Das bewegte Leben des Altbürgermeisters: Ex-SPÖ-Politiker Helmut Zilk im Kurzporträt

Zehn Jahre lang war er Bürgermeister in Wien Wurde 1993 Opfer der ersten Briefbombenserie

Das bewegte Leben des Altbürgermeisters: Ex-SPÖ-Politiker Helmut Zilk im Kurzporträt

Geboren wurde Helmut Zilk am 9. Juni 1927 im Arbeiterbezirk Favoriten. Er besuchte die Lehrerbildungsanstalt, ab 1947 war er Volks-, dann Hauptschullehrer und absolvierte parallel dazu das Studium der Pädagogik, Germanistik, Psychologie und Philosophie. 1946 wurde er Mitglied des Sozialistischen Lehrerverbandes, 1950 trat er der SPÖ bei.

1955 wechselte Zilk zum Rundfunk. Erst freier Mitarbeiter für Jugendsendungen, baute er ab 1959 federführend das Schulfernsehprogramm auf. Bald begann er als Ombudsmann und wurde mit den "Stadtgesprächen", später auch mit "In eigener Sache" bekannt. Von 1967 bis 1974 war er Programmdirektor im ORF. Danach setzte er seine Tätigkeit als Ombudsmann bei der "Kronen Zeitung" fort. Eine Niederlage erlitt Zilk 1978, als er an Gert Bacher als SP-Kandidat für die ORF-Spitze scheiterte. Dennoch wurde 1978 ein gutes Jahr für den Medienmenschen: Er heiratete seine dritte Ehefrau, den Operetten-und Musicalstar Dagmar Koller.

Station im Unterrichtsministerium
1979 machte ihn der damalige Wiener Bürgermeister Leopold Gratz zum Kulturstadtrat. Fred Sinowatz holte Zilk dann 1983 als seinen Nachfolger ins Unterrichtsministerium. Doch bereits ein Jahr später kehrte Zilk ins Rathaus zurück, und zwar an die Spitze. Als kongenialer Partner des Wiener Bürgermeisters fungierte in dieser Zeit als Vizebürgermeister und SP-Chef Hans Mayr. Als dieser 2006 starb, verabschiedete sich Zilk beim Begräbnis von einem "Lebensfreund" und seinem "anderen Ich".

Ein besonderes Anliegen als Bürgermeister war Zilk das Stadtbild: Ob es die Bekleidung der Fiaker, das Orange der Müllabfuhr oder die Plakatflut war. Zilk kümmerte sich gerne persönlich um diese Fragen. Stets setzte er sich vehement für Ideen ein, die er für gut und richtig hielt - auch wenn sie von anderen Fraktionen oder Parteien kamen. In der eigenen Partei hielt er sich mit Kritik nicht zurück: So warf er in der Diskussion um die SPÖ-Spitze Bundeskanzler Alfred Gusenbauer wiederholt Führungsschwäche vor.

Bei seinen ersten Kommunalwahlen 1987 wurde Zilks Einsatz von den Bürgern noch mit einer hohen Mehrheit von fast 55 Prozent für die SPÖ belohnt. Weniger gut lief es 1991, als die SPÖ im "Roten Wien" an Stimmen erstmals unter die 50-Prozent-Marke rutschte. Eine schwere Niederlage schließlich brachte die Expo-Volksbefragung, bei der die Wiener trotz der massiven Werbung ihrem Bürgermeister die Weltausstellung ablehnten.

Im Dezember 1993 wurde Zilk ein Opfer der ersten Briefbombenserie. Die von der Explosion schwer getroffene linke Hand trug er seither meist in zur Krawatte passender Seide gehüllt. Bereits im Jahr 2006 wurde dann der schlechte Gesundheitszustand des Altbürgermeisters offensichtlich: Er erhielt einen Herzschrittmacher und musste in künstlichen Tiefschlaf versetzt werden. Seither war er auch Dialyse-Patient.

Seiner Bekanntheit und Wirkung in der Öffentlichkeit war sich Zilk stets bewusst, Bescheidenheit dabei nicht die oberste Maxime. So stellte er anlässlich seines 80. Geburtstages im Jahr 2007 in einem "Kurier"-Interview klar, was auf seinem Grabstein stehen sollte: "Nur Zilk. Der Name reicht. Denn es ist ja so: Professoren gibt's Hunderttausende, Direktoren und Hofräte gibt's ein paar Zehntausend, aber Zilk gibt's, außer meinem Sohn und meinem Enkel, nur einen."

Am Freitag verstarb die graue Eminenz der Wiener Sozialdemokratie mit 81 Jahren im Wiener Wilhelminenspital. Er war bereits vor einiger Zeit aus seinem portugiesischen Feriendomizil zurückgekehrt und wegen einer Infektion ins Spital eingeliefert worden.