Das Wahrheitsproblem des Stefan Petzner:
Geheimnisse um Jörg Haiders letzte Stunden

NEWS: Warum wurde ein falscher Zeitplan verbreitet? Gegebene und wieder zurückgezogene Interviews

Das Wahrheitsproblem des Stefan Petzner:
Geheimnisse um Jörg Haiders letzte Stunden © Bild: NEWS/Deak

Dabei hatte Stefan Petzner etwas ganz anderes angekündigt: die Wahrheit. Bei der ersten Pressekonferenz zum Unfalltod Haiders sagte er wörtlich: "Wir informieren in dieser Pressekonferenz umfassend, was in dieser Nacht passiert ist." Und: "Ich war mit ihm noch bei einer Veranstaltung in Velden. Er ist dann nach der Veranstaltung mit seinem Dienstauto ins Bärental gefahren und bei Kötzmannsdorf ins Schleudern gekommen."

NEWS deckt auf
Ins Wanken gerät dieser Zeitplan erst, als NEWS am Mittwoch der Vorwoche aufdeckt, dass Haider zum Unfallzeitpunkt stark alkoholisiert war. Petzner bestätigt NEWS prompt und macht auch den Grad der Alkoholisierung öffentlich: 1,8 Promille. Damit wird jedoch auch schlagartig klar, dass Haider sich nicht während der Heimfahrt von Velden von null auf 1,8 Promille hätte trinken können.

Ab der NEWS-Enthüllung rudert auch Petzner zurück. Als klar wird, dass Haider das "Le Cabaret" in Velden schon viel früher - nämlich deutlich vor 23 Uhr - verlassen hatte, erklärt Petzner den Zeitraum nach dem "Le Cabaret" kurzerhand zur "Privatsache". Und das, obwohl er zuletzt in mehreren Interviews mehr Privates zum Besten gegeben hat, als vielen Haider-Fans recht ist.

Einzig: Ein Unfall einer Person öffentlichen Interesses, die alkoholisiert auf einer öffentlichen Straße mit einem Dienstfahrzeug des Landes tödlich verunglückt, kann niemals zur Privatsache erklärt werden.
Auch nicht von Haiders Nachfolger Stefan Petzner.

Der Chauffeur meldet sich
Dabei war schon deutlich geworden, dass der kolportierte Ablauf von Haiders letzten Stunden so nicht stimmen kann. Denn in der "Kärntner Krone" erschien ein Interview mit Haiders Chauffeur Friedl Schager. Und der gab dort zu Protokoll, dass er seinen Dienst am Freitag bereits um 19 Uhr beendet und Haider genau dann den Wagen übernommen hatte.

Haiders letzte Stunden
Tatsächlich traf sich Haider kurz nach 19 Uhr mit einer NEWS namentlich bekannten Person, die bestätigt, Haider "vor Velden" getroffen zu haben: "Bitte lassen Sie mich in Ruhe. Reden S' mit dem Stefan Petzner. Fragen S' den Herrn Petzner. Ich bitt Sie."

Kurz vor 21.30 Uhr taucht Haider dann im "Le Cabaret" in Velden auf, bleibt jedoch kaum länger als eine Stunde. Zeugen berichten später von einer deutlich wahrnehmbaren Meinungsverschiedenheit mit Stefan Petzner, der dies jedoch vehement bestreitet.

Knapp nach 23 Uhr taucht Haider dann im Klagenfurter Lokal "Der Stadtkrämer" auf, das auf der eigenen Homepage bis vor kurzem damit warb, "das Schwulenlokal in Klagenfurt" zu sein.

Laut der an der Wand hängenden Uhr wird Haider dort um 23.20 Uhr zweimal fotografiert, als ein freiberuflicher Fotograf eine Gruppe von Gästen ablichtet. Später wird berichtet, Haider habe beim "Stadtkrämer" kräftig gezecht. Eine Flasche "Puschkin"-Wodka soll konsumiert worden sein.

Warum schweigt Petzner?
Klar ist auch: Stefan Petzner hat mit Haider nach dessen Abfahrt von Velden noch zumindest ein Telefonat geführt. Wann genau das war, wollte Petzner bisher nicht sagen. In einem "ZiB 2"-Live-Interview meinte Petzner gar, er wisse nicht, wann dieses Telefonat stattgefunden habe.

Kurz nach ein Uhr verlässt Haider den "Stadtkrämer". Das Angebot, nachhause gefahren zu werden, soll er abgelehnt haben. Kurz nach 1.15 Uhr stirbt Haider beim Unfall. Sein Blutalkoholwert liegt da bei 1,77 Promille.

Offen bleibt bisher, warum Petzner die Öffentlichkeit über den Ablauf der letzten Stunden Haiders im Unklaren lassen wollte. Darüber kann nur er Auskunft geben.

Doch statt für Klarheit zu sorgen, narrt Petzner Österreichs Medien seit Donnerstag - mit gegebenen und dann zurückgezogenen Interviews oder mit guten Sagern, die er dann partout nicht autorisieren will - wie beispielsweise beim Frauenmagazin Woman. Kurzum: Er verspielt gerade seine Glaubwürdigkeit. Und ohne die hat er schlechte Chancen, der heimischen Politik lange erhalten zu bleiben.

Die Geschichte finden Sie im NEWS Nr. 43/08!