Das Schmankerl für alle Popeye-Fans: Oppulenter Band über die berühmte Comic-Figur

Am 17. Januar 1929 sucht Kastor im Hafenviertel nach einer Besatzung für sein Boot. An der Pier trifft er auf einen salzwassergegerbten Mann im Matrosenanzug mit aufgepumpten Unterarmen, auf denen tätowierte Anker prangen. Kastor entblödet sich nicht, den grantig dreinblickenden Matrosen zu fragen: «Sind Sie Seemann?» – worauf der zurückblafft: «Seh ich vielleicht aus wie ’n Cowboy?» Mit dieser Szene aus E. C. Segars «Fingerhutbühne» schlug die Geburtsstunde von Popeye, dem sturen Seemann, der pro Atemzug mindestens zwei Flüche ausstößt – und das, ohne die Pfeife aus dem Mund zu nehmen.

Das Schmankerl für alle Popeye-Fans: Oppulenter Band über die berühmte Comic-Figur

Weiteres Markenzeichen: wüste Keilereien – gern auch mal mit seiner Angebeteten Olivia Öl oder Poopdeck Pappy, der trotz seiner 99 Jahre noch ordentlich austeilt. Außerdem mit von der Partie: das giftige Seeweib; Alice die Wumme; der verfressene Wimpy; Swee’Pea, das jähzornige Ziehsöhnchen; Eugen der Jeep – und natürlich Bernice, das unumbringbare afrikanische Flucht- und Giggelhuhn.

Im Laufe seiner Karriere wurde Popeye immer mehr zu einem eindimensionalen Grobian. Der ursprüngliche Popeye hat damit nichts gemein. In der vorliegenden Ausgabe sind auf fast 500 Seiten die großen Seeabenteuer des liebenswerten Originals versammelt: in kongenialer Übersetzung, die dem grantigen Seebären erstmals eine eigene Sprache verleiht: «Lot mi an Land, ich pesorch mir wohl pesser ’n Schiff.»

Vor der Geburt der Dailies wurden Comics nur in amerikanischen Sonntagszeitungen gedruckt, in denen sie jeweils eine ganze farbige Seite füllten. Den Anfang dieser Sundays machte «The Yellow Kid» von Richard Felton Outcault, der 1893 startete. E.C.Segars «Plünder Eiland», das erstmals in den Jahren 1932 und 1933 über 37 Sonntagsausgaben verteilt erschien, ist der bekannteste und beste Popeye-Sunday. Die farbige Geschichte erschien erstmals in den Jahren 1932 und 1933. Zusammen mit seinem alten Freund «Salzbacke» Bill Barnacle, dem verfressenen Wimpy und der energischen Olivia macht sich Popeye auf die Suche nach einer mysteriösen Insel, wo «Piratengold, Rubine und Perlen, dick wie Eier» vergraben liegen sollen.

In «Plünder Eiland» hatte übrigens die ebenso unheimliche wie nicht ganz unmenschliche Gehilfin des Seeweibs ihren ersten Auftritt: Alice die Wumme, bei deren Erscheinen Wimpy prompt in Ohnmacht fällt («Wasser bringt mich nicht wieder zu mir, Freunde – nach dem furchtbaren Anblick braucht’s schon einen Hamburger»).

1903 erschien auf den Sportseiten der Chicago American der erste Daily – ein schwarzweißer Comic-Strip, der auf drei Bilder beschränkt war und (werk)täglich eine Fortsetzungsgeschichte weitererzählte. Zuvor waren Comics ausschließlich ganzseitig, farbig und nur in den Wochenendausgaben erschienen – als so genannte Sundays. Mit den Dailies von E.C. Segar wurde Popeye in nur wenigen Jahren zum festen Bestandteil der Folklore Amerikas.

Der Künstler:
Elzie Crisler Segar wurde 1894 als jüngstes von acht Kindern geboren. Mit 18 Jahren entschloss sich Segar, Comiczeichner zu werden. 1919 schuf er die «Fingerhutbühne», in der Popeye von einer Neben- rasch in die Hauptrolle wechselte und eine der erfolgreichsten Comicfiguren aller Zeiten wurde. In den sonst eher trüben Jahren der Great Depression steigerte das sympathische Raubein nicht nur die Comic-Auflagen, sondern ließ auch den Konsum von Spinat in schwindelnde Höhen schnellen. E. C. Segar starb 1938.

Übersetzer;
Ebi Naumann, Jahrgang 1949: Als ihm endlich dämmerte, dass mit Popeyes Bitte, «ihn überssusezzen», kein vergnüglicher Kurztrip über die Elbe gemeint war, befanden die beiden sich schon auf hoher See und würfelten verbissen um die Zielsprache. In einem Punkt hatte er den ollen Seebären immerhin richtig verstanden: «Verknüklich isti Schose wie nix Kutes! Lot mi an Land!»

SERVICE:
Elzie Crisler Segar
Popeye
ca. 464 Seiten, Pappband, fadengeheftet, € 29,90 [D] / sFr 49,90
ISBN 9783936384314