Beziehungen entmachtet fühlen oder den Schritt in gesündere Beziehungen gewagt haben. Für alle, die den Neuanfang wagen, obwohl es sich wie das Ende anfühlt. Der heutige Tag zeigt, dass wir Grenzen überschreiten können, wenn wir an das Gute glauben.

»Glaubt an euch und verwandelt euren Schmerz in ein Ziel«

Bumble ist die Arbeit eines hart arbeitenden Teams, das sich dafür einsetzt, Frauen zu zeigen, dass sie den ersten Schritt machen können, sollten und auch machen werden. Glaubt an euch und verwandelt euren Schmerz in ein Ziel. Behandelt andere Menschen gut und träumt groß." Ein Mantra, das sich jede Frau zu Herzen nehmen sollte.

488,9 Millionen Dollar erwirtschaftete das Unternehmen im Jahr 2019. Auch im Corona-Jahr lief das Business mit der digitalen Liebe gut