Kranker Darm -
Was tun?

Jährlich erkranken rund 5.000 Österreicher an Darmkrebs. Durch regelmäßige Vorsorge können bereits Tumorvorstufen erkannt und entfernt werden

von Darmkrebs - Kranker Darm -
Was tun? © Bild: Shutterstock

Unser Darm ist ein Hochleistungsorgan: Er verarbeitet im Laufe des Lebens rund 30 Tonnen Lebensmittel und 50.000 Liter Flüssig­keiten. Billionen von Bakterien, die gemeinsam das sogenannte Mikrobiom bilden, sorgen im Darm dafür, dass wertvolle Nähstoffe aus der Nahrung ins Blut gelangen. Außerdem unterstützen sie das Immunsystem und helfen beim Abtransport schädlicher Stoffe.

In den vergangenen Jahren wurde eine Vielzahl von Krankheiten mit einer veränderten Darmflora in Zusammenhang gebracht: „Es fängt natürlich bei Darmentzündungen und Reizdarm an“, sagt Peter Holzer, Professor für Experimentelle Neurogastroenterologie an der Med Uni Graz. Aber auch bei Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Allergien, sogar bei psychiatrischen Krankheiten wie Depressionen soll das ­Mikrobiom eine Rolle spielen. „Ein Zusammenhang ist natürlich möglich. Schließlich gibt es einen regen Informationsaustausch zwischen Darm und Hirn“, erklärt Holzer. Gleichzeitig warnt der Wissenschaftler vor vorschnellen Schlüssen und davor, einzig eine veränderte Darmflora für die Krankheiten verantwortlich zu machen: „Es gibt zwar bereits viele Daten, und bei vielen Krankheiten ist tatsächlich das Mikrobiom verändert. Es ist aber noch völlig unklar, ob in allen Fällen die Veränderung die Ursache dafür ist oder eine Folge.“

© Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Wien „Bei einem Drittel der beschwerdefreien Menschen werden Polypen entdeckt“ Arnulf Ferlitsch Internist und Darmkrebs­spezialist

Vorsorge und Lebensstil

Auch beim Darmkrebs ist das Mikrobiom der Patienten verändert. 5.000 Österreicherinnen und Österreicher erkranken ­jedes Jahr daran. Der Großteil ist bei der Diagnose zwischen 40 und 75 Jahren alt.

„Je früher der Krebs entdeckt wird, umso besser ist natürlich die Prognose“, sagt Arnulf Ferlitsch, Internist und Darmkrebsspezialist an der Meduni Wien und Leiter der Inneren Medizin bei den Barmherzigen Brüdern in Wien. „Denn durch die Darmkrebsvorsorge können bereits gutartige Polypen erkannt und entfernt werden, bevor daraus Krebs entsteht“, so der Mediziner. Ferlitsch empfiehlt allen Menschen ab 50 Jahren, zur Darmspiegelung zu gehen: „Bei einem Drittel der beschwerdefreien Menschen werden dabei Polypen gefunden. Bei einem Prozent der Untersuchten findet man sogar Darmkrebs.“

Zu Beginn ist Darmkrebs oft symptomlos. „Wer Blut im Stuhl entdeckt oder ­Gewicht verliert, obwohl er seine Ernährungsgewohnheiten nicht ändert, sollte rasch zum Arzt gehen“, rät Ferlitsch.

Sowohl bei der Zusammensetzung des Mikrobioms als auch beim Darmkrebs spielt der Lebensstil eine große Rolle. Nicht zu rauchen, regelmäßige Bewegung und eine gesunde Ernährung gehören dazu. „Es ist wichtig, sich möglichst natürlich, reichhaltig und gemischt zu ernähren und nur wenig industriell erzeugte Lebensmittel zu essen“, sagt Holzer. Auch Ferlitsch rät von stark gewürztem und rotem Fleisch, Wurst und zu fettreichem und hochkalorischem Essen ab, um den Darm gesund zu halten.

Dieser Artikel erschien ursprünglich in der Printausgabe 23 2018

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